US Markt - Die Bilanz 2006
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Die amerikanischen Finanzmärkte bewegten sich 2006 zwischen Zinshoffnungen einerseits und Inflations- sowie Rezessionsängsten andererseits. Per Saldo gewann der Optimismus: Der Dow Jones kletterte um 16.29% auf 12.463 Punkte und erreichte vergangene Woche ein Allzeithoch. Der marktbreitere S&P 500 verbesserte sich um 13.62% auf 1.418 Punkten und nähert sich seinem Rekord von 1.553 Punkten (März 2000). Die technologiefreudige Nasdaq erholte sich um 9.52%. Von den jetzt erreichten 2.415 Punkten ist es aber noch weit bis zum Allzeithoch von 5.048 Punkten (März 2000).
Die deutliche Abkühlung der US-Konjunktur und abnehmende Inflationsängste gaben der Fed die Gelegenheit, ab Sommer eine Zinspause einzulegen. Im Verlauf 2007 werden Zinssenkungen erwartet. Die gelockerten geldpolitischen Bremsen machten endlich den Weg für einen Aufschwung an der Wall Street frei. Zuvor hatten die US-Indizes - nicht zuletzt wegen der restriktiven Geldpolitik - die weltweite Aktienhausse weitgehend verpasst und hinkten hinter Dax, Stoxx & Co her. Auch der überraschend starke Gewinnanstieg der Unternehmen und zahlreiche Fusionen & Akquisitionen trieben die Kurse in die Höhe.
Allerdings sind laut Morgan Stanley jetzt gleich zwei Bereiche der US-Wirtschaft in die Rezession abgeglitten: Auto und Immobilien. Dagegen wachsen die Investitionen in Soft- und Hardware kräftig, im schroffen Gegensatz zur Rezession von 2001 und 2002. Auch auf die kauffreudigen Verbraucher war Verlass. Allerdings verlief das Weihnachtsgeschäft durchwachsen. Noch immer bremsen hohe Zinsen und Benzinpreise.
Viele Anleger bleiben skeptisch. Die Bestände der Aktienfonds schmelzen weiter ab. Die überdurchschnittlich hohen Short-Positionen belegen außerdem, dass viele Investoren auf einen baldigen Einbruch wetten.
Die Gewinner:
General Motors machte mit einem Plus von 58% ein Comeback und war in diesem Jahr der King im Dow. Die Anleger feierten wachsende Überlebenschancen des angeschlagenen Autokonzerns. Den zweiten Platz belegte AT&T mit einem Jahresgewinn von 46%. Der Telekommunikationskonzern vollzog mit der Übernahme des Wettbewerbers BellSouth im Wert von 86 Milliarden Dollar zugleich die größte Fusion des Jahres. Die Telefon-Branche war mit einem Zuwachs von insgesamt 32% die erfolgreichste Branche im S&P. Weitere Glanzlichter waren Hewlett-Packard Co. (plus 44%), Walt Disney Co. (plus 43%) und Exxon Mobil Corp. (plus 36%). Bei den übrigen großen Werten beeindruckte die an der New York Stock Exchange notierte australische News Corp., die rund 40% gewann. Die Anleger feierten den genialen Schachzug von Medienmogul Rupert Murdoch, der im Vorjahr MySpace für nur 500 Millionen Dollar gekauft hatte.
Der Spitzenreiter bei den großen Nasdaq-Werten (Nasdaq 100) war Akami Technologies Inc.. Der Spezialist für Internet-Software verblüffte mit plus 167%. Der aktuelle Kurs von 53 Dollar liegt allerdings noch tief unter den rund 400 Dollar, die während des Booms im Frühjahr 2000 bezahlt wurden. Bei den Nebenwerten (Russell 3000) imponierte der Grundstücksentwickler Amrep Corp., der um 385% sprang. Nur knapp geschlagen wurde Internap Network Services, der technische Dienste für Online-Händler erbringt (plus 360%).
Die Risiken der Geopolitik bewogen wieder viele Investoren, ihr Glück außerhalb des Aktienmarktes zu suchen. Der sichere Hafen Gold verzinste sich mit 23%. Silber warf sogar 46% ab.
Die Verlierer:
Im Dow hatte Intel Corp. die rote Laterne, deren Börsenwert um 19% schrumpfte. Der Preiskrieg mit dem Rivalen Advanced Micro Devices Inc. forderte seinen Tribut. Die größten Verlierer im Nasdaq-100 waren die digitalen Radiostationen Sirius Satellite Radio Inc. und XM Satellite Radio Holdings Inc., die beide solidarisch 47% abgaben.
Gelitten haben auch die Internet-Pioniere: Yahoo verlor 35%. In einem völlig verkorksen Jahr geriet das Portal in den Schatten von Google, MySpace und YouTube. Eine Neuorganisation des Managements konnte die Anleger bislang wenig überzeugen. Ebay verlor 30%. Abnehmendes Umsatzwachstum, Misserfolge in China, schleppende Integration von Skype und zögerliche Akzeptanz von Paypal verstimmen die Aktionäre. Amazon gab 16% ab, trotz Beschleunigung des Umsatzwachstums. Hohe Aufwendungen für Forschung&Entwicklung ließen die Gewinnmargen in den Keller plumpsen.
Der Dollar verlor gegen J.P. Morgan Dollar Index, gegen den Euro sogar rund 10%. Der Greenback litt unter der Abkühlung der US-Konjunktur, steigenden Zinsen bei den Rivalen Euro oder Pfund Sterling und Umschichtungen der Notenbankreserven.
Die Öl-Bullen hadern mit dem Wetter. Zuerst durchkreuzte die Hurricane-Saison die Rechnung: Kein einziger dieser Wirbelstürme erreichte das amerikanische Festland und störte die Ölproduktion. Jetzt dämpft das ungewöhnlich milde Wetter die Nachfrage. Auch die Geopolitik enttäuscht. Seit der Wahlschlappe der Republikaner ist die Wahrscheinlichkeit einer US-Militär-Schlags auf den Iran gesunken. Konsequenz: Null Prozent Rendite für die Fonds, die Ölkontrakte horden.
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