USA: Aufwärtstrend ins Stottern geraten
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Nach einer Vorberichtssaison, die kaum mit negativen Überraschungen aufwartete, hat die Wall Street ab Mitte Juli eine bislang ebenso wenig spektakuläre Q2-Berichtssaison eröffnet. In einem vorläufigen Fazit, das die Mehrzahl der trendbestimmenden "Heavy Weights" mit einbezieht, erscheint der im Vorfeld aufgebaute vorsichtige Optimismus durchaus begründet. So war vorab eine Gewinnsteigerung von 5,3 Prozent für den Gesamtmarkt erwartet worden. Allerdings konnte die Mehrzahl der Unternehmen positiv überraschen: Nachdem knapp Dreiviertel der S&P500-Unternehmen ihr Zahlenwerk präsentiert haben, errechnet sich für die ausgewiesenen Gewinne auf bereinigter Basis ein Anstieg von 7,1 Prozent zum Vorjahr. Zu berücksichtigen ist allerdings, dass die Vergleichsrechnungen auf operative Nettoergebnisse abstellen, die wichtige Sonderbelastungen insbesondere im Zuge von Restrukturierungen ausklammern. Hinzu kommt, dass die Verkaufszahlen der international operierenden Konzerne oftmals von spürbaren Steigerungen der Auslandsumsätze profitierten, die von der USDSchwäche begünstigt wurden. Per saldo lässt sich zur Jahresmitte die Einschätzung fortschreiben, die sich schon nach dem Auftaktquartal herauskristallisierte. Denn trotz erkennbarer Verbesserungstendenzen fehlen weiterhin nachhaltige Aufschwungsignale in der Breite, die das Aufwärtsmomentum der Wall Street bereits auf kurze Sicht deutlich beleben könnten.
Ertragsfantasie vorerst begrenzt
Weiterhin scheint die Gewinnentwicklung der USUnternehmen noch kein wesentlicher Treiber der Börsenkurse zu sein. Kaum ein Unternehmen mit "Benchmark-Charakter" für den Gesamtmarkt kann auf durchgreifend verbesserte Auftragszahlen verweisen. Insbesondere im Industriesektor resultieren die Erholungstendenzen der Ertragsbasis noch vorwiegend aus optimierten Kostenstrukturen bzw. Produktivitätssteigerungen der Firmen. Somit erachten wir die Ertragsfantasie der US-Börse als nach oben begrenzt und stufen die Markterwartungen für Q3 und Q4/2003 weiterhin als optimistisch ein. Zwar ist der leicht nach oben gerichtete Trend der Gewinnrevisionen auch im bisherigen Verlauf der Quartalsberichtssaison intakt geblieben. Davon sind aber vorwiegend die Sektoren Technologie, Finanzwerte und Healthcare begünstigt, auf die der Markt seine Favoriten zunehmend eingeengt hat. Auch erscheinen die Gewinnerwartungen für die zweite Jahreshälfte für den Gesamtmarkt mit einem Zuwachs von rund 10 Prozent weiterhin optimistisch. Dahinter steht ein Marktszenario, das eine anziehende Gewinndynamik der Unternehmen im Zuge einer sukzessive voranschreitenden Konjunkturbelebung unterstellt. Fallweise enttäuschende Wirtschaftsdaten erhöhen folglich das Risiko von begrenzten Zwischenkorrekturen. Zudem stehen die in Erwartung künftiger Gewinnsteigerungen bereits vorgelaufenen Marktbewertungen einem markanten Zinsanstieg seit den Renditetiefs von Mitte Juni gegenüber. Unverändert günstig stufen wir das Liquiditätsumfeld dank anhaltend hoher Zuflüsse bei US-Aktienfonds ein. Wir rechnen vorerst mit einer breiteren Seitwärtsphase bei wenig ausgeprägter Kursdynamik, der ein flacherer Aufwärtstrend nachfolgen sollte.
Treasuries wieder vor Entspannung
Mitte Juni erreichten 10-jährige Treasuries ein historisches 45-Jahrestief. Dem folgte seither ein markanter Richtungswechsel um über 130 Basispunkte. Optimistischere Konjunkturerwartungen, sich auflösende Deflationsängste, die Ankündigung des Finanzministeriums über ein deutlich erhöhtes Emissionsvolumen zur Kreditaufnahme sowie Verkäufe institutioneller Anleger verstärkten die Eigendynamik. Hinzu kam die währungsbedingt abnehmende Attraktivität von Treasuries. In den Kursverlusten sehen wir zunehmende Übertreibungen der Märkte, die sich wieder korrigieren sollten. In den kommenden Monaten rechnen wir daher wieder mit einer Annäherung an die Vier- Prozent-Marke.
Quelle: Activest
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