Kommentar
10:11 Uhr, 27.11.2003

USA: Beige Book meldet Expansion

1. Wie die US-Notenbank in ihrem neuesten Überblick über die Wirtschaftsbedingungen in den einzelnen Regionen, dem so genannten Beige Book1, berichtet, setzte sich die Expansion der US-Wirtschaft auch im Oktober und Anfang November auf breiter Ebene fort.

2. Was die Konsumausgaben anbelangt, so berichtete die Mehrheit der Fed-Distrikte von einem Anstieg der Einzelhandelsumsätze im Jahresvergleich. Regional schwächere Umsätze sind auf ein sehr warmes Wetter in manchen Landesteilen zurückzuführen. Die Erwartungen der Händler für die Weihnachtsfeiertage sind im Allgemeinen positiv. Die Einschätzungen über die Autoverkäufe sind allerdings gemischt. Die Autoverkäufe sind anscheinend sehr mit den Finanzierungsanreizen der Autohändler verbunden, die in den letzten Wochen und Monaten zunehmend geringer angeboten wurden. Es wird aber in einigen Distrikten erwartet, dass die Finanzierungsanreize von den Händlern noch einmal aufgelegt werden, um so die Umsätze zu erhöhen.

3. Im Dienstleistungssektor verbesserte sich die Situation ebenfalls auf breiter Front. Im Bankensektor blieb die Kreditnachfrage verhalten. Das Investmentbanking zog dagegen an. Die Kreditvergabekriterien blieb zumeist unverändert. Bei der Vergabe von Hypothekenkrediten zeigten sich die Banken zum Teil aber etwas restriktiver, um zu verhindern, dass der Anteil der Hypothekenkredite einen zu großen Anteil an ihren Portfolios annimmt. In fast allen Distrikten ging die Refinanzierung von Hypothekenkrediten zurück. Die Kreditqualität blieb in den meisten Distrikten gut.

4. Die Aktivität im verarbeitenden Gewerbe stieg in den meisten Distrikten an. Der Distrikt Cleveland meldete sogar, dass nur noch wenige Anbieter über Überschusskapazitäten berichten konnten. Auch im Distrikt Kansas City wurde ein Anstieg der Kapazitätsauslastung vermeldet. Weniger positiv sah die Lage im verarbeitenden Gewerbe der Distrikte Atlanta, Dallas und Richmond aus. Beschäftigungsaufbau wurde aber nur von wenigen Distrikten in diesem Sektor gemeldet. So berichtete die Fed of Dallas, dass das starke Produktivitätswachstum und Outsourcing der Firmen den Beschäftigungsaufbau verlangsame. In den meisten Distrikten gab es keine Änderung in den Investitionsplänen der Firmen zu konstatieren. Die Lage im Energiesektor ist gemischt. Die Anbieter von Naturgas haben die Lager für den Winter gefüllt.

5. Fast alle Distrikte berichteten von einem starken privaten Immobilienbau, der kommerzielle Immobiliensektor bleibt aber wie gehabt schwach. Vom privaten Wohnungsbau wird in den meisten Distrikten im nächsten Jahr eine robuste Aktivität erwartet. Auch im kommerziellen Immobiliensektor wurde erstmals die Situation nicht mehr ganz so schwarz gesehen: Im nächsten Jahr wird ein Anziehen der Aktivität erwartet. Die Leerstände sind aber immer noch hoch.

6. Die Situation auf dem Arbeitsmarkt stabilisierte sich. Einige Distrikte meldeten aber, dass die Unternehmen auf einen nachhaltigen Anstieg der Aufträge warteten, bevor sie neue permanente Beschäftigungsverhältnisse schaffen wollten. Lohn- und Preisdruck ist aber weiterhin nicht zu sehen, auch wenn die Erzeugerpreise zum Teil einen Anstieg erfuhren. Sorgen bereiten allen Distrikten die steigenden Krankenversicherungsbeiträge, die die Firmen zum Teil von der Schaffung neuer Stellen abhielten. Im Bankensektor wird erwartet, dass die Boni zum Teil um über 20 % ansteigen werden.

7. Alles in allem - wie schon im Vormonat - ist das Beige Book vom November somit als unspektakulär zu bezeichnen. Hervorzuheben ist die Stabilisierung des Arbeitsmarktes und unterschwelliger Inflationsdruck bei einem langfristig wichtigen Inflationstreiber: den Gesundheitskosten. Der aber weiterhin schwache Arbeitsmarkt und die immer noch vorhandenen Überschusskapazitäten auf den Gütermärkten sollten helfen, den Inflationsdruck auch 2004 sehr niedrig zu halten. Das Inflationsrisiko besteht daher in erster Linie für 2005. Vor diesem Hintergrund erwarten wir für den nächsten Zinsentscheid der US-Notenbank am 9. Dezember, dass die Fed die Zinsen konstant auf dem jetzigen Niveau von 1 % belassen wird. Die Zinswende wird unserer Erwartung nach im Spätsommer 2004 geschehen.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von rund 122 Mrd. Euro gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands.

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