USA: Erfreuliche Thanksgiving-Woche
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Erstmals seit langem schlossen die internationalen Aktienmärkte eine Handelswoche wieder mit nennenswerten Kursgewinnen ab. Den Auftakt machte am vergangenen Montag die Meldung, dass die amerikanische Regierung ein umfassendes Rettungspaket für die strauchelnde Citigroup geschnürt hat. In Großbritannien nahmen die Anleger die Absage der geplanten Übernahme von Rio Tinto durch BHP Billiton mit Genugtuung zur Kenntnis. Und in Deutschland machte der Finanzsektor mit der beschleunigten Übernahme der Dresdner Bank durch die Commerzbank erstmals seit längerem wieder positiv von sich reden.
USA: Erfreuliche Thanksgiving-Woche
In der vergangen Handelswoche, die am Donnerstag vom traditionellen Thanksgiving-Feiertag unterbrochen wurde, vermeldeten die US-Börsen beachtliche Kursgewinne. So gewann der Dow Jones Industrial Average knapp 10 Prozent. Die Experten können sich den starken Stimmungsumschwung nicht recht erklären, ist auf konjunktureller Seite doch noch keine Trendwende zum Besseren erkennbar. Folglich müssen eher technische Erklärungen herhalten. So wird auf das traditionell gute Marktumfeld in der Thanksgiving-Woche sowie auf steigende Börsenumsätze in der jüngsten Aufwärtsphase verwiesen, die als erste Vorboten für eine mögliche Bodenbildung gedeutet wurden.
Ausgelöst wurde die jüngste Rallye am vergangenen Montag, als die US-Regierung ein umfassendes Rettungspaket für die krisengeschüttelte Citigroup bekannt gab. Neben einer Kapitalspritze von 20 Mrd. US-Dollar garantierte die Regierung die Übernahme von drohenden Verlusten aus toxischen Wertpapieren der Citigroup von bis zu 306 Mrd. Dollar. Positiv wurde dabei aufgenommen, dass die Position der Altaktionäre dieses Mal nicht so stark verwässert wurde wie bei den Quasi-Verstaatlichungen von Fannie Mae und Freddie Mac. Am Dienstag verkündete die Notenbank Fed zudem ein weiteres Programm zum Ankauf kreditbesicherter Wertpapiere in Höhe von 800 Mrd. Dollar.
In der ebenfalls deutlich unter Druck stehenden amerikanischen Autobranche erzielte die Aktie von General Motors kräftige Kursgewinne, nachdem sie den Verkauf mehrerer Tochtergesellschaften wie Hummer, Saab oder Pontiac publik machte. Damit steigen auch die Chancen, dringend benötigte Unterstützung von der Regierung zu erhalten. Im Konsumsektor präsentierte die Kaffeehauskette Starbucks einen düsteren Ausblick auf das kommende Jahr. Dennoch schloss die Aktie die vergangene Woche mit einem kleinen Plus ab.
Angesichts der immer weiter anschwellenden Rettungspakete, die die amerikanische Regierung für die krisengeplagte Wirtschaft aufgelegt hat sowie der massiven Zinssenkungen durch die Notenbank Fed, fragen sich immer mehr Marktteilnehmer, wann das Thema Inflation das gegenwärtig übermächtige Deflationsszenario wieder ablösen wird. Es wird bereits befürchtet, dass die stimulierenden Maßnahmen übers Ziel hinausschießen. In der Regel führt ein steigendes Preisniveau auch wieder zu höheren Aktienkursen. Doch so weit ist es wohl noch lange nicht. Die aktuellen US-Einzelhandelsdaten weisen auf eine deutliche Zurückhaltung der Verbraucher hin ein schlechtes Omen für das Weihnachtsgeschäft. Und die am Freitag zur Veröffentlichung anstehenden Daten vom Arbeitsmarkt lassen vor allem einen kräftigen Anstieg der Arbeitslosenraten vermuten. Deshalb ist es auch noch keine ausgemachte Sache, dass der Kursanstieg der letzten Woche weiter fortgesetzt werden kann.
Europa: Erstmals seit langem wieder Kursgewinne
Im Fahrwasser der als positiv angesehenen Nachrichten rund um die Citibank verbuchten auch die europäischen Börsen zuletzt kräftige Kursgewinne. Stimulierend wirkten darüber hinaus einige erfreuliche Unternehmensnachrichten diesseits des Atlantiks. Im Rohstoffsektor erteilte die britisch-australische BHP Billiton der geplanten Übernahme des Konkurrenten Rio Tinto eine Absage. Hintergrund war der stark gefallene Börsenwert beider Unternehmen, aber vor allem auch die Flaute an den Rohstoffmärkten. Während sich der Aktienkurs von BHP Billiton um rund 49 Prozent verteuerte, verbuchte Rio Tinto Einbußen von 23 Prozent.
Deutlich erholen konnten sich insbesondere Aktien aus dem europäischen Finanzsektor. Begrüßt wurde vor allem die beschleunigte Übernahme der Dresdner Bank durch die Commerzbank. Es waren bereits Befürchtungen aufgekommen, dass die Commerzbank aufgrund der Finanzmarktkrise von dem Erwerb der Dresdner wieder abrücken könnte. Diese Zweifel wurden letzte Woche endgültig zerstreut. Dabei half nicht zuletzt die Teilnahme der Commerzbank an dem staatlichen Hilfspaket, das die Bundesregierung für den heimischen Finanzsektor geschnürt hat. Denn nun schließt die Commerzbank bereits im Januar die Übernahme der Dresdner vollständig ab. Angesichts der stark gefallenen Börsenkurse kostet die Übernahme fast nur noch die Hälfte des ursprünglichen Preises, doch erhält die Allianz mehr Bargeld für die Dresdner Bank als zunächst geplant. Ihre Beteiligung an der Commerzbank wird letztendlich nur 18 Prozent betragen. Die Börse war erfreut, sodass die Aktien der Commerzbank um fast ein Drittel und der Allianz um rund 40 Prozent zulegten. Deutsche Bank-Titel erholten sich aufgrund der guten Nachrichten aus dem Finanzsektor sogar um beinahe 50 Prozent.
Ausblick
In der kommenden Woche sind nur spärliche Informationen von Unternehmensseite zu erwarten. Zumindest Infineon wird am Mittwoch über den Verlauf des Geschäftsjahres 2008 berichten. Die Börsianer werden ihre Aufmerksamkeit daher vor allem auf die wichtigsten Wirtschaftsdaten lenken. Besonderes Gewicht haben der heute Nachmittag anstehende ISM-Einkaufsmanagerindex der US-Industrie sowie die Sitzungen der Zentralbanken der Eurozone und Großbritanniens am Donnerstag. Die Marktteilnehmer rechnen bei beiden Instituten mit weiteren deutlichen Zinssenkungen. Von den am Freitag anstehenden US-Arbeitsmarktdaten wird wenig Gutes erwartet.
Quelle: Union Investment
Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 174,5 Mrd. Euro verwaltete die Gesellschaft per 31. Dezember 2007. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.
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