Kommentar
18:32 Uhr, 11.05.2018

US-Jugend: Verlorene Generation?

Mit einer verlorenen Generation assoziiert man vielleicht die jüngere Generation in Griechenland. Dort sind über 40% arbeitslos. Aber in den USA?

Über das, was verloren bedeutet, kann man sicherlich streiten. Die Eurokrise hat in Europa jedenfalls zu einer ganzen Reihe von Problemen geführt. Dazu gehört auch die extrem hohe Jugendarbeitslosigkeit. In Griechenland lag sie zeitweise bei 60 %. Heute sind es „nur“ noch 43 %. Spanien und Italien folgen mit 36 % und 32 %.

Diese Generation hat es schwer und wird es vermutlich immer schwer haben. Wer nach der Ausbildung erst einmal 10 Jahre arbeitslos ist, wird es nicht leicht haben, später einen Job zu finden, wenn diese irgendwann einmal wieder verfügbar sind. Denn dann gibt es schon die nächste, gut ausgebildete Generation in den Startlöchern. Was hat das aber mit den USA zu tun?

In den USA beträgt die Jugendarbeitslosigkeit noch 8,5 %. Das ist deutlich unterhalb des Hochs von fast 20 % im Jahr 2010. Das war der höchste Wert seit Beginn der Datenreihe vor über 60 Jahren. Inzwischen ist der Wert mit 8,5 % wieder am unteren Rand der langjährigen Range angekommen. Trotzdem gibt es ein Problem.

Insgesamt ist das amerikanische Volk recht zuversichtlich. Das Verbrauchervertrauen befindet sich am oberen Rand der letzten 65 Jahre (Grafik 1). Dieses Sentiment wird aber nicht von allen gleichermaßen geteilt.

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Generell kann man sagen, dass die jüngere Generation zuversichtlicher ist als alle anderen (Grafik 2). Es ist die Altersgruppe, die gerade in den Arbeitsmarkt eintritt, Geld hat, die Welt noch versteht und wenig Sorgen um die Altersvorsorge usw. hat. Diese Sorgen kommen mit der Zeit.

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Nicht ganz unerheblich ist auch die Geschwindigkeit, mit der sich die Welt ändert. Wer mit der jetzigen Technologie aufgewachsen ist, tut sich in vielen Dingen leichter, als jemand, der die Dinge mit 60 noch lernen muss. Das alles trägt zu einer höheren Zuversicht der jüngeren Generation bei.

Nun kommt es allerdings zu einer überraschenden Wende. Zum ersten Mal überhaupt sind die 35-54-Jährigen zuversichtlicher als die jüngste Altersgruppe (Grafik 3). Es fehlt nicht mehr viel und auch die über 55-Jährigen sind zuversichtlicher als die Jungen.

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Dieser Rekord wurde noch nicht aufgestellt, doch so gering wie jetzt war die Sentimentdifferenz noch nie. Das gibt zu denken. Nun sind die Jungen nicht gerade am Boden zerstört. Das absolute Level des Vertrauens ist in Ordnung. Es ist jedoch sehr ungewöhnlich, dass sich die Sentimentdifferenz invertiert wie es jetzt der Fall ist.

Ältere Kollegen der jüngeren Generation blicken zuversichtlicher in die Zukunft. Relativ gesehen glaubt die mittlere Generation also, dass sich ihr Lebensstandard stärker verbessern wird als jener der jungen Generation. Auf Dauer kann das fatal sein. Wenn die jüngste Generation Zuversicht verliert, wer soll dann die Veränderung treiben?

Die USA haben keine verlorene Generation. Das wäre übertrieben. Man sollte sich allerdings ernsthaft Sorgen um den gemäßigten Enthusiasmus der Jungen machen. Der mangelnde Glaube, dass es einem besser gehen wird als einer älteren Generation, kann fatal sein. Wer überzeugt ist, dass es nicht besser wird, geht weniger Risiken ein. Das wiederum hemmt Innovation. Die USA sollten das Phänomen ernst nehmen.

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2 Kommentare

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  • Elchness
    Elchness

    Es wäre interessant zu wissen, wie genau die Fragen zur Erhebung des Verbrauchervertrauens formuliert sind. Geht es da wirklich nur um finanzielle und wirtschaftliche Aspekte?

    Ich könnte mir bspw. vorstellen, dass die jüngere Generation größere Bedenken bezüglich des Klimas und der Umwelt hat, während sich die Ältere Generation denkt, dass der Planet schon noch lange genug durchhalten wird, damit es sie nicht mehr betrifft.

    13:37 Uhr, 14.05.2018
  • netzadler
    netzadler

    eigentlich nachvollziehbar, dass wenn man so extrem auf pump lebt, irgendwer in der zukunft die rechnung zahlt. manche erben noch was von ihren eltern, andere bekommen nichts vererbt und fertig ist die spaltung der gesellschaft.

    wohlstandszuwachs ist ja gut aber in überhöhter geschwindigkeit durch das gebaren der zentralbanken wird die sache überreizt. wer nicht völlig umnachtet ist, sieht das ohne brille.

    aber die meisten halten sich für schlau, wenn sie meinen, man verlässt nicht als erster die tanzfläche. dumm nur, dass der partyveranstalter längst weg ist und die rechnung nicht bezahlt hat. die tanzgäste werden draussen schon erwartet.

    19:23 Uhr, 11.05.2018

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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