Kommentar
17:43 Uhr, 14.07.2009

USA: Einzelhandelsumsätze überraschen positiv – keine schwungvolle Erholung

1. Die Entwicklung der privaten Konsumausgaben wird zurzeit von unterschiedlich wirkenden Faktoren bestimmt. Einerseits ist die Entwicklung am Arbeitsmarkt ungewöhnlich schwach. Zudem zeigen die gestiegenen Zinsen für Kreditkartenkredite, dass die privaten Haushalte auch von dieser Seite her belastet werden. Dies spricht grundsätzlich für eine schwache bzw. schrumpfende Konsumtätigkeit. Andererseits ist die Einkommensentwicklung zuletzt überraschend gut gewesen, die Immobilienpreise haben ihre Fallgeschwindigkeit verringert und der negative Vermögenseffekt aus den beiden Winterquartalen dürfte aufgrund gestiegener Aktienkurse im zweiten Quartal deutlich gemildert worden sein. Sowohl die Belastungen als auch die Entlastungen sind vergleichsweise schwerwiegend, sodass die Entwicklung des privaten Konsums in den kommenden Monaten durchaus Spannung verspricht. Die Einzelhandelsumsätze sind im Juni stärker als erwartet um 0,6 % gegenüber dem Vormonat angestiegen, die Entlastungsfaktoren überwogen also wohl die Belastungsfaktoren (Bloomberg-Umfrage und DekaBank: 0,4 %). Der Anstieg resultiert im Wesentlichen aus den gestiegenen Umsätzen der Autohändler und der Tankstellenbetreiber.

2. Entsprechend fällt das Umsatzplus in der Teilabgrenzung „ohne Pkw“ mit 0,3 % mom kleiner aus (Bloomberg-Umfrage: 0,5 %, DekaBank: 0,4 %). Rechnet man auch die Umsätze der Tankstellenbetreiber heraus, dann sind die Umsätze im Vergleich zum Vormonat sogar geringfügig gesunken. In der geläufigen BEA-Abgrenzung haben die Umsätze zum dritten Mal in Folge nahezu stagniert.

3. Das Umsatzplus der Autohändler verwundert aus zwei Gründen: Erstes sanken im Juni die im Vorfeld gemeldeten (inländischen) Fahrzeugverkäufe, wenngleich der statistische Zusammenhang zwischen den Verkaufsdaten und den Einzelhandelsumsätze in den vergangenen Monaten eher gering gewesen ist. Zum anderen beginnt erst im Juli die Abwrackprämie für Altfahrzeuge zu wirken (Cash for Clunkers). Es macht wenig Sinn, im Juni ein neues Auto zu kaufen, wenn man im Folgemonat eine Abwrackprämie erhalten kann. Im Juni dürften also nur diejenigen ein neues Auto gekauft haben, die keine Aussicht auf die Prämie haben oder das Auto schon in diesem Monat dringend benötigten. Das Umsatzplus der Tankstellenbetreiber geht einmal mehr auf die gestiegenen Benzinpreise zurück. Nach unserer Berechnung (man muss die Benzinpreise von saisonalen Einflüssen bereinigen) lagen diese im Juni um rund 7 % höher als im Vormonat. Die Konsumenten haben also kaum mit einem geringeren Verbrauch auf den Benzinpreisanstieg reagiert. Die weiteren Teilstatistiken sind wie im Vormonat auffallend unauffällig. Die Ausschläge der monatlichen Veränderungsraten fallen sowohl im Positiven wie auch im Negativen klein aus.

4. Die Konsumentwicklung im zweiten Quartal überrascht positiv. Noch vor wenigen Monaten gingen wir von einem Rückgang der realen Konsumausgaben von knapp 3 % (qoq, ann.) für diesen Zeitraum aus. Die heutigen Daten bestätigen unsere zwischenzeitlich geänderte Einschätzung, dass die Konsumausgaben im zweiten Quartal zwar schrumpfen werden. Der Rückgang wird aber eher im Bereich von 1 % liegen. Hinzu kommt, dass (anders als bislang von uns erwartet) vermutlich auch im dritten Quartal der private Konsum weiter ansteigen wird, denn die Belastungsfaktoren scheinen im Verhältnis zu den Entlastungsfaktoren an Gewicht zu verlieren. Bislang befinden sich diese Prognoseänderungen aber im allgemeinen Unschärfebereich, dem Prognosen grundsätzlich unterliegen. Die heute gemeldeten Einzelhandelsumsätze passen sehr gut in dieses Bild: Die allgemeine Einschätzung der US-Konjunktur verbessert sich derzeit. Von einer schwungvollen Erholung kann aber weiterhin keine Rede sein.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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