Kommentar
18:24 Uhr, 08.10.2004

USA: Arbeitsmarkt lässt an Dynamik vermissen

1. Die Entwicklung des Arbeitsmarktes ließ auch im September zu wünschen übrig. Die Zahl der Beschäftigten stieg nur um 96.000 Personen, während sich die Revision der Vormonate mit -4.000 Personen insgesamt in Grenzen hielt. Die Bloomberg-Umfragen hatten sich mit einem Anstieg um 150.000 Personen ein weiteres Mal als zu optimistisch gezeigt, während wir mit einer negativen Überraschung gerechnet hatten (130.000 Personen). Erwartungsgemäß blieb dagegen die Arbeitslosenquote mit 5,4 % unverändert. Neben dem schwachen Beschäftigungsaufbau war auch die Entwicklung der durchschnittlichen Stundenlöhne mit einem Anstieg um 0,2 % sowie die Stagnation der durchschnittlichen Wochenarbeitszeit mit 33,8 Stunden enttäuschend, sodass die Einkommensentwicklung voraussichtlich auch im September nur moderat ausfallen wird. Nach Angaben vom Bureau of Labor Statistics haben die Hurrikane im Südosten des Landes zwar den Beschäftigungsanstieg gebremst, allerdings spielte dieser negative Effekt in der gesamten Statistik nur eine untergeordnete Rolle.

2. Die Schwäche der Beschäftigungsdynamik insgesamt lässt sich auch in den Teilbereichen wiederfinden. Überraschend, aber nicht entscheidend, ist der Beschäftigungsabbau im verarbeitenden Gewerbe um 18.000 Personen (Bloomberg-Umfrage: +10.000 Personen, DekaBank: +5.000 Personen). Während zu Beginn des Jahres das verarbeitende Gewerbe äußerst stark produzierte und Beschäftigung aufbaute, reicht scheinbar die moderate Abkühlung seit Mitte des Jahres aus, um die Beschäftigungsdynamik in diesem Bereich auszubremsen. Im Unterschied zum verarbeitenden Gewerbe, von dem ohnehin kein Beschäftigungswunder erwartet werden kann, ist eine solche Entwicklung im Dienstleistungsgewerbe betrüblich. Mit Ausnahme der Staatsunternehmen (+37.000 Personen) fiel der Beschäftigungsaufbau in allen Bereichen, insbesondere im Gesundheits- und Bildungswesen und bei den Informationsdiensten, ernüchternd aus.

3. Die konjunkturelle Entwicklung ließ bis Mai dieses Jahres nichts zu wünschen übrig. Der private Konsum war, trotz Ölpreis- bzw. Energiekostenbelastung, stark. Die Unternehmen investierten kräftig und monatliche Beschäftigungszuwächse von über 300.000 Personen im März und April rundeten das Gesamtbild ab. Seit Juni hat sich dieses Bild geändert. Zwar sind wir gerade dabei, unsere BIP-Prognose für das dritte Quartal 2004 aufgrund eines stärkeren privaten Konsums in den Bereich von etwa 4 % (qoq, ann.) nach oben zu revidieren. Hierbei handelt es sich allerdings teilweise um vorgezogenen Konsum aus dem vierten Quartal 2004, sodass wir dieses im gleichen Maße nach unten revidieren werden. Hinzu kommt, dass sich der Ölpreisanstieg von Mai bis September nicht in einem Kaufkraftverlust niedergeschlagen hat, da beispielsweise die landesweiten Benzinpreise rückläufig gewesen sind. Seit der letzten Septemberwoche steigen diese aber nach Angaben von EIA (Energy Information Administration) wieder an, sodass in den kommenden Wochen eine Kostenbelastung auf die privaten Haushalte zukommen wird. Was hat dies mit dem heutigen Arbeitsmarktbericht zu tun? Der private Konsum und damit die konjunkturelle Entwicklung insgesamt wurde in den ersten fünf Monaten zwar durch den Ölpreis belastet, die Steuerrückerstattungen und eine äußerst gute Lohn- und Gehaltsentwicklung konnten dies aber überkompensieren. Während von der Fiskalpolitik aufgrund der angespannten Haushaltslage weitere Impulse kaum zu erwarten sind, ist vor allem der Arbeitsmarkt als Einkommensquelle gefragt. Bereits bei der Kommentierung des letzten Arbeitsmarktberichtes wiesen wir darauf hin, dass sich die (Arbeits-)Einkommen und Beschäftigungsentwicklung nicht parallel entwickeln müssen. Dennoch zeigen die Beschäftigungszuwächse um durchschnittlich 100.000 Personen in den vergangenen vier Monaten, dass der Arbeitsmarkt eher auf der Stelle tritt, und damit auch die Konjunktur langsam an Dynamik verlieren wird.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von rund 130 Mrd. Euro gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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