Kommentar
14:20 Uhr, 18.05.2011

US-Energiepläne eröffnen Chancen für Anleger

Die USA wollen ihre Stromerzeugung längerfristig auf Erneuerbare Energien umstellen. Deutsche Unternehmen möchten auf dem US-Markt gerne mitmischen – sehen sich allerdings einer wachsenden Konkurrenz aus USA und China gegenüber. Die dritte Ausgabe der Deutsch-Amerikanischen Energietage sollte vermitteln.

Die USA wollen sich von einer stark importlastigen Energieversorgung befreien. Bis 2035 sollen mindestens 80 Prozent des Strombedarfs aus erneuerbaren bzw. sauberen Energiequellen (wie Erdgas) gedeckt werden. Deutsche Unternehmen können dadurch mit neuen Investitionsmöglichkeiten rechnen. Auf den 3. Deutsch-Amerikanischen Energietagen am 12. und 13. Mai 2011 in Berlin wurden Ansätze diskutiert, wie die Branche der Erneuerbaren Energien die Chancen nutzen kann.

Veranstalter des jährlichen Treffens sind die Deutsche Energie-Agentur GmbH (dena) und die Deutsch-Amerikanischen Handelskammern (AHK USA). Im Rahmen der Konferenz vorgestellt wurde eine Studie der Unternehmensberatung Roland Berger, die Chancen im US-Energiemarkt aus der Sicht deutscher Unternehmen untersucht und Empfehlungen für die Politik formuliert: Welche Wachstumshemmnisse müssen beseitigt werden, um das Potenzial der Branche optimal zu fördern?

USA haben starken Nachholbedarf

„Die USA haben einen enormen Aufholbedarf beim Umstieg auf regenerative Energiequellen. Dies schafft exzellente Investitionschancen für die deutsche Industrie“, betonte Jan Christoph Wiedemann, Managing Director der AHK USA Süd. „Die deutschen Unternehmen nehmen einen Spitzenplatz bei der Entwicklung erneuerbarer Energien ein. Der US-Markt bietet die besten Voraussetzungen für kräftiges Wachstum.“ Als Spitzenvertreter aus Politik und Wirtschaft nahmen der Bundesminister für Wirtschaft und Technologie, Rainer Brüderle, der US-Botschafter in Deutschland S.E. Philip D. Murphy, der US-Botschaftsrat der EU für Energie, Umwelt, Wissenschaft und Technologie, Louis Bono, die Staatssekretärin im Bundesumweltministerium, Katherina Reiche, der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Industrie- und Handelskammertags, Dr. Martin Wansleben, der Geschäftsführer der Deutschen Energie-Agentur, Stephan Kohler und das Mitglied der Hauptgeschäftsführung des Bundesverbandes der Deutschen Industrie, Dr. Stefan Mair an der Konferenz teil.

Der Süden als Vorreiter: Kalifornien und Texas liegen mit Anreizprogrammen vorn.

Schon heute sorgen die US-Bundesstaaten Kalifornien und Texas mit gesetzlichen