Kommentar
19:34 Uhr, 05.03.2004

USA - Arbeitsmarktbericht enttäuscht

1. Der Arbeitsmarktbericht für Februar ist eine herbe Enttäuschung. Die Anzahl der Beschäftigten erhöhte sich zwar um 21.000 Personen, erwartet worden war aber ein Zuwachs um 130.000 Personen (DekaBank: 110.000 Personen). Zudem wurden die beiden Vormonate insgesamt um 23.000 Personen nach unten revidiert, sodass in der Summe "aktuelle Zahl plus Revision" nicht einmal ein kleiner Beschäftigungsaufbau übriggeblieben ist. Die Arbeitslosenquote stagnierte dagegen wie erwartet bei 5,6 %, und die durchschnittlichen Stundenlöhne erhöhten sich um 0,2 % gegenüber dem Vormonat. Die Finanzmärkte reagierten heftig auf diese schlechten Daten: Der Dax sank um 45 Indexpunkte (erholte sich im weiteren Verlauf aber), die zehnjährigen Renditen für US-Staatsanleihen sanken um 20 Basispunkte auf unter 3,85 % und der Euro stieg auf über 1,24 US-Dollar.

2. Der Beschäftigungsaufbau im Januar um 97.000 Personen beruhte zu gut zwei Dritteln auf einem Sondereffekt im Einzelhandel. Dies hatten wir in unserer vorsichtigeren Prognose auch berücksichtigt, sodass gerade der geringere Beschäftigungsaufbau in den weiteren Dienstleistungsbranchen für uns enttäuschend ist. Insgesamt stieg die Anzahl der Beschäftigten in den Dienstleistungsbranchen um 46.000 Personen. Im produzierenden Gewerbe wurde die Anzahl der Beschäftigten um 25.000 Personen verringert. Dies lässt sich aufgrund der geringen Bautätigkeit und dem damit einher gehenden Beschäftigungsabbau im Baugewerbe erklären. Dass die Anzahl der Beschäftigten in der Industrie nur um 3.000 Personen gesunken ist (Bloomberg-Umfrage: -2.000 Personen; DekaBank: -10.000 Personen) mag man positiv bewerten. Schließlich lässt sich dies als Indiz für eine Arbeitsmarktstabilisierung auch in dieser Branche bewertet. Jedoch wäre es vermessen zu glauben (unabhängig von einem Indexstand der ISM-Beschäftigungskomponente von über 56 Punkten), dass in der Industrie ein Beschäftigungswunder vor der Tür steht.

An dem heutigen Arbeitsmarktbericht lässt sich nichts beschönigen. Dabei ist nicht entscheidend, dass die Anzahl der Beschäftigten so schwach gestiegen ist, sondern dass dies der vierte Arbeitsmarktbericht in Folge ist, der enttäuscht hat. Das Problem besteht hierbei nicht in der konjunkturellen Entwicklung im ersten Halbjahr 2004, da bis Sommer dieses Jahres mit Steuerrückerstattungen aus dem vergangenen Jahr gerechnet werden kann. Diese stellen eine zusätzliche Einkommensquelle für die privaten Haushalte dar, die zwar den privaten Konsum weiterhin auf Expansionskurs halten sollte, die dann aber zunehmend versiegt. Der Zeitraum, in dem der Arbeitsmarkt Beschäftigungszuwächse generieren muss, die dieses Versiegen kompensieren, wird mit jedem enttäuschenden Arbeitsmarktbericht kürzer. Zumal im Gegensatz zum Arbeitsmarktbericht für Dezember (für den zunächst nur ein enttäuschender Beschäftigungsaufbau um 1.000 Personen vermeldet worden war) beim heutigen Arbeitsmarktbericht kaum von einem "Ausrutscher" gesprochen werden kann, sodass für die von uns eingestellte Beschäftigungs- und Einkommensentwicklung durch die heutigen Daten ein Abwärtsrisiko entstanden ist.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von rund 131 Mrd. Euro gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands.

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