Kommentar
13:21 Uhr, 08.02.2007

USA: 2006 schwächstes Produktivitätsjahr seit 1997

1. Die Produktivität erhöhte sich im vierten Quartal nach vorläufigen Angaben des Bureau of Labor Statistics (BLS) um 3,0 % gegenüber dem Vorquartal. Dies war stärker als zuletzt von den Märkten und von uns erwartet (Bloomberg-Umfrage: 2,0 % qoq, ann.; DekaBank: 1,8 %). Schwächer als erwartet nahmen die Lohnstückkosten mit 1,7 % (qoq, ann.; Bloomberg-Umfrage: 2,1 %; DekaBank: 2,5 %) zu. Nach den stärkeren Ausschlägen in den ersten drei Quartalen des vergangenen Jahres liegen die Zuwächse im Schlussquartal von 2006 in der Nähe des jeweiligen Trendwachstums.

2. Beide Überraschungen lassen sich durch einen unerwartet kräftigen Anstieg des Outputs erklären. Dieser nahm um 4,2 % (ann.) gegenüber dem Vorquartal zu. Typischerweise ist der Output mit dem Bruttoinlandsprodukt eng korreliert, für das das Bureau of Economic Analysis vergangene Woche ein Anstieg von 3,5 % (qoq, ann.) gemeldet hatte. Allerdings sind leicht unterschiedlich hohe Zuwächse in einzelnen Quartalen in den beiden Statistiken nicht ungewöhnlich. Der Zuwachs der geleisteten Arbeitsstunden war im vierten Quartal eher unauffällig. Bereits im Vorfeld bekannt war, dass die Löhne und Gehälter aus der Verteilungsrechnung der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung im vierten Quartal mit einem Zuwachs von 6,1 % (qoq, ann.) im Vergleich zu den Vorquartalen wieder an Fahrt zugenommen haben. Der Anstieg der Entlohnung pro Stunde um 4,8 % (qoq, ann.), der ebenfalls eine Zunahme der Dynamik signalisiert (Q2: -1,2 %; Q3: 3,1 %), ist daher nicht überraschend.

3. Neben den Lohnstückkosten werden vom BLS auch Stückkosten der Unternehmen berechnet, die nicht in den Bereich von Löhnen und Gehälter fallen. Diese Nicht-Lohnstückkosten verringerten sich im vierten Quartal um 1,6 % (qoq, ann.). Anhand der Lohn- wie auch der Nicht-Lohnstückkosten lässt sich die Kostensituation der Unternehmen ableiten. Hier hat sich im vergangenen Halbjahr einiges getan, denn die Jahresveränderungsrate hat sich von fast 7 % im vierten Quartal auf rund 3 % verringert. Hintergrund hierfür sind sicherlich die deutlich gefallenen Energiepreise in diesem Zeitraum. Da wir nicht davon ausgehen, dass sich die Energiepreise in den kommenden Monaten weiter verringern sollten, dürfte dieser Effekt auslaufen. Dennoch ist es bemerkenswert, wie deutlich entspannter sich die Kostenseite der Unternehmen in diesem Zeitraum entwickelt hat.

4. In den vergangenen Jahren hat sich das Produktivitätswachstum langsam abgeschwächt. Insbesondere zyklische Gründe lassen sich hierfür anführen. So verbirgt sich hinter den kräftigen Wachstumsraten von 2002 und 2003 auch ein Teil von Entlassungsproduktivität. Im Jahr 2006 erhöhte sich die Produktivität um 2,1 %, und dies ist der niedrigste Wert seit 1997. Zwar hat sich die Dynamik des Outputs (sprich des Bruttoinlandsprodukts) im vergangenen Jahr insgesamt abgeschwächt. Gleichwohl haben die Unternehmen nicht im gleichen Maße mit einer schwächeren Entwicklung der Neueinstellungen reagiert. Erkennbar ist dies auch an der Entwicklung der Lohnstückkosten, die seit 2002 eine zunehmende Dynamik aufweist. Im vergangenen Jahr erhöhten sich die Lohnstückkosten um 3,2 %. Einen ähnlich hohen Wert gab es zuletzt im Jahr 1998. Es folgte damals eine etwas schwächere Entwicklung im Jahr 1999, die sich in etwa mit unserer Prognose für das Jahr 2007 deckt. Auffallend sind dann allerdings die Entwicklungen des Jahres 2000, die sich zeitlich mit dem Jahr 2008 vergleichen lassen könnten. Derzeit gehen wir allerdings nicht davon aus, dass sich sowohl die Entwicklung der Produktivität aber vor allem auch die der Lohnstückkosten des Jahres 2000 im kommenden Jahr wiederholt. Sicherlich dürfte die Anspannung am Arbeitsmarkt ab Mitte 2007 tendenziell wieder zunehmen, aber eben nicht in dem Maße, wie es im Jahr 2000 der Fall gewesen war. Diese Einschätzung ist hinsichtlich unserer Leitzinsprognose nicht unerheblich. Denn im Jahr 1999 begann die Fed die Leitzinsen u.a. in Reaktion auf die steigenden Lohnstückkosten wieder anzuheben und endete damals im Mai 2000 erst bei 6,5 %. Ein solches Szenario sollte sich unserer Einschätzung nach in diesem und im kommenden Jahr nicht wiederholen. Wir gehen vielmehr davon aus, dass die Fed bis auf Weiteres die Leitzinsen unverändert bei 5,25 % belassen wird.

Dieser Researchartikel wurde auf http://www.fonds-reporter.de veröffentlicht.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Harald Weygand
Harald Weygand
Head of Trading

Harald Weygand entschied sich nach dem Zweiten Staatsexamen in Medizin, einer weiteren wirklichen Leidenschaft, dem charttechnischen Analysieren der Märkte und dem Trading, nachzugehen. Nach längerem, intensivem Studium der Theorie ist Weygand als Profi-Trader seit 1998 am Markt aktiv. Im Jahr 2000 war er einer der Gründer der stock3 AG und des Portals www.stock3.com. Dort ist er für die charttechnische Analyse von Aktien, Indizes, Rohstoffen, Devisen und Anleihen zuständig. Über die Branche hinaus bekannt ist der Profi-Trader für seine Finanzmarktanalysen sowie aufgrund seiner Live-Analysen auf Anlegerveranstaltungen und Messen.

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