Kommentar
12:58 Uhr, 17.08.2010

USA: Bankenumfrage mit freundlichen Signale

1. Die Diskussionen über eine erneute Rezession in den USA beschäftigt inzwischen nicht nur notorische Pessimisten, sondern stellt ein durchaus ernst zu nehmendes Szenario dar: Sollte sich die bislang sehr kräftige Investitionsdynamik der Unternehmen soweit abschwächen, dass sie der schwachen Entwicklung am Arbeitsmarkt entspräche, dann wären nur noch wenig Wachstumsimpulse vorhanden und der Weg zu einer vorübergehend schrumpfenden Aktivität kurz. Die gestern Abend von der Fed veröffentlichte Bankenumfrage Senior Loan Officer Opinion Survey (SLOOS) für das dritte Quartal 2010 hat die Wahrscheinlichkeit eines solch negativen Szenarios verringert: Sowohl die Kreditnachfrage als auch die Kreditvergabe-Konditionen im Bereich der Unternehmenskredite haben sich im Vergleich zum Vorquartal weiter verbessern können. Der SLOOS beinhaltet (unter anderem) Informationen zu den Teilbefragungen hinsichtlich der

(1) Banken, die eine veränderte Kreditnachfrage seitens der Unternehmen verbuchten,
(2) Banken, die ihre Kreditvergabe-Konditionen für Unternehmen geändert haben,
(3) Banken, die die Zinsdifferenz (aus Kreditzinsen und Refinanzierungszinsen) verändert haben.

Wie bereits in den Vorquartalen werden für alle drei Teilbereiche des SLOOS Verbesserungen gegenüber dem Vorquartal ausgewiesen. Aufgrund von monatlichen Umfragen, die von Kreditmanagern erhoben werden, hatten wir mit einer Verschlechterung bei den Kreditvergabe-Konditionen sowie bestenfalls mit einer Seitwärtsbewegung beim Saldo der Kreditnachfrage gerechnet. Somit stellen die Ergebnisse des SLOOS eindeutig eine positive Überraschung dar. Der Saldo bezüglich der Kreditvergabe-Konditionen entsprach im Vorquartal nahezu seinem Durchschnittswert für Aufschwungphasen, sodass nun im dritten Quartal sogar ein überdurchschnittlicher Wert vorliegt. Soweit reicht die Verbesserung des Saldos hinsichtlich der Kreditnachfrage noch nicht. Dieser ist sogar weiterhin leicht negativ, was streng genommen eine noch schrumpfende Kreditnachfrage bedeutet. Der historische Vergleich zeigt aber, dass dies bereits nahezu der Durchschnittshöhe vergangener Aufschwungsjahre entspricht.

2. Die Ergebnisse der Bankenumfrage der Zentralbank sind sehr erfreulich, zumal sich die Befürchtungen einer Verschlechterung der Kreditvergabebedingungen für Unternehmen nicht bestätigt haben. Damit stehen die Signale für eine fortgesetzt gute Investitionsdynamik der Unternehmen nach wie vor auf Grün. Der SLOOS deutet für sich genommen an, dass die Bremswirkungen der Kreditkrise kaum noch eine Rolle spielen. Dies wird durch weitere Teilumfragen, die sich auf die Bereiche Gewerbebau, Wohnungsbau und Konsumentenkredite beziehen, bestätigt. Auch hier zeigen die Umfragen, dass die jeweiligen Saldenwerte zumindest ihren Normalbereich wieder erreicht haben. Zu beachten ist aber, dass an der Bankenumfrage der Fed nur die größeren Banken teilnehmen. Die Probleme im Bankensektor liegen aber offenkundig im Bereich der kleinen (regional tätigen) Banken. Nach wie vor werden wöchentlich Bankenpleiten vom FDIC (dem Einlagensicherungsfonds) gemeldet. Die großen Banken haben im Bereich der Unternehmenskredite einen Anteil von gut 60 % und nur hier kann von relativ normalen Kreditvergabebedingungen ausgegangen werden. Trotz dieser Einschränkung haben die Ergebnisse des SLOOS die im historischen Vergleich außerordentlich starke Investitionsdynamik der Unternehmen in den vergangenen Quartalen relativ gut angezeigt. Somit ist es eher unwahrscheinlich, dass die Investitionsdynamik in den kommenden Monaten jeglichen Schwung verliert. Man kann allerdings aus dem SLOOS derzeit kein Positivszenario ableiten, weil sich die Investitionsdynamik nicht in einer entsprechenden Entwicklung am Arbeitsmarkt niederschlägt. Mit Hilfe der Bankenumfrage lässt sich nicht die Frage beantworten, ob sich an diesen stark divergierenden Entwicklungen in naher Zukunft etwas ändern wird. Der SLOOS stellt somit nur eine gewisse Absicherung dagegen dar, dass es zu einer erneuten Rezession kommt.

Die Ergebnisse im Einzelnen:

3. Im dritten Quartal 2010 hat sich der Saldo für die Kreditnachfrage von -8,2 auf -0,9 Punkte zum fünften Mal in Folge verbessert. Ein negativer Wert signalisiert, dass mehr Banken eine gesunkene Kreditnachfrage melden als eine gestiegene. Die Verbesserung des Saldos betraf sowohl mittlere und größere als auch kleinere Unternehmen und war bei ersteren etwas stärker ausgeprägt. Hier lag mit 1,8 Punkten sogar erstmals seit dem zweiten Quartal 2006 ein positiver Wert vor. Insgesamt signalisieren die Ergebnisse, dass die Unternehmensinvestitionen im dritten Quartal 2010 im Vergleich zum Vorjahresquartal weiterhin recht deutlich im positiven Bereich liegen werden.

4. Zum siebten Mal in Folge hat sich der Saldo der Kreditvergabe-Konditionen der Banken gegenüber dem Vorquartal verbessert. Gemessen wird hier der Anteil der Banken, die ihre Konditionen verschärft haben, abzüglich des Anteils derjenigen, die ihre Konditionen gelockert haben. Dieser Saldo der Kreditvergabe- Konditionen verringerte sich im dritten Quartal von -3,6 Punkten auf -9,0 Punkte. Am deutlichsten hat sich hier der Saldo für kleinere Unternehmen gegenüber dem Vorquartal verbessert. Der Saldo der Kreditvergabe-Konditionen signalisiert eine weiterhin relativ hohe Jahresveränderungsrate bei den Gewerbeinvestitionen. Aufgrund der Vorlaufeigenschaft dieses Indikators gegenüber der Investitionstätigkeit der Unternehmen von ca. zwei bis drei Quartalen zeichnet sich hier eine Abflachung der Investitionsdynamik zur Jahreswende auf hohem Wachstumsniveau ab.

5. Der Saldo bezüglich der von den Banken verlangten Zinsdifferenz (Differenz aus Kreditzinsen und Refinanzierungskosten) ist von 1,1 im Vorquartal auf -40,9 Punkte zurückgegangen. Damit signalisiert er erstmalig, dass im Saldo die Banken die verlangte Zinsmarge eingeengt haben. Ein negativer Saldo bedeutet, dass die Unternehmen für Bankkredite einen geringeren Zinsaufschlag zahlen müssen als bisher. Die Ergebnisse lassen zwar keinen Schluss auf die eigentliche Zinshöhe zu. Aufgrund des grundsätzlich niedrigen Zinsniveaus (Leitzinsen, Staatsanleihen), hat die Zinsbelastung der Unternehmen vermutlich spürbar nachgelassen. Die Saldoverbesserungen betrafen gleichermaßen mittlere und größere als auch kleinere Unternehmen.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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