US-Handelsbilanz von Sondereffekten geprägt
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1. Nach den US-Wahlen rückte in den vergangenen Tagen an den Devisenmärkten das Thema Leistungsbilanzdefizit und dessen Finanzierbarkeit wieder in den Vordergrund. Dieses Defizit besteht größtenteils aus einem Defizit in der Handelsbilanz, für die heute die Septemberdaten veröffentlicht wurden. Nach Angaben des Commerce Departments hat sich im September das Defizit in der Handelsbilanz überraschend auf 51,6 Mrd. US-Dollar verringert (Bloomberg-Umfrage: 54,0 Mrd. US-Dollar, DekaBank: 54,5 Mrd. USDollar), sodass zunächst von einer Entspannung gesprochen werden kann. Grund für diesen Rückgang waren weniger die gestiegenen Exporte (0,8 % mom) als vielmehr die gesunkenen Importe (-0,8 % mom). Die Devisenmärkte zeigten zumindest kurz nach Bekanntgabe der Daten nur eine geringe Reaktion. Gleichwohl notierte der US-Dollar im weiteren Handelsverlauf fester.
2. In den vergangenen Monaten haben zwei Sondereffekte die Entwicklung der Handelsbilanz bestimmt. Da es sich bei den Handelsbilanzdaten um nominale Werte handelt, hat sich auf der Importseite der gestiegene Rohölpreis als Preiseffekt sehr stark bemerkbar gemacht. Hierdurch lässt sich beispielsweise das hohe Defizit im August erklären. Allerdings war damals auch die Ölnachfrage, dass heißt der Mengeneffekt sehr stark. Im September stiegen die Ölpreise zwar auch, jedoch war der Mengeneffekt negativ, sodass die Ölimporte insgesamt um 1,7 % zurückgingen. Ein zweiter bestimmender Faktor war in den vergangenen Monaten im Bereich der zivilen Luftfahrt zu erkennen, und zwar sowohl auf der Export- als auf der Importseite. Während die Exporte in diesem Bereich in den Monaten Juli und August sehr stark gewesen waren, kam es im September zu einem deutlichen Rückpralleffekt. Umgekehrt sieht es auf der Importseite aus, wo es stärkere Rückgänge im Juli und August gab und im September einen deutlichen Anstieg. Es ist davon auszugehen, dass die starken Bewegungen und Gegenbewegungen in der Teilstatistik für zivile Luftfahrt im September ein vorläufiges Ende gefunden haben. Die starken Bewegungen bei den Ölimporten werden uns dagegen vermutlich noch länger beschäftigen. Der September wurde auch in den weiteren Teilstatistiken durch Sondereffekte bestimmt, beispielsweise durch den Wegfall der im August bei den Dienstleistungsimporten verbuchten Übertragungsrechte für Olympia. Daher ist wie schon in den Monaten zuvor die Entwicklung der Exporte und Importe verzerrt. Eine Aussage über die zukünftige Entwicklung des Handelsbilanzdefizits und damit des Leistungsbilanzdefizits wird dadurch erschwert.
3. Vier Mal im Jahr kommt der Veröffentlichung der Statistik zur Handelsbilanz eine besondere Bedeutung zu, und zwar immer dann, wenn zuvor das Bruttoinlandsprodukt für das abgelaufene Quartal erstmals bekannt gegeben worden ist. Diese Bekanntgabe erfolgt nämlich so früh, dass Teilstatistiken für den letzten Monat eines Quartals noch nicht bekannt sind und vom Statistikamt hinzu geschätzt werden müssen. Wie bei allen Prognosen können auch hier deutliche Abweichungen zu den später veröffentlichten Daten auftreten, sodass das Bruttoinlandsprodukt einen Monat später bei der zweiten Bekanntgabe in diesen Teilbereichen revidiert werden muss. Eine dieser Teilstatistiken ist die des Außenhandels, für deren Grundlage die Daten zur Handelsbilanzstatistik verwendet werden. Die heutigen Daten zeigen, dass der Rückgang des Handelsbilanzdefizits im September nicht nur für die Analysten überraschend kam, sondern auch für die Statistiker. Bekanntlich wurde für das dritte Quartal des Bruttoinlandsprodukts in der ersten Schätzung ein auf das Jahr hochgerechneter Quartalsanstieg von 3,7 % gemeldet. Mit den heutigen Daten deutet sich ein Revisionsbedarf von ca. 10 Mrd. US-Dollar nach oben an, sodass der Anstieg etwa 4,0 % betragen haben dürfte. Weitere Informationen zum eventuellen Revisionsbedarf werden die Daten zur Lagerstatistik am kommenden Freitag liefern. Derzeit sieht es danach aus, als ob die Lagerbestände im August zu niedrig und im September zu hoch angesetzt wurden, ein Gesamteffekt lässt sich aber erst am Freitag Nachmittag abschätzen.
Quelle: DekaBank
Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von rund 130 Mrd. Euro gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.
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