USA: BIP-Zuwachs in ungeahnten Höhen
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1. Das Bruttoinlandsprodukt hat im abgelaufenen Quartal laut der heutigen Veröffentlichung in zweifacher Hinsicht ein erfreuliches Bild gezeigt: Zum einen ist der Zuwachs des Bruttoinlandsprodukts im dritten Quartal um 7,2 % gegenüber dem Vorquartal (annualisiert) stärker als erwartet ausgefallen (Bloomberg- Umfrage: 6,0 %; DekaBank: 6,4 %). Zum anderen waren es zwar vor allem die amerikanischen Konsumenten, die die Nachfrage entfaltet haben, aber auch die gewerblichen Investitionen und die Exporte haben sehr deutlich zugelegt. Zusammen mit den gesunkenen Erstanträgen auf Arbeitslosenhilfe nähren die heutigen Daten die Zuversicht für die Märkte und die Unternehmen, dass sich die Aufwärtsentwicklung breiter fundiert fortsetzen wird. Dieser Zuwachs, der sogar noch das höchste Plus in der letzten Boomphase übertraf (7,1 % im vierten Quartal 1999) sollte die Erwartungen aber nicht ins Unermessliche wachsen lassen. Im vierten Quartal wäre aus unserer Sicht ein Anstieg des Bruttoinlandsprodukts um 3,5 % bis 4 % nicht als Enttäuschung zu werten.
2. In den vergangenen drei Wochen haben sich die Prognostiker gegenseitig überboten bei ihren Aufwärtsrevisionen für das Bruttoinlandsprodukt im dritten Quartal. Auch wir waren zunächst skeptischer, was die direkte Konsumwirksamkeit der Steuerschecks anging. Tatsächlich kamen die größten Impulse vom privaten Konsum, aber auch die anderen Nachfrageaggregate wiesen Zuwächse auf, sodass die Zusammensetzung des Bruttoinlandsprodukts, trotz der steuerlichen positiven Überschattung des Konsums, insgesamt positiv zu bewerten ist und zuversichtlich für die Zukunft stimmt. Im Einzelnen setzt sich der Anstieg des Bruttoinlandsprodukts wie folgt zusammen:
- Der private Konsum stieg annualisiert äußerst kräftig um 6,6 % (Bloomberg-Umfrage: 6,4 %; Deka- Bank: 6,1 %) und lieferte mit erstaunlichen 4,7 Prozentpunkten den mit Abstand stärksten Wachstumsbeitrag. Trotz der hohen Verschuldung der privaten Haushalte, die sich in der Rezession 2001 nicht korrigiert hat, sind die Steuerschecks auf eine große Ausgabenfreude gestoßen. Im Juli und August sind die Schecks versendet worden und offenbar fast zeitgleich zu einem großen Anteil in Konsum umgesetzt worden.
- Vergleichsweise bescheiden nahm sich der Anstieg der Staatsausgaben um 1,3 % aus. Nach dem starken Zuwachs im zweiten Quartal um 8,5 % wäre allerdings auch ein Rückpralleffekt mit einem Rückgang plausibel gewesen. Für das Plus auf hohem Niveau spielen die Verteidigungsausgaben bei der Befriedung des Iraks eine wichtige Rolle.
- Die gewerblichen Investitionen konnten einen spürbaren Wachstumsbeitrag leisten (1,1 Prozentpunkte) und stiegen deutlich um 11,1 % gegenüber dem Vorquartal an. Dieser Anstieg ist im Ausmaß überraschend, da die monatlichen Frühindikatoren wie beispielsweise die Auftragseingänge oder die Kapazitätsauslastung nicht ganz diese Dynamik vorgezeichnet haben. Da die gewerblichen Bauinvestitionen leicht um 2,4 % gesunken sind, lässt sich als beherrschendes Investitionsmotiv das Ersatzmotiv ausmachen. Denn die Ausrüstungsinvestitionen, die sogar um 15,4 % zugelegt haben, werden noch nicht in neue Werkshallen gestellt, sondern offensichtlich vorrangig an die Stelle veralteter und abgeschriebener Investitionsgüter gesetzt. Der private Wohnungsbau konnte ebenfalls einen unerwartet starken Anstieg um 20,4 % generieren. Die Mortgage Rate war zuletzt noch auf relativ niedrigem Niveau und die Perspektive auf tendenziell steigende langfristige Zinsen könnte zu Vorzieheffekten geführt haben.
- Impulse erhielt der Zuwachs des Bruttoinlandsprodukts auch vom Außenbeitrag: Die Exporte legten kräftig um 9,3 % zu, während die Importe mit einem Plus von 0,1 % gegenüber dem Vorquartal quasi stagniert haben. In der Summe betrug der positive Wachstumsbeitrag vom Außenhandel 0,8 Prozentpunkte. Die Abschwächung der amerikanischen Währung mag hier als Erklärung herhalten. Die währungsseitigen Grundlagen für einen Dreh beim Leistungsbilanzdefizit weg von den Höchstständen sind gelegt. Zusätzlich bedarf es einer hinreichend starken Konjunktur in den Exportmärkten.
- Die Lagerinvestitionen waren der einzige nennenswerte Belastungsfaktor. Sie sanken im dritten Quartal deutlich stärker als von uns erwartet um 35,8 Mrd. US-Dollar und der negative Wachstumsbeitrag betrug 0,7 Prozentpunkte. Dies eröffnet indes Spielraum für einen Lageraufbau, um in den nächsten Quartalen die steigende Nachfrage zu bedienen.
3. Eines ist sicher: Der Zuwachs im dritten Quartal um 7,2 % ist nicht repräsentativ für die weitere konjunkturelle Entwicklung in den Vereinigten Staaten. Sie wird in den kommenden Quartalen wieder in etwas ruhigeren Bahnen laufen. Nicht nur für die Stärke der weiteren Expansion, sondern auch für deren Nachhaltigkeit ist die Entwicklung am Arbeitsmarkt von entscheidender Bedeutung. Der Arbeitsmarktbericht für Oktober (Veröffentlichung am 7. November 2003) wird vermutlich den zweiten Beschäftigungsanstieg in Folge zeigen. Erst später, wenn die monatlichen Beschäftigungszuwächse stabil über 100.000 Personen ausmachen, werden sich über die Stärke des Arbeitsmarktes nachhaltige Impulse für den Konsum ergeben. Ungeachtet dieser Fragestellung ergibt sich aus dem höheren Zuwachs des Bruttoinlandsprodukts im dritten Quartal für unsere Prognose Revisionsbedarf nach oben.
Quelle: DekaBank
Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von rund 122 Mrd. Euro gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands.
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