Kommentar
15:16 Uhr, 03.05.2011

USA: Bankenumfrage mit klaren Aufschwungsignalen

1. Die Bankenkrise stellt nur noch in geringem Ausmaß eine makroökonomische Belastung dar. So werden zwar weiterhin noch Bankenpleiten gemeldet. Hierbei handelt es sich aber nur noch um vereinzelte, zumeist sehr kleine Banken. Insgesamt sind die Erholungstendenzen im Bankensektor unverkennbar. Die gestern Abend von der Fed erhobene Bankenumfrage Senior Loan Officer Opinion Survey (SLOOS) für das zweite Quartal 2011 signalisiert, dass von einem Bremsklotz für die US-Wirtschaft nicht gesprochen werden kann. Vielmehr scheint die Kreditvergabe auf Normalbetrieb zu laufen. Der SLOOS beinhaltet (unter anderem) Informationen zu den

(1) Banken, die eine veränderte Kreditnachfrage seitens der Unternehmen verbuchten,
(2) Banken, die ihre Kreditvergabe-Konditionen für Unternehmen geändert haben,
(3) Banken, deren Zinsdifferenz (aus Kreditzinsen und Refinanzierungszinsen) sich verändert hat.

Der SLOOS wird wie üblich bei den größten knapp 60 Geschäftsbanken erhoben. Dies schränkt weiterhin seine Aussagekraft ein. Denn die Bankenkrise fand vor allem im Bereich der kleinen, regional tätigen Banken statt. Dennoch haben die Ergebnisse des SLOOS den bisherigen Aufschwung sehr gut vorweg gezeichnet und damit den hohen Stellenwert bewiesen. Insgesamt haben sich alle drei Teilbereiche des SLOOS im Vergleich zum Vorquartal verbessert. Die Ergebnisse werden von der Fed nach der Unternehmensgröße unterteilt. Hieran zeigt sich, dass die Verbesserung vor allem im Bereich der kleinen Unternehmen statt fanden. Neben der Krise der kleinen, regionalen Banken stellte die unzureichende Entwicklung der kleineren Unternehmen ein Problem im bisherigen Aufschwung dar. Die kleinen Unternehmen litten unter einer erschwerten Ertragsentwicklung und schwierigen Kredit- bzw. Investitionsbedingungen, was wiederum den Arbeitsmarkt spürbar belastete. Diese strukturellen Probleme lösen sich nach und nach auf. Der SLOOS zeigt, dass sich im zweiten Quartal der Saldo hinsichtlich der Kreditnachfrage leicht verbessert hat. Der Saldo befindet sich nicht auf einem extrem hohen aber auf einem überdurchschnittlich hohen Niveau. Dies passt zu unserer Einschätzung einer weiterhin überdurchschnittlichen Investitionsdynamik der Unternehmen. Die Verbesserung des Nachfragesaldos stellt eine kleine positive Überraschung für uns dar. Wir hatten aufgrund von verschiedenen monatlichen Indikatoren eher mit einer leichten Verschlechterung gerechnet. Deutlich positiv überrascht sind wir vom Umfragewert der sich auf die Entwicklung der Kreditvergabekonditionen bezieht. Hier hat sich der Saldo im zweiten Quartal sehr deutlich verbessert. Nach zwei leichten Rückgängen in Folge hatten wir mit einer weitergehenden Verschlechterung gerechnet. Durch den starken Anstieg im zweiten Quartal befindet sich der Saldowert der Kreditvergabekonditionen auf einem weit überdurchschnittlich hohen Niveau.

2. Die Ergebnisse der Bankenumfrage der Zentralbank deuten für sich genommen eine zeitnahe und spürbare Zunahme der Investitionsdynamik der Unternehmen an. Wir erwarten zwar eine überdurchschnittliche Investitionsdynamik aber keine deutlich zunehmende Entwicklung. Die Erfahrung mit früheren Aufschwüngen zeigt, dass es nicht ungewöhnlich ist, wenn die Saldenwerte des SLOOS in dieser Phase des Aufschwungs zu Übertreibungen neigen. Beispiele für solche Übertreibungsphasen sind die Jahre 1994 und 2004/5. Nach der Enttäuschung über die wirtschaftliche Entwicklung im ersten Quartal 2011 zeigen die Ergebnisse der Bankenumfrage, dass die wirtschaftliche Dynamik grundsätzlich intakt ist. Die Bankenkrise kann zwar noch nicht als vollständig bewältigt bezeichnet werden, weil weiterhin Bankenpleiten stattfinden. Entscheidend für die makroökonomische Entwicklung ist die Bankenkrise aber wohl nicht mehr.

Die Ergebnisse im Einzelnen:

3. Im zweiten Quartal 2011 hat sich der Saldo für die Kreditnachfrage von +16,9 auf +18,5 Punkte verbessert. Ein positiver Wert signalisiert, dass mehr Banken eine gestiegene Kreditnachfrage melden als eine gesunkene. Die Verbesserung des Saldos betraf nur kleinere Unternehmen. Der Saldowert der mittleren und größeren Unternehmen hat sich allerdings nur geringfügig verschlechtert und liegt nach wie vor höher als der Saldo der kleinen Unternehmen. Hier dürfte die Kreditnachfrage also weiterhin stärker sein. Insgesamt signalisieren die Ergebnisse für sich genommen, dass die Unternehmensinvestitionen im zweiten Quartal 2011 im Vergleich zum Vorjahresquartal spürbar an Dynamik gewinnen werden. Gleichwohl hat speziell dieser Umfragewert in vergleichbaren Konjunkturphasen zu Übertreibungen geneigt.

4. Nach zwei Rückgängen in Folge hat sich der Saldo hinsichtlich der Kreditvergabe-Konditionen der Banken gegenüber dem Vorquartal sehr deutlich verbessert. Gemessen wird hier der Anteil der Banken, die ihre Konditionen verschärft haben, abzüglich des Anteils derjenigen, die ihre Konditionen gelockert haben. Dieser Saldo der Kreditvergabe-Konditionen verbesserte sich im zweiten Quartal von -6,2 Punkten auf -15,0 Punkte. Die Verbesserung fand sowohl im Bereich der kleinen als auch der mittleren und großen Unternehmen statt. Der Saldo der Kreditvergabe-Konditionen signalisiert eine deutliche Zunahme bei der Jahresveränderungsrate der Gewerbeinvestitionen. Aufgrund der Vorlaufeigenschaft dieses Indikators gegenüber der Investitionstätigkeit der Unternehmen von ca. zwei bis drei Quartalen würde sich hierdurch eine erneute Zunahme der Investitionsdynamik im Laufe des zweiten Halbjahres 2011 ergeben. Auch hier gehen wir von einer Übertreibung aus.

5. Der Saldo bezüglich der von den Banken verlangten Zinsdifferenz (Differenz aus Kreditzinsen und Refinanzierungskosten) ist von -38,5 im Vorquartal auf -52,3 Punkte gesunken. Damit signalisiert er zum vierten Mal in Folge, dass im Saldo die Banken die verlangte Zinsmarge eingeengt haben. Ein negativer Saldo bedeutet, dass die Unternehmen für Bankkredite einen geringeren Zinsaufschlag zahlen müssen als bisher. Die Ergebnisse lassen zwar keinen Schluss auf die eigentliche Zinshöhe zu. Aufgrund des grundsätzlich niedrigen Zinsniveaus (Leitzinsen, Staatsanleihen), hat die Zinsbelastung der Unternehmen vermutlich nochmals spürbar nachgelassen. Der Saldenrückgang betraf kleinere Unternehmen stärker als größere und mittlere Unternehmen.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 160 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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