US-Wirtschaft: Wie wird es weiter gehen?
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An der Wall Street kämpfen sich die Anleger zur Zeit durch eine neue Runde an Bilanzierungsskandalen. Vor den Toren der Wall Street sieht die Situation aber zunehmend besser aus.
Volkswirte prognostizieren ein solides Wachstum in der zweiten Hälfte des Jahres, nachdem die ersten sechs Monate sehr volatil waren.
Der Optmismus baut auf dem Verbraucher auf, der, motiviert durch niedrige Hypothekenzinsen und zinslose Automobilfinanzierung, weiter Geld ausgeben soll. Dies werde besonders dann wahrscheinlich, wenn Vorhersagen einer sinkenden Arbeitslosenquote Realität würden.
Die Anleger haben aber zur Zeit mit ganz anderen Problemen zu kämpfen. Im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit der Börsen stehen Bilanzierungsskandale, aktuell auf der Tageskarte: WorldCom. Das zweitgrößte Telekomunternehmen der Vereinigten Staaten verbuchte mehrere Milliarden Umsatz zu viel und gab vor Kurzem die Entlassung von 17,000 Mitarbeitern bekannt.
Der Dow Jones fiel in der vergangenen Woche unter die Marke von 9000 Punkten, bevor er zu einer 324-Punkterallye am Freitag ansetzte. Nasdaq und S&P 500 fielen unter die Tiefstkurse, die nach den Terroranschlägen des 11. September gesehen wurden.
"Anstatt dass es zuviel Euphorie gibt, sind die Investoren nun verzweifelt, pessimistisch, und trauen niemandem. Das alles wird angetrieben durch die Bilanzierungsskandale," sagt David Jones, Chefökonom bei Aubrey G. Lanston & Co. in New York. "Das ist die Entladung der ganzen Übertreibungen, die es in der High Tech Spekulationsblase gab."
Die Sorgen der Investoren wurden durch die zahllosen Warnungen der Regierung vor weiteren Terroranschlägen nicht gerade besänftigt. Das Verbrauchervertrauen fiel im Juni auf ein 4-Monatstief.
"Wir müssen konjunkturelle Fundamentaldaten von der Vertrauenskrise trennen," mahnt Sung Won Sohn, Chefökonom bei Wells Fargo in Minneapolis. "Die Wirtschaft ist fundamental in guter Verfasssung."
Sohn und andere Volkswirte sind davon überzeugt, dass die Rezession aus dem letzten Jahr nun vorbei ist. Das National Bureau of Economic Research, das offizielle Amt der Regierung, wartet zur Zeit noch ab, um den genauen Monat zu bestimmen, wann die Rezession endete. Im Gespräch der Volkswirte sind der Januar und Februar.
Analysten sehen ein geringes Risiko einer W-förmigen Bewegung der Wirtschaft, womit ein zweites Abtauchen in eine Rezession erwartet würde.
Das BIP wuchs im ersten Quartal mit 6.1 Prozent, und Analysten gehen von einer gemäßigteren Wachstumsrate von 2.5 Prozent im April-Juni Zeitraum aus. Im Durchschnitt ergebe dies für das erste Halbjahr eine Wachstumsrate von satten 4 Prozent. Volkswirte erwarten, dass das Wachstum im zweiten Halbjahr leicht unter dieser Marke liegen wird. Das liegt an verschiedenen Faktoren.
Zusammen mit den niedrigen Leitzinsen sollte dem Verbraucher zu Gute kommen, dass Unternehmen wieder neue Mitarbeiter einstellen werden, um der wachsenden Nachfrage gerecht werden zu können. Die Arbeitslosenquote, so Ökonomen, steigt für gewöhnlich in den ersten Monaten einer Konjunkturerholung und erreichte im Juni 5.9 Prozent.
Analysten gehen von einem Höchstwert von 6.3 Prozent irgendwann Ende Sommer oder Anfang Herbst aus, danach soll sich der Arbeitsmarkt nachhaltig erholen. Damit läge die Quote unter den 7.8 Prozent, die während der Rezession Anfang der 90er Jahre gemessen wurde.
Die US-Zentralbank wird nach den Erwartungen des Marktes die Leitzinsen erst dann wieder erhöhen, wenn die Wende im Arbeitsmarkt klar erkennbar geworden ist.
Sollte der Verbraucher nun weiterhin stark im Markt auftreten, werden Fabriken letztendlich wieder mit Investitionen in Fabriken und Equipment beginnen. Eine Erholung der Investitionen der Unternehmen ist bisher der fehlende Teil der Wirtschaftserholung.
Wenn Unternehmen mehr investieren und höhere Gewinne schreiben, gehen Analysten von einer Wachstumsrate der US-Wirtschaft im dritten und vierten Quartal von 3.5 Prozent aus, im nächsten Jahr sollen wieder über 4 Prozent Wachstum möglich sein.
"Nach der größten Spekulationsblase der Geschichte und den Terrorattacken vom 11. September, hat sich die US-Wirtschaft ziemlich widerstandsfähig gezeigt," erklärt Diane Swonk, Chefökonomin bei Bank One in Chicago.
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