US-Märkte erstmals wieder mit Wochenverlust
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In der letzten Woche gaben die Kurse an den US-Aktienmärkten nach und der S&P schloss nach neun Wochen mit Zugewinnen erstmals wieder im Minus (-0,9%). Vom BIP-Wachstum von 4% im vierten Quartal zeigten sich die Anleger enttäuscht, Analysten hatten im Vorfeld mit 5% nach den starken 8,2% im dritten Quartal gerechnet. Darüber hinaus überraschte der Offenmarktausschuss (FOMC) der US-Notenbank (Fed) die Märkte in der letzten Woche mit einem geänderten Wortlaut bezüglich ihrer Zinspolitik. Nachdem Zweifel daran aufkamen, ob die jüngsten Kursgewinne an den Aktienmärkten angesichts des schwächeren Wachstums im vierten Quartal wirklich gerechtfertigt sind, und die Fed zudem ihre Rhetorik änderte, rutschten die Kurse insgesamt ins Minus. Besonders stark traf es jedoch zyklische Werte. Dessen ungeachtet setzte das Verbrauchervertrauen seinen Höhenflug fort und die Umfrage unter den Einkaufsmanagern im Großraum Chicago sorgte für positive Überraschung. Schwach tendierten im Dezember hingegen die Aufträge für langlebige Güter, während sich die niedrige Inflation fortsetzte. So wies der Index für den privaten Verbrauch (ohne Lebensmittel und Energie) den niedrigsten Anstieg seit 1962 auf. Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung verharrten in der Nähe ihres 3-Jahrestiefs. Derweil warten die Analysten gespannt auf die Beschäftigungszahlen außerhalb der Landwirtschaft, die ihnen einen besseren Einblick in die Lage am Arbeitsmarkt geben.
Nach Berichten über enttäuschende Wachstumszahlen in den USA gingen die japanischen Aktienmärkte in die Knie. Vor allem Aktien japanischer Exporteure gaben nach, da nun mit geringeren Gewinnen wegen der rückläufigen US-Nachfrage gerechnet wird. Am 10%-Exportrückgang in die USA in 2003 hatte der steigende Yen wesentlichen Anteil. Gleichzeitig verbesserten sich jedoch die Ausfuhren nach Asien um 13%, allein nach China wurden 33% mehr Waren exportiert. Im Inland hielten die rückläufigen Ausgaben der privaten Haushalte an und auch die Lebensmittelpreise (ohne frische Lebensmittel) schwächten sich weiter ab.
Auch in Europa sackten die Kurse in der letzten Woche ab, da die prognostizierte schwächere Nachfrage aus den USA Zweifel daran aufkommen ließ, ob die jüngsten Kursgewinne gerechtfertigt sind. Zum ersten Mal seit zehn Wochen gab der DJ Stoxx 50 nach und beendete damit den längsten Gewinnanstieg in Folge seit April 1998. In Großbritannien kletterte der GfK-Index zum Verbrauchervertrauen stärker als erwartet auf den höchsten Stand seit mehr als einem Jahr, so dass eine Zinserhöhung anlässlich der nächsten Sitzung des geldpolitischen Ausschusses der Bank von England wahrscheinlicher geworden ist. Der Ifo-Umfrage zufolge zeigt sich die deutsche Wirtschaft so zuversichtlich wie seit drei Jahren nicht mehr. Insgesamt sind die Manager "verhalten optimistisch" mit Blick auf die kommenden sechs Monate und planen Produktionsausweitungen trotz des starken Euros, der auf die Exporte drückt.
In der Region Asien-Pazifik verbuchte der Hang Seng den stärksten Verlust seit zehn Monaten. Schuld ist die Vogelgrippe und die damit einhergehende Angst der Anleger vor rückläufigen Gewinnen. Besonders hart traf es Aktien von Unternehmen aus der Reisebranche. Inzwischen sind dem Virus in Vietnam und Thailand zwölf Menschen zum Opfer gefallen, betroffen sind aber auch andere asiatische Staaten. Der Thai SET Index schloss um 7% leichter.
