Kommentar
17:03 Uhr, 13.08.2008

USA: Einzelhandelsumsätze wegen Autokonsum schwach – keine Anzeichen für eine Konsumzurückhaltung

1. Die Einzelhandelsumsätze sind im Juli mit -0,1 % gegenüber dem Vormonat den Markterwartungen entsprechend gesunken (Bloomberg-Median: -0,1 %; DekaBank: 0,0 %). Wie inzwischen gewohnt belasteten die rückläufigen Umsätze der Autohändler, sodass in der Abgrenzung „ohne PKW“ die Umsätze um 0,4 % gegenüber dem Vormonat angestiegen sind (Bloomberg-Median: 0,5 %, DekaBank: 0,4 %). Die vielfach beschworene Konsumschwäche findet fast ausschließlich im Bereich der Autokäufe statt. Hier sanken die Umsätze im Vergleich zum Vorjahresmonat um über 10 %, was einen Rekordrückgang bedeutet. Im Vergleich hierzu stiegen die Umsätze in der Abgrenzung „ohne Pkw“ um 6,0 % yoy. Dieser Zuwachs reicht zwar nicht an die Werte der Jahre 2004 bis 2006 heran (Durchschnitt: 7,1 %), zudem resultiert er zum Teil aus den hohen Inflationsraten. Dennoch zeigt dies, dass die Konsumenten bislang nicht in einen Käuferstreik getreten sind und weiterhin ihre Einkommenszuwächse zeitnah verkonsumieren. Rechnet man die drei Teilstatistiken Autohändler, Tankstellen und Baumärkte heraus, erhält man die statistische Abgrenzung, die in die Berechnung der privaten Konsumausgaben des Bureau of Economic Analysis für die volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen einfließt (BEA-Abgrenzung). Nach dieser Abgrenzung nahmen die Umsätze um 0,3 % gegenüber dem Vormonat zu. Dies ist zwar schwächer als in den Monaten zuvor, dennoch kann auch hieraus nicht auf eine beruhigende Konsumzurückhaltung geschlossen werden.

2. Neben dem starken Umsatzrückgang der Autohändler sind die Entwicklungen in den weiteren Teilbereichen auffallend unauffällig. Aufgrund der im Juli geringfügig gestiegenen Benzinpreise erhöhten sich die Umsätze der Tankstellenbetreiber nur noch leicht gegenüber dem Vormonat. Weiterhin positiv überraschen die Baumärkte, die als einer der frühesten Bauindikatoren für den laufenden Monat veröffentlicht werden. Der Umsatzanstieg im Juli war zwar mit 0,3 % mom nicht besonders kräftig. Zu beachten ist aber, dass seit März dieses Jahres die Umsätze in diesem Bereich um 4,7 % angestiegen sind.

3. Im vergangenen ersten Halbjahr 2008 war der Anstieg der Rohölpreise und der damit verbundene Kaufkraftverlust der privaten Haushalte die vermutlich gewichtigste Wachstumsbremse für die US-Wirtschaft. Denn anders als in vorangegangenen Phasen mit stark steigenden Benzinpreisen haben die Verbraucher dieses Mal nicht mit einer Verringerung ihrer Sparquote reagiert, sondern mit einer insgesamt geringeren Konsumnachfrage. Seit Anfang Juli sind die Rohölpreise und damit die Benzinpreise deutlich am Fallen. So erfreulich diese Entwicklung ist, sie führt jedoch nur zu einem Wegfall dieses Belastungsfaktors und noch nicht zu einer Erhöhung der Kaufkraft der privaten Haushalte. Denn zumindest bislang entwickeln sich die Benzinpreise nicht viel anders als saisonüblich. Rechnet man den saisonalen Effekt heraus, dann haben in den beiden ersten Augustwochen die Benzinpreise saisonbereinigt gegenüber dem Vormonat stagniert. Aus dem Wegfall des Belastungsfaktors wird erst dann eine zusätzliche Konjunkturspritze, wenn im August die Benzinpreise landesweit im Monatsdurchschnitt unter 3,75 US-Dollar sinken. Darüber hinaus gehen die Benzinpreise saisonal bedingt auch in den Monaten September und Oktober zurück. In diesen Monaten werden die US-Konsumenten saisonbereinigt erst dann entlastet, wenn die Benzinpreise unter 3,65 US-Dollar bzw. unter 3,50 US-Dollar fallen.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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