Kommentar
09:52 Uhr, 20.09.2016

USA auf Vernichtungsfeldzug gegen europäische Unternehmen?

Erst VW, nun die Deutsche Bank: in den USA werden hohe Strafen gegen ausländische Unternehmen verhängt. Ist das alles nur Zufall?

Die Strafen, die in den USA gegen ausländische Unternehmen verhängt werden, sind teils so hoch, dass die Existenz der Unternehmen auf dem Spiel steht. Letztes Beispiel ist die Deutsche Bank. Mit einer geforderten Entschädigungssumme rund um die Subprime Krise von 14 Mrd. Dollar muss man sich ernsthaft Sorgen um die Zukunft der Bank machen.

Die Deutsche Bank ist an der Börse keine 17 Mrd. Euro wert. Demgegenüber steht eine Strafe von 14 Mrd. Dollar oder 12,5 Mrd. Euro. Da muss man nicht lange rechnen, um zu erkennen, dass es hier richtig ums Eingemachte geht. Die DB Aktie verlor vergangene Woche entsprechend deutlich an Wert.

Betrachtet man die 14 Mrd. im Vergleich mit anderen Strafen, dann befindet sich die DB allerdings in guter Gesellschaft. Amerikanische Banken mussten in den vergangenen Jahren teils mehrfach Milliardensummen in die Hand nehmen, um Prozesse abzuschließen. Die ursprünglichen Forderungen waren dabei höher als die letztendlich gezahlten Summen.

Auch die Deutsche Bank wird am Ende nicht 14 Mrd. Dollar zahlen müssen. In ähnlichen Fällen mussten Banken am Ende ein Drittel bis zur Hälfte der ursprünglichen Forderung zahlen. Selbst wenn für die DB am Ende „nur“ 5 Mrd. Dollar übrig bleiben, ist das ein herber Schlag. Die Bank hat Schwierigkeiten überhaupt Gewinne zu erwirtschaften. Eine so hohe Strafe würde nicht die Ertragslage treffen, sondern das Eigenkapital.

US-Banken erwirtschaften hohe Gewinne. Die Strafen haben daher den ausgewiesenen Gewinn reduziert. Wenn ein Unternehmen aber keinen Gewinn schreibt, dann muss das Geld aus den Rücklagen kommen.

Die Deutsche Bank ist nicht der einzige Fall, indem man sich fragt, ob die US-Behörden nicht gezielt gegen ausländische Unternehmen vorgehen. Sehr viel eindrücklicher als der DB Fall ist der Fall rund um Volkswagen. Betrachtet man die Höhe von Strafzahlungen, die in der Vergangenheit verhängt wurden, sticht VW schon deutlich hervor.


Natürlich kann man nicht nachweisen, ob hinter den hohen Strafen gegen ausländische Unternehmen System steckt. Es ist jedoch auffällig. Die USA behalten sich zudem das Recht vor Strafen für Vorgänge zu verhängen, bei denen man nicht unbedingt sofort den Zusammenhang sieht.
Ein Unternehmen, welches in den USA Geschäfte macht, kann belangt werden, wenn es in anderen Ländern gegen Gesetze verstößt. Selbst wenn ein Unternehmen in den USA nur minimale Umsätze erzielt kann es eine Milliardenstrafe erhalten, wenn es z.B. in Thailand Schmiergelder zahlt. Ein Unternehmen sollte natürlich grundsätzlich nicht gegen Gesetze verstoßen. Wenn es jedoch dazu kommt, wieso behalten sich dann die USA vor, Strafen aufzubürden?

Wie dem auch sei, die Optik ist nicht ganz rein. Beweisen kann man nicht, dass Behörden unverhältnismäßig gegen ausländische Unternehmen vorgehen. Woher solche Vermutungen aber kommen, kann man gut nachvollziehen.

Clemens Schmale

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9 Kommentare

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  • Unbedingt
    Unbedingt

    American way of live - Wer es im Geschäftlichen nicht schafft, seine Konkurrenten niederzumachen, versucht es mit seinen Anwälten. Das ist ein uraltes Spiel. Deswegen brauchen die ja so komplizierte Verträge mit allen. Die Blamage ist, dass in der Deutschen Bank offenbar Leute sitzen oder saßen, die das nicht durchschauten. Auch Daimler hat ja damals tüchtig Federn gelassen.

