Kommentar
08:17 Uhr, 02.02.2004

USA: BIP-Zuwachs bleibt hinter den Erwartungen

1. Das Bruttoinlandsprodukt hat im abgelaufenen Quartal laut der heutigen Veröffentlichung insgesamt ein erfreuliches Bild gezeigt, auch wenn die aktuellen Markterwartungen höher gesteckt waren: Das Bruttoinlandsprodukt ist im vierten Quartal um 4,0 % gegenüber dem Vorquartal (annualisiert) kräftig gestiegen (Bloomberg-Umfrage: 5,0 %; DekaBank: 4,9 %). Aus Sicht des Konjunkturprognostikers kann auch die Halbierung der Zuwachsrate gegenüber dem Anstieg im dritten Quartal kein Grund zur Klage sein, denn das Expansionstempo blieb klar über dem Potenzialpfad, und die Zusammensetzung des Wachstums war gesund: Neben den amerikanischen Konsumenten, die eine höhere Nachfrage entfaltet haben, haben vor allem die Gewerblichen Investitionen und die Exporte stark zugelegt. Gerade die positive Entwicklung bei den Gewerblichen Investitionen stimmt zuversichtlich für den Fortgang der konjunkturellen Aufwärtsentwicklung. Insgesamt ist das Bruttoinlandsprodukt im vergangenen Jahr gegenüber dem Vorjahr um 3,1 % gestiegen. Die Rezession 2001 ist lange überwunden und angesichts der günstigen Prognosen für dieses und nächstes Jahr wird auch der Arbeitsmarkt sich sukzessive verbessern.

2. In den vergangenen drei Wochen haben sich die Prognostiker gegenseitig überboten bei ihren Aufwärtsrevisionen für das Bruttoinlandsprodukt im vierten Quartal - zu weit, wie wir heute erfahren haben. Unser Prognosefehler rührt aus einer Überschätzung von nur zwei Nachfrageaggregaten, und zwar den Lagerinvestitionen sowie den Gewerblichen Bauinvestitionen. Bei den übrigen Aggregaten haben die Prognosen gut gepasst. Im Einzelnen setzt sich der Anstieg des Bruttoinlandsprodukts wie folgt zusammen:

- Der Private Konsum stieg annualisiert kräftig um 2,6 % (Bloomberg-Umfrage: 3,0 %; DekaBank: 2,7 %) und lieferte mit 1,8 Prozentpunkten erneut den stärksten Wachstumsbeitrag. Auch ohne die direkten Impulse der Steuerschecks, die im Juli und August versendet worden sind, habe die Haushalte genug Kaufkraft und Zuversicht gehabt, um die Konsumausgaben weiter zu steigern.

- Die Gewerblichen Investitionen konnten erneut einen spürbaren Wachstumsbeitrag leisten (0,7 Prozentpunkte) und stiegen deutlich um 6,9 % gegenüber dem Vorquartal an. Dieser Anstieg ist im Ausmaß positiv zu bewerten, zumal die monatlichen Frühindikatoren wie beispielsweise die Auftragseingänge oder die Kapazitätsauslastung nicht ganz diese Dynamik vorgezeichnet hatten. Da die Gewerblichen Bauinvestitionen leicht um 3,0 % gesunken sind, lässt sich als beherrschendes Investitionsmotiv das Ersatzmotiv ausmachen. Denn die Ausrüstungsinvestitionen, die sogar um 10,0 % zugelegt haben, werden noch nicht in neue Werkshallen gestellt, sondern offensichtlich vorrangig an die Stelle veralteter und abgeschriebener Investitionsgüter gesetzt. Der private Wohnungsbau konnte ebenfalls einen unerwartet starken Anstieg um 10,6 % generieren. Die Mortgage Rate war zuletzt noch auf relativ niedrigem Niveau und die Perspektive auf tendenziell steigende langfristige Zinsen könnte zu Vorzieheffekten geführt haben.

- Impulse erhielt der Zuwachs des Bruttoinlandsprodukts auch vom Außenbeitrag: Die Exporte legten äußerst kräftig um 19,1 % zu, während die Importe nach einem schwachen dritten Quartal auch wieder anzogen hatten und um 11,3 % gestiegen sind. In der Summe betrug der positive Wachstumsbeitrag vom Außenhandel 0,2 Prozentpunkte. Die Abschwächung der amerikanischen Währung mag hier als Erklärung herhalten. Die währungsseitigen Grundlagen für einen Dreh beim Leistungsbilanzdefizit weg von den Höchstständen sind gelegt. Zusätzlich bedarf es jedoch einer hinreichend starken Konjunktur in den Exportmärkten. Absolut beträgt das Defizit beim Außenbeitrag (Exporte minus Importe) 500,7 Mrd. US-Dollar. Das ist zwar immer noch ein sehr großes Ungleichgewicht, aber das höchste Defizit hat es im zweiten Quartal mit 526,1 Mrd. US-Dollar gegeben. Angesichts der weltwirtschaftlichen Belebung und der gemäß unserer Prognosen fortgesetzten Abschwächung der amerikanischen Währung sehen wir hier den Weg geebnet, dass sich das außenwirtschaftliche Ungleichgewicht allmählich verringert.

- Die Lagerinvestitionen sind gegenüber dem Vorquartal um 6,1 Mrd. US-Dollar gestiegen. Wir hatten in unserer Prognose aufgrund der bekannten monatlichen Statistiken eine stärkere Lagerkorrektur eingestellt. Immerhin ging von den Lagerinvestitionen ein positiver Wachstumsbeitrag von 0,6 Prozentpunkten aus. Wir sehen für die kommenden Quartale weiterhin Spielraum für einen Lageraufbau, um in den darauffolgenden Quartalen die steigende Nachfrage zu bedienen.

3. Es gibt insgesamt verschiedene Anlässe, mit den heutigen Konjunkturdaten zufrieden zu sein: Neben dem Bruttoinlandsprodukt wurde noch der finale Januarwert für das Konsumklima der Universität Michigan veröffentlicht. Der bereits gegenüber dem Dezember starke Zuwachs ist noch einmal um 0,6 Indexpunkte auf 103,8 Punkte nach oben revidiert worden (Bloomberg-Umfrage: 103,0 Punkte; DekaBank: 103,5 Punkte). Noch überraschender war der abermals gestiegene Chicago-Einkaufsmanagerindex für Januar, der sich von 61,2 Indexpunkten auf 65,9 Punkte erhöht hat. Vor allem die Produktionskomponente hat sich auf 76,5 Punkte gesteigert (höchster Stand seit Juli 1988). Die Zufriedenheit der Industrieunternehmen ist kaum mehr zu überbieten. Es bleibt zu hoffen, dass sich dieser Indexstand, der weit in der Expansionszone (über 50 Punkte) liegt, für Januar stärker in eine tatsächliche Steigerung der Industrieproduktion (Veröffentlichung am 17 Februar) umgesetzt hat, als dies im Dezember der Fall war. Die Zeichen stehen gut für die gesamtwirtschaftliche Entwicklung in der ersten Jahreshälfte, dass ein Expansionstempo deutlich oberhalb des Potenzialwachstums realisiert werden wird.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von rund 122 Mrd. Euro gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands.

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