USA: Bankenumfrage der Fed macht Hoffnung auf zukünftige Erholung der Unternehmensinvestitionen
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1. Seit einigen Wochen deutet die makroökonomische Datenlage eine wirtschaftliche Entspannung an. Die Rezession scheint sich tatsächlich dem Ende zuzuneigen. In diese Richtung weisen auch die gestern Abend von der Zentralbank veröffentlichten Ergebnisse der Bankenumfrage Senior Loan Officer Opinion Survey (SLOOS) für das zweite Quartal 2009, die weiteren Aufschluss über die Entwicklung der nach wie vor schwelende Kreditkrise liefert. Die Teilfragen, die sich auf die Unternehmenskredite beziehen, lassen Schlüsse auf die Investitionstätigkeit im laufenden Quartal zu. Sie bilden im Prinzip die aktuellen finanziellen Rahmenbedingungen für die Investitionsentscheidungen der Unternehmen ab. Von Interesse sind beim SLOOS die Teilbefragungen hinsichtlich der
(1) Banken, die eine veränderte Kreditnachfrage seitens der Unternehmen verbuchten,
(2) Banken, die ihre Kreditvergabe-Konditionen für Unternehmen geändert haben,
(3) Banken, die die Zinsdifferenz (aus Kreditzinsen und Refinanzierungszinsen) verändert haben.
2. Die gestrigen Zahlen zum SLOOS zeigen, dass die Unternehmen ihre Kreditnachfrage auch im zweiten Quartal 2009 extrem deutlich eingeschränkt haben. Dieser Befragungssaldo hatte die Entwicklung der Unternehmensinvestitionen im Vorquartal sehr gut vorgezeichnet, sodass im zweiten Quartal mit einer ähnlich schwachen Entwicklung der Investitionstätigkeit zu rechnen ist. Allerdings stellen wir hier auf die Jahresveränderungsrate der gewerblichen Investitionen ab, die sich im zweiten Quartal alleine schon aufgrund von Basiseffekten verschlechtern sollte. Einen Rückgang der gewerblichen Investitionen um knapp 38 % (ann.) gegenüber dem Vorquartal, wie noch im ersten Quartal gesehen, deuten die Befragungsergebnisse über die Kreditnachfrageentwicklung sicherlich nicht an. Erfreulicher sieht es bei den Teilergebnissen für die Kreditvergabe- Konditionen aus. Hier hat sich der Anteil der Banken, die ihre Konditionen verschärft haben, deutlich verringert. Nicht ganz so stark ausgeprägt ist die Entwicklung bezüglich der Zinsdifferenz, wo sich der Saldo etwas zögerlicher von seinem Hochpunkt aus dem vierten Quartal 2008 verbessert hat.
3. Bei der Kommentierung der Ergebnisse der Bankenumfrage vor einem Quartal hatten wir darauf hingewiesen, dass die realwirtschaftlichen Auswirkungen des immensen Finanzmarktschocks in den Hintergrund rücken, während die eigentliche Kreditkrise nun deutlich sichtbarer wird. Gemessen an dem extremen wirtschaftlichen Abschwung im Winterhalbjahr 2008/9 wäre jetzt eigentlich ein sehr starker konjunktureller Erholung zu vermuten. Bei aller Erleichterung darüber, dass sich die Situation an den Finanzmärkten entspannt und sich die US-Rezession in ihrer Schlussphase befindet, darf jedoch nicht übersehen werden, dass die Zeit danach unserer Prognose zufolge eher einem zyklischen Trauerspiel gleicht. Verantwortlich hierfür ist die Kreditkrise, die es der US-Wirtschaft nicht ermöglicht, über einen Zeitraum von eineinhalb Jahren BIPZuwachsraten von knapp 5 % (qoq, ann.) zu erzielen, wie es sonst zu Beginn eines Aufschwungs üblich ist. Wir gehen (inklusive der Auswirkungen des umfangreichen Konjunkturpakets) in den ersten sechs Aufschwungsquartalen von einem durchschnittlichen BIP-Wachstum um 2,5 % (qoq, ann.) aus. Die gestrigen Zahlen zur Bankenumfrage passen grundsätzlich zu diesem Konjunkturszenario. Der Finanzmarktschock mag realwirtschaftlich verdaut sein und die Entspannung an den Kapitalmärkten von Dauer sein, aber die Kreditkrise ist noch nicht vorbei. Sie stellt einen erheblichen Belastungsfaktor für den konjunkturellen Aufschwung dar. Positiv sticht die Entwicklung der Kreditvergabe-Konditionen hervor. Berücksichtigt man einen zeitlichen Vorlauf dieser Zeitreihe gegenüber den gewerblichen Investitionen von zwei Quartalen, dann signalisieren diese Ergebnisse eine sehr viel bessere Entwicklung als wir derzeit erwarten. Nimmt man den Befragungssaldo wörtlich, dann dürften die gewerblichen Investitionen nach einer Stagnation im zweiten Quartal ab dem dritten Quartal sehr deutlich ansteigen. Wir gehen derzeit davon aus, dass die gewerblichen Investitionen erst im ersten Quartal 2010 wieder ansteigen werden. Dieser Teil der Bankenumfrage passt also eher zu unserem Positivszenario.
Die Ergebnisse im Einzelnen:
4. Im zweiten Quartal 2009 hat sich der Saldo für die Kreditnachfrage von -59,1 auf -62,0 Punkte nochmals verschlechtert. Ein negativer Wert signalisiert, dass mehr Banken eine gesunkene Kreditnachfrage melden als eine gestiegene. Die Verschlechterung des Saldos betraf ausschließlich kleinere Unternehmen. Im Bereich der mittleren und größeren Unternehmen blieb der Befragungssaldo auf dem extrem niedrigen Vorquartalsniveau. Insgesamt signalisieren die Ergebnisse, dass die Unternehmensinvestitionen im zweiten Quartal im Vergleich zum Vorjahresquartal nochmals stark gesunken sein werden.
5. Zum zweiten Mal in Folge hat sich der Saldo der Kreditvergabe-Konditionen der Banken gegenüber dem Vorquartal verbessert. Gemessen wird hier der Anteil der Banken, die ihre Konditionen verschärft haben, abzüglich des Anteils derjenigen, die ihre Konditionen gelockert haben. Dieser Saldo der Kreditvergabe- Konditionen verringerte sich im zweiten Quartal 2009 von 66,7 Punkten auf 41,0 Punkte. Er befindet sich damit auf einem Niveau, das in den beiden vorherigen Rezessionen ebenfalls erreicht wurde. Der Saldo signalisiert für sich genommen, dass sich die Jahresveränderungsrate der Unternehmensinvestitionen im zweiten Halbjahr 2009 deutlich verbessern könnte, was starke Anstiege gegenüber dem Vorquartal bedeuten würde.
6. Der Saldo bezüglich der von den Banken verlangten Zinsdifferenz (Differenz aus Kreditzinsen und Refinanzierungskosten) zeigt an, dass nach 90,5 % im Vorquartal nun 77,1 % der Banken die verlangte Zinsmarge ausgeweitet haben. Ein positiver Saldo bedeutet, dass die Unternehmen für Bankkredite einen höheren Zinsaufschlag zahlen müssen als bisher. Weiterhin signalisiert der Saldo für die Zinsdifferenz für sich genommen eine sehr starke Schrumpfung der Investitionstätigkeit im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.
Quelle: DekaBank
Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.
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