USA: Eine halbe Million weniger Beschäftigte im November
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1. Der Arbeitsmarktbericht für November hätte unseren und den allgemeinen Erwartungen entsprechend den ersten schweren Beschäftigungsabbau in dieser Rezession aufweisen sollen. Die heute vom Bureau of Labor Statistics veröffentlichten Zahlen zeichnen allerdings ein noch viel schlimmeres Bild vom Arbeitsmarkt: Im November sank die Anzahl der Beschäftigten netto um 533.000 Personen (Bloomberg-Median: -335.000 Personen, DekaBank: -350.000 Personen), und die beiden Vormonatswerte wurden insgesamt um knapp 200.000 Stellen nach unten revidiert. Somit lag im September bereits ein schwerer Beschäftigungsrückgang von 400.000 Personen vor. In den vergangenen drei Monaten verschwanden netto insgesamt über 1,2 Millionen Stellen. Solch eine Abwärtsdynamik hat es zuletzt in der Rezession von 1973 / 75 gegeben.
Die Arbeitslosenquote für November überraschte mit einem geringeren Anstieg auf 6,7 % zwar positiv (Bloomberg-Median und DekaBank: 6,8 %), aber diese Entwicklung wurde begünstigt durch einen Rückgang der Erwerbspersonen – es haben sich also in großem Umfang Personen vom Arbeitsmarkt verabschiedet. Ohne Einschränkung positiv überrascht dagegen weiterhin die Lohndynamik. Die durchschnittlichen Stundenlöhne erhöhten sich um 0,4 % mom (Bloomberg-Umfrage: 0,2 % DekaBank: 0,1 %), und die Jahresveränderungsrate erreichte mit 3,7 % den höchsten Stand seit Februar dieses Jahres. Es ist nicht ungewöhnlich für konjunkturelle Abschwünge, dass die Lohndynamik anfangs noch nicht deutlich nachgibt. Mit einer schwächeren Entwicklung ist aber in den kommenden Monaten fest zu rechnen.
2. Mit Ausnahme des Bergbaus, des Gesundheits- und Bildungswesens sowie der Staatsunternehmen wurden für alle Sektoren Beschäftigungsrückgänge gemeldet. Hierbei ist der Beschäftigungsabbau im verarbeitenden Gewerbe durch das Streikende in der Flugzeugindustrie sogar um 27.000 Personen nach oben verzerrt gewesen. Neben den üblichen Verdächtigen (Baugewerbe, Finanzgewerbe) waren es vor allem der Einzelhandel (-91.000 Personen), die unternehmensnahen Dienstleister sowie der Bereich Freizeit und Gastronomie, die sehr ausgeprägte Beschäftigungsrückgänge aufwiesen.
3. Seit Anfang dieser Woche ist es nun amtlich: Das National Bureau of Economic Research (NBER) hat den Beginn der aktuellen Rezession offiziell auf den Dezember 2007 festgelegt. Für die zeitliche Bestimmung von Rezessionszeiträumen verwendet das NBER verschiedene monatliche Indikatoren, wobei die Beschäftigungsentwicklung eine herausragende Rolle zu spielen scheint. Tatsächlich sinkt die Anzahl der Beschäftigten seither. Der Vergleich mit den vergangenen vier Rezessionen zeigt aber, dass die Beschäftigungsentwicklung bis in den Spätsommer dieses Jahres noch moderat verlaufen ist. Erst im Herbst hat die eigentliche Abwärtsdynamik sowohl am Arbeitsmarkt als auch in der Gesamtwirtschaft begonnen. Das Schaubild zeigt, dass die Bandbreite der möglichen Beschäftigungsentwicklung in Rezessionen groß ist. Angesichts des sehr starken Beschäftigungsabbaus im November stellt sich die Frage, ob dies bereits der schlimmste Monat gewesen sein könnte oder ob noch deutlichere Rückgänge drohen. Welchen Umfang Beschäftigungsrückgänge in einzelnen Rezessionsmonaten annehmen können, zeigt die unten stehende Tabelle.
4. Rechnet man vergangene Entwicklungen am Arbeitsmarkt auf die heutige Erwerbsbevölkerung um, dann zeigt sich, dass in einzelnen Monaten Rückgänge von über 800.000 Personen möglich sind. Häufig werden solch starke Rückgänge allerdings durch weniger ausgeprägte Monate ausgeglichen. Die Volatilität am Arbeitsmarkt kann also gerade in Rezessionsphasen sehr hoch sein. Wir rechnen nicht damit, dass in einzelnen Monaten Beschäftigungsrückgänge von mehr als 800.000 Personen wie bis Mitte der Siebzigerjahre gemeldet werden. Ein Grund hierfür dürfte sein, dass Unternehmen heutzutage sehr viel stärker in die Ausbildung ihrer Mitarbeiter investieren und damit die Hemmschwelle für Entlassungen größer geworden ist. Es ist durchaus vorstellbar, dass der Arbeitsmarktbericht für November den höchsten Beschäftigungsrückgang eines einzelnen Monats in der aktuellen Rezession beinhaltet. Bis zum Frühjahr nächsten Jahres dürfte die wirtschaftliche Aktivität jedoch noch so schwach sein, dass weitere deutliche Beschäftigungsrückgänge in einzelnen Monaten bekannt gegeben werden.
Quelle: DekaBank
Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.
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