US-Wirtschaft an kritischem Punkt
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Gerade noch befand sich die US-Wirtschaft in einem Goldilocks-Zustand. Das Wachstum war hoch, aber nicht zu hoch. Die Inflationsrate ging zurück, ebenso die Arbeitslosenrate. Besser kann es kaum laufen. Jetzt, nur wenige Monate später, sieht es anders aus. Es gibt einen Stimmungsumschwung.
Zum Teil können negative Beurteilungen der Lage politisch motiviert sein. Man muss daher auch immer den Kontext beachten, wenn ein Ökonom oder Analyst schwere Zeiten aufkommen sieht. Die Notenbank sollte unpolitisch sein. Das bedeutet, dass sie der Regierung weder entgegenkommen noch sich gegen sie stellen sollte.
Die derzeitige Zusammensetzung des Offenmarktausschusses, der die Geldpolitik bestimmt, dürfte auf persönlicher Ebene in ideologischen Fragen mit der Regierung kaum übereinstimmen. Umso bemerkenswerter ist es daher, wenn Notenbanker über Szenarien nachdenken, in denen sie die Wirtschaft stützen müssen.
Umfragen scheinen der Notenbank Recht zu geben. Die Verbraucherstimmung fällt ungewöhnlich deutlich. Die Stimmung wird von mehreren Faktoren bestimmt. Einer davon ist die Inflationserwartung. In den kommenden zwölf Monaten erwarten Verbraucher eine Inflationsrate von mehr als 4 %. Es ist einer der höchsten Werte seit dem Inflationsanstieg 2021/22. Steigen die Inflationserwartungen, fällt das Sentiment (Grafik 1).
Es gibt eine gute Erklärung für den Stimmungswandel. Wirklich beunruhigend ist der langfristige Ausblick. Langfristige Inflationserwartungen erreichen ein neues zyklisches Hoch und drohen nicht mehr gut verankert zu sein. Das ist in mehrerer Hinsicht beunruhigend, nicht zuletzt auch in Bezug auf die Geldpolitik (Grafik 2).
In den vergangenen Jahren waren Verbraucher tendenziell schlecht gelaunt. Die Wirtschaft wuchs trotzdem. Aus dieser Perspektive kann man die Daten ignorieren, wäre da nicht auch ein anderer Datensatz. Wie sich Verbraucher fühlen und wie sie handeln, ist eine Sache. Wie Unternehmen die Lage einschätzen und handeln, ist eine vollkommen andere Sache.
Die Industrie steckte jahrelang in einer Rezession. Dass die Wirtschaft trotzdem wuchs, war dem Dienstleistungssektor zu verdanken. Nun hellt sich die Lage in der Industrie auf. Im Dienstleistungssektor sinkt der Einkaufsmanagerindex allerdings unter die Expansionsgrenze von 50. Nicht zuletzt dieser Umstand führte zum Abverkauf vergangenen Freitag (Grafik 3).
Selbst moderates Wachstum in der Industrie kann eine Kontraktion im Dienstleistungssektor nicht ausgleichen. Bleibt der Trend bestehen, wird aus Wachstum in den USA tatsächlich schnell eine Stagnation, also genau das, worüber die Notenbank nachdenkt.
Die Wirtschaft ist an einem kritischen Punkt. Der Verlauf ist nicht vorbestimmt. Ob die Wirtschaft von einer Abkühlung wieder in den Wachstumsmodus dreht oder daraus ein Abschwung wird, hängt allein an der Politik. Wird die Politik vorhersehbarer und nicht zwischen Frühstück und Mittagessen um 180° gewendet, bleibt der Aufschwung. Geht es so weiter wie bisher, sind Zweifel am Aufschwung gerechtfertigt.
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Stagflation wäre der passendere Ausdruck, denn die reale Inflation ist zudem hoch. Die Erwartungen der Verbraucher sind auch durch Ihre konkreten Erfahrungen an der Supermarktkasse, beim Tanken, Restaurantbesuch etc. begründet. Auch die Mietpreise werden wie bei uns in Deutschland ein immer größeres Problem für den Konsum. Die Inflation wird ein immer größeres Problem für das Konsummodell der USA (werden). Im Übrigen hätte ich eher bei zu optimistischen Prognosen den Verdacht der "politischen" Motivation.