    17:46 Uhr, 20.09.2016
  • Sherry1
    Sherry1

    Ich liebe Verschwörungstheorien und die Analysen von Clemens. :-)

    Spinnen wir mal weiter..... ist die Anklage gegen Apple eine Reaktion, eine Antwort? Sehen wir einen beginnenden Rechtskrieg oder soll das die TTIP Verhandlungen beschleunigen?

    Zu VW: Der Betrug am Staat und Kunden ist schon gewaltig. Mir gefällt, dass Unternehmen lernen, dass Gesetzesverstöße sich nicht rentieren. Offenbar hat hier die Risikoanalyse bei VW nicht funktioniert.

    15:44 Uhr, 20.09.2016
  • tourguide
    tourguide

    Es ist nicht zu übersehen, dass ein Interesse besteht Macht auch Europa auszuüben. Man kann es im Zusammenhang mit den derzeitigen TTIP-Verhandlungen sehen. Wir sind für die USA genauso ein Land wie Iran, Polen oder Japan. Wir werden nach den gleichen Regularien behandelt. Für die USA ist es einfach Bestandteil ihrer Außenpolitik, schwächere Länder nach ihren Gusto zu behandeln. Sie setzten überall ihre Vormachtstellung ein, um wirtschaftliche Interessen zu behaupten. Wen das jetzt erst auffällt, dem ist nicht mehr zu helfen. Deshalb ist es so ein Wahnsinn keine eigene geostrategische Außenpolitik zu bestreiben, Betriebssysteme aus dem fernen Land zu betreiben und auch noch die Netzwerkkomponenten von dort zu beziehen. mit der Überwachung werden denen ja die Beweise frei Haus geliefert. Oder glaubt noch irgentjemand das die CIA für Terrorbekämpfung zuständig ist ;-)))

    11:25 Uhr, 20.09.2016
    1 Antwort anzeigen
  • netzadler
    netzadler

    der verdacht ist schwerlich aus der welt zu schaffen.

    DB wird eine Strafe von 6 Milliarden nach jetztiger Lage nicht überstehen. die Substanz ist einfach zu schwach für das aktuelle wettbewerbsumfeld. möglicherweise gibt es bis zur Wahl auch keinen deal, da das ganze zum Politikum geworden ist.

    das Geschäft ist stark beeinträchtigt, CDS aktuell bie 220 Punkten, (Unicredit z,B. nur bei 180, CS nur bei 130), das ist ein erheblicher Nachteil.

    DB ist für mich am markt zum abschuss frei gegeben, die geier im Ausland warten schon. ich halte die Fusion mit der coba politisch unvermeidbar, sozusagen alternativlos.

    10:47 Uhr, 20.09.2016
  • Chronos
    Chronos

    Clemens wird ja langsam zum Ersatz-Andreas ;-)

    An der Sache ist schon was dran.

    Es wird halt Cash aus der Kolonie gemolken. Beispiele aus UK gibt es selten bis gar nicht.

    (Kenne keine).

    Es gibt aber noch mehr Beispiele und man sollte nicht vergessen, das so gut wie jede

    Dax-AG schon "verhaftet" ist, sie sind als ADR handelbar. Und das geht nie mehr zurück.

    Andere Beispiele.

    Krones mit der Betrugsgeschichte die einen kompletten Jahresumsatz gekostet hat. (Umsatz nicht Gewinn).

    Für Leoni wird das auch nicht lustig.

    Es kommt ja nie umgekehrt. Schadenersatz von VW in Deutschland, AIG Kunden in Europa oder einfach mal Tesla verklagen. Nur Kosten und keine Aussicht auf Erfolg.

    10:35 Uhr, 20.09.2016
  • kopfsache
    kopfsache

    wo ist das problem. wer sich mit dem teufel einlässt sollte feuerfest sein.

    da darf michl nochmal ordentlich in die tasche greifen für die schlipsträger! ich würde mehrwertsteuererhöhung auf 25%vorschlagen.

    09:58 Uhr, 20.09.2016
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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