Kommentar
19:26 Uhr, 03.09.2004

USA: Beschäftigungsaufbau robust

1. Nachdem in den vergangenen Monaten die Inflationszahlen und die hohen Rohölpreise in den Fokus der Finanzmarktanalysten geraten waren, rückte nun die Arbeitsmarktentwicklung wieder zurück in den Diskussionsmittelpunkt. Nach zwei schwachen Arbeitsmarktberichten in Folge sorgte der Beschäftigungsaufbau im August um 144.000 Personen wieder für Entspannung (Bloomberg-Umfrage: 150.000 Personen, Deka- Bank: 180.000 Personen), zumal die beiden Vormonate um knapp 60.000 Personen nach oben revidiert wurden. Positiv überraschen konnte der Beschäftigungsanstieg in der Industrie um 22.000 Personen (Bloomberg-Umfrage: 15.000 Personen, DekaBank: 10.000 Personen) sowie die Arbeitslosenquote, die sich auf 5,4 % verringerte und die durchschnittlichen Stundenlöhne, die im Monatsvergleich um 0,3 % stiegen.

2. Der Blick in die Teilstatistiken offenbart, dass der Beschäftigungsaufbau nicht auf breiter Basis erfolgte. Zwar erhöhte sich in den beiden Wachstumsbranchen Gesundheits- und Bildungswesen sowie bei den Unternehmensdienstleistern erwartungsgemäß die Anzahl der Beschäftigten am stärksten. Gleichwohl bremsten die Bereiche Handel-, Transport,- u. Versorgungsunternehmen sowie die Informationsdienste den Beschäftigungsaufbau. Der Rückgang im ersten Bereich resultiert vor allem aus einer Beschäftigungsverringerung im Einzelhandel, wobei sich der schwache Einzelhandel im Juli hier zeitverzögert niedergeschlagen hat und sich. Im September kann hier mit einem positivem Rückprall gerechnet werden.

3. Das starke Interesse der Finanzmarktanalysten an den Arbeitsmarktzahlen resultiert einmal aus einer daraus abgeleiteten Einkommensentwicklung und damit auch Konsumentwicklung, sowie der Einschätzung über mögliche Inflationsgefahren aufgrund steigender Löhne. Beides ist notwendig, um eine Vorstellung über die Zinspolitik der FED zu bekommen. Im unteren Schaubild sind die monatlichen Zuwächse der Arbeitseinkommen (Löhne und Gehälter) sowie die der Beschäftigungszuwächse abgetragen. Die Beschäftigungszuwächse wurden hierbei in Milliarden US-Dollar umgerechnet und dabei ein Jahresdurchschnittsverdienst unterstellt. Interessanterweise sind die Arbeitseinkommen in diesem Konjunkturzyklus deutlich früher und stärker angestiegen, als sich dies anhand der Beschäftigungszahlen vermuten ließe. Vergleicht man den Monat März, mit einem Beschäftigungsaufbau von gut 350.000 Personen, und den Monat Juli, mit einem Beschäftigungsaufbau um 73.000 Personen, dann zeigt sich zudem, dass sich die Arbeitseinkommen im ersten Fall schwächer entwickelt haben als im zweiten. Die Entwicklung der Arbeitseinkommen in einem einzelnen Monat kann eindeutig nicht alleine anhand der Beschäftigtenzahlen abgelesen werden. Für die Einschätzung der Situation am Arbeitsmarkt mag der Arbeitsmarktbericht am Anfang eines Monats einen ersten guten Einblick liefern. Entscheidend ist vielmehr die Entwicklung der Arbeitseinkommen, die weniger stark revidiert werden und damit eine stabilere Haltestange zur Beurteilung des Arbeitsmarktes bieten. Die Einkommenssituation der privaten Haushalte gilt derzeit aufgrund der niedrigen Sparquote als angespannt. Für die Einkommensentwicklung der kommenden Monate sind wir gleichwohl zumindest vorsichtig optimistisch und hierfür ist der Beschäftigungsaufbau im August durchaus beruhigend. Bezüglich des Fed-Zinsentscheids am 21. September gehen wir weiterhin davon aus, dass es eine Zinserhöhung um 25 Basispunkte auf dann 1,75 % geben wird.

4. Bereits am vergangenen Mittwoch wurde bekannt, dass der nationale Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe im August mit 59,0 Punkten erstmals wieder unterhalb von 60 Punkte gerutscht ist. Der ISM-Index für das nicht-verarbeitende Gewerbe folgte ihm nun in dieser Richtung und sank auf 58,2 Punkte (Bloomberg-Umfrage: 62,0 Punkte, DekaBank: 63,5 Punkte). Die Beschäftigungskomponente ergab einen leichten Anstieg auf 52,5 Punkte, während die Auftragseingangskomponente auf 58,6 Punkte absackte.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von rund 130 Mrd. Euro gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen