Analyse
18:01 Uhr, 22.07.2007

US Subprime-Krise bleibt Risikofaktor für die Aktienmärkte

Externe Quelle: UniCredit/HVB

Die Aktienmärkte bewegen sich im Spannungsfeld zwischen robusten Konjunkturdaten und der Verunsicherung über mögliche negative Rückwirkungen der anhaltenden Subprime-Krise in den USA. Insbesondere die Aktienmärkte in den USA und in Euroland haben in den vergangenen Wochen von positiven Konjunkturzahlen profitiert. Eine weiterhin dynamische Entwicklung im Bereich von M&A sowie eine Vielzahl von Aktienrückkäufen geben den Aktienmärkten zusätzliche Unterstützung. Auf der anderen Seite haben zuletzt Meldungen über Schieflagen bei Hege Fonds und die Herabstufung von mit Hypothekendarlehen besicherten Anleihen durch verschiedene Rating-Agenturen erneut die US-Immobilienkrise zum belastenden Thema gemacht. Aus dem Blickwinkel der Aktienmärkte erscheint bedeutsam:

- Die Korrektur am amerikanischen Immobilienmarkt vollzieht sich langsam. Dadurch wird bislang nur gelegentlich und vorübergehend die Aufmerksamkeit der Investoren auf die damit verbundenen Risiken für die Aktienmärkte gelenkt.

- Das eigentliche „Underlying“ der Krise – die Bonität der vergebenen Hypothekenkredite – wird durch die absehbare Erhöhung der auf viele Hypothekenkredite zu leistenden Zinsen unter Druck bleiben. Der hohe Bestand an zum Verkauf stehenden Häusern bei fallenden Immobilienpreisen erzeugt zusätzlichen Druck. Damit dürften sich die von dieser Seite bestehenden Risiken für den Aktienmarkt weiter erhöhen.

Von Seiten der Subprime-Krise gehen derzeit in mehrerlei Hinsicht Risiken für den US-Aktienmarkt aus. Trotz des gemischten Umfelds notieren derzeit international eine Reihe von Aktienindizes in der Nähe ihrer bisherigen Jahreshöchstkurse. Am US-Aktienmarkt konnte der S&P 500 seine bisherigen Höchstkurse leicht überbieten. Ein interessantes Detail in diesem Zusammenhang ist, dass der große Bereich Financials (Banken, Versicherungen, Immobilienaktien usw.) den jüngsten Kursanstieg jedoch bislang nicht mit vollzogen hat. Der Sektor Banks (als Subsektor der Financials) hat sich bereits seit Monaten von der Gesamtmarktentwicklung abgekoppelt. Weitere Rückwirkungen auf den Aktienmarkt könnten sich ergeben, falls die Subprime-Krise die Konjunkturerwartungen oder das Finanzmarktumfeld stärker belasten sollte:

- Konjunktur: Die Rezession im privaten Wohnungsbau hat das US-Wachstum in den vergangenen Quartalen zwar deutlich unter Druck gesetzt, die Schwäche wurde jedoch von dem dynamischen Wachstum in anderen Regionen ausgeglichen. Die Schwäche im privaten Wohnungsbau ist zwar noch nicht überwunden, die Belastungen für das Wachstum werden jedoch geringer. Der Gewinntrend der US-Unternehmen ist intakt bei nachlassender Dynamik und profitiert von Aktienrückkäufen und dem schwachen USD. Da die Krise am Immobilienmarkt selbst noch nicht überwunden ist, steht die letztendliche Antwort auf die Frage nach dem Ausmaß der Belastungen für den Privaten Verbrauch allerdings noch aus.

- Finanzmärkte: Die Verluste bei zwei Hedge Fonds von Bear Stearns haben die bestehenden Risiken für die Gewinnentwicklung der Finanzwerte durch die Subprime- Krise verdeutlicht. Belastend wirkt in diesem Umfeld, dass aufgrund der Komplexität und der geringen Liquidität einiger der verwendeten Kreditderivate eine Unsicherheit darüber besteht, in welchem Umfang im Finanzsektor Wertkorrekturen vorzunehmen sind. Für die Aktienmärkte bedeutet dies, dass neben den möglichen offensichtlichen Auslösern von neuen Belastungen (Verluste bei Hedge Fonds und Banken, weitere Rating-Herabstufungen von Anleihen) auch Belastungen durch eine Eintrübung des Liquiditätsumfeld kommen können (z. B. durch Schwierigkeiten bei der Finanzierung von laufenden Firmenübernahmen oder durch einen Mittelabzug bei stark gehebelten Produkten). Die deutliche Ausweitung der Spreads bei den ABX.HE Indizes zu Beginn des dritten Quartals sprechen dafür, dass die Unsicherheit über die Stichhaltigkeit der Wertansätze der Derivate in den Bilanzen der Investoren auch in Q3 bestehen bleiben wird.

Wir erwarten eine breite Seitwärtsbewegung in den kommenden Monaten. Vor dem Hintergrund des beschriebenen fundamentalen Umfelds und angesichts weiterer Belastungsfaktoren (gestiegene Zinsen, USD-Schwäche, hoher Ölpreis) erwarten wir für den Euro STOXX 50 und den DAX eine breite und volatile Seitwärtsbewegung. Ein „moderater“ negativer News Flow aus dem Bereich der Subprime-Krise ist in diesem Szenario berücksichtigt, eine massive Verschlechterung jedoch nicht. Unser Jahresendziel für den Euro STOXX 50 lautet 4650 Punkte (DAX 8100 Punkte).

Fazit: Für die kommenden Wochen halten wir einen nachhaltigen Ausbruch des Euro STOXX 50 und des DAX über ihre bisherigen Jahreshöchstkurse hinaus für unwahrscheinlich.

Dieser Artikel wurde auf http://www.boerse-go.de/ veröffentlicht

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Über den Experten

Harald Weygand
Harald Weygand
Head of Trading

Harald Weygand entschied sich nach dem Zweiten Staatsexamen in Medizin, einer weiteren wirklichen Leidenschaft, dem charttechnischen Analysieren der Märkte und dem Trading, nachzugehen. Nach längerem, intensivem Studium der Theorie ist Weygand als Profi-Trader seit 1998 am Markt aktiv. Im Jahr 2000 war er einer der Gründer der stock3 AG und des Portals www.stock3.com. Dort ist er für die charttechnische Analyse von Aktien, Indizes, Rohstoffen, Devisen und Anleihen zuständig. Über die Branche hinaus bekannt ist der Profi-Trader für seine Finanzmarktanalysen sowie aufgrund seiner Live-Analysen auf Anlegerveranstaltungen und Messen.

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