Kommentar
22:06 Uhr, 06.08.2004

USA: Arbeitsmarkt im Sommerloch

1. Der Entwicklung des US-Arbeitsmarktes kommt mit dem steigenden Rohölpreis eine noch stärkere Schlüsselrolle in Bezug auf die weitere konjunkturelle Entwicklung in den USA als bisher zu. Steigende Rohölpreise ziehen einen Kaufkraftentzug der privaten Haushalte nach sich, sodass zwar in nominaler Rechnung der private Konsum stark ist, aber in realer Rechnung, also preisbereinigt, weniger übrig bleibt. Damit bedarf es für einen anhaltend dynamischen Konsum einer positiven Beschäftigungsentwicklung. Die lässt im Augenblick jedoch auf sich warten: Die Anzahl der Beschäftigten stieg im Juli lediglich um 32.000 Personen. Diese Zahl lag deutlich unterhalb der allgemeinen Erwartungen, wir hatten mit einer Enttäuschung gerechnet (Bloomberg-Median: 240.000 Personen; DekaBank: 210.000 Personen). Zudem wurden die beiden Vormonate um insgesamt 61.000 Personen nach unten revidiert. Die Verringerung der Arbeitslosenquote auf 5,5 % (Bloomberg-Median und DekaBank: 5,6 %) fand im Gegensatz zu den Beschäftigtenzahlen an den Finanzmärkten keine Beachtung.

Die Reaktionen an den Märkten waren deutlich: Die 10-jährigen US-Renditen sanken binnen weniger Minuten um 20 Basispunkte auf zeitweise unter 4,20 %. Auch die deutschen Märkte wurden in Mitleidenschaft gezogen: Der DAX verlor 40 Punkte, die 10-jährigen Renditen für deutsche Staatsanleihen gingen um 10 Basispunkte zurück. Der Euro-Dollar-Kurs stieg unmittelbar nach der Datenbekanntgabe um rund 2 Cent.

2. Der Blick in die Teilstatistiken zeigt keine branchenspezifischen Auffälligkeiten, die schwache Entwicklung zog sich über alle Bereiche hinweg. Die stärksten Beschäftigungsverluste verzeichneten der Finanzsektor und die Versicherungen sowie der Handels-, Transport- und Versorgungssektor. Nennenswerte Zuwächse wurden für die Unternehmensdienstleister und das Gesundheits- und Bildungswesen gemeldet.

3. Kaum sind die zweiten enttäuschenden Beschäftigungszahlen in Folge veröffentlicht worden, schon hört man die Frage, ob denn jetzt die nächste Rezession in Sicht sei. Ohne Zweifel sind die heutigen Daten nicht das, was sich die Analysten gewünscht haben. Schon allein deshalb nicht, weil sie die Unsicherheit bezüglich der Wachstumsprognosen erhöhen. Allerdings ist es in der Beschäftigungsstatistik nicht ungewöhnlich, dass es Dellen wie die aktuelle gibt. Zudem können zukünftige Revisionen die heutigen Zahlen in wenigen Monaten in besserem Lichte erscheinen lassen. Wir gehen weiterhin davon aus, dass die stabile wirtschaftliche Expansion auch in den nächsten Monaten ihre Wirkungen am Arbeitsmarkt zeigen wird und Beschäftigungszuwächse im Bereich von 200.000 bis 250.000 Personen veröffentlicht werden. Alles andere wäre vor dem Hintergrund der hervorragenden Stimmung bei den Unternehmern und den Verbrauchern aus unserer Sicht wenig fundierte Spekulation.

4. Was jedoch jetzt schon sichtbar ist und weshalb wir unsere Prognose für das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts im Jahr 2004 nochmals etwas nach unten nehmen werden, ist die aktuelle Entwicklung des Ölpreises. Der hohe Ölpreis wird sich im dritten Quartal erneut dämpfend auf den (realen) Konsum auswirken, sodass eine Zuwachsrate des Bruttoinlandsprodukts etwa im Bereich von 3 % wahrscheinlich ist. Danach rechnen wir jedoch wieder - auch dank der zukünftig wieder besseren Arbeitsmarktzahlen - mit Veränderungsraten im Bereich des Potenzialwachstums von etwa 3,5 %.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von rund 130 Mrd. Euro gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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