An den übrigen Emerging Markets verlor der brasilianische Bovespa-Index 7%, da Anleger nach der jüngsten Rallye Gewinne sicherten. Zudem sorgten Anzeichen einer steigenden Inflation dafür, dass die Regierung die Zinsen nicht wie bislang geplant weiter rasch senkt. Weitere Verhaftungen von Yukos-Aktionären ließen den russischen Aktienmarkt um 2% ins Minus rutschen.
An den globalen Staatsanleihemärkten stiegen die Renditen sprunghaft an, nachdem die Fed in ihrer Stellungnahme von ihrem bisherigen Wortlaut abrückte und stattdessen bekannt gab, man werde "geduldig" warten und die Zinsen weiter niedrig halten. Diese unerwartete Äußerung ließ die Renditen steil ansteigen. Vor Wochenschluss erholten sich die Rentenmärkte leicht, die Stimmung bleibt jedoch gedrückt in Erwartung steigender Zinsen. Auch in Großbritannien zogen die Renditen von Staatsanleihen an, da die Wahrscheinlichkeit einer Zinserhöhung anlässlich der nächsten Sitzung des geldpolitischen Ausschusses gestiegen ist. Japanische Staatsanleihen hingegen profitierten vom schwachen Aktienmarkt.
An den Devisenmärkten machte der US-Dollar etwas Boden gegenüber dem Euro gut, da sich das Renditegefälle zwischen den beiden Regionen wegen der gestiegenen Erwartung auf eine Zinserhöhung verringert hat. Derweil stieg der Yen weiter, obwohl die Bank von Japan eigenen Angaben zufolge im Januar rekordverdächtige 7 Billionen Yen verkauft hat, um den Yen-Dollar-Markt zu stützen.
Nachdem die Energy Information Administration (EIA) bekannt gab, dass die USA über ausreichend Ölreserven für den Winter verfügen, gab der Ölpreis an den Ölmärkten nach.
Weiter Spielraum für überdurchschnittliches Wachstum in den USA
Zwar zeigten sich optimistische Beobachter von der in der letzten Woche bekannt gegebenen BIP-Wachstumsrate zum vierten Quartal 2003 enttäuscht, sie bedeutet aber dennoch, dass die Wirtschaft in der zweiten Jahreshälfte 2003 mit einer Jahresrate von über 6% und damit deutlich über dem Trend gewachsen ist. Ausschlaggebend für die Enttäuschung war der schwächer als erwartet ausgefallene Aufbau der Lagerbestände. Solange sich aber am Gesamtbild einer robusteren Binnennachfrage nichts ändert, werden die Bestände in den nächsten Monaten nachziehen müssen.
Offenmarktausschuss hat nun mehr Bewegungsspielraum
In der letzten Woche setzte der FOMC den langfristig angelegten Prozess der schrittweisen Zurücknahme ihrer gemäßigten Haltung fort. So ist der FOMC in den letzten acht Monaten zunächst davon abgerückt, "Plan B" zu aktivieren, sollte sich der deflationäre Druck weiter aufbauen. Letzte Woche dann nahm man Abstand von der Formulierung, die Zinsen noch für eine "geraume Zeit" auf aktuellem Niveau zu behalten. Einen grundlegenden Wandel in der Politik stellt das allerdings nicht dar. Vielmehr hat der Offenmarktausschuss nun mehr Spielraum, auf Konjunkturdaten zu reagieren und kann größeren Turbulenzen an den Rentenmärkten etwas gelassener entgegen sehen. Wir gehen auch weiter davon aus, dass die Fed erst im dritten Quartal 2004 die Zinszügel anzieht.
Quelle: Merrill Lynch Investment Managers (MLIM)
Merrill Lynch Investment Managers (MLIM) wurde 1976 gegründet und ist mittlerweile eine der größten Investmentfirmen der Welt. Das verwaltete Vermögen beträgt 471 Mrd. US-Dollar (per 30. Juni 2003). Als das Tochterunternehmen für Vermögensverwaltung von Merrill Lynch verfügt MLIM über eine breite Auswahl an prämierten Anlagefonds und umfassenden Einblick in die Märkte.
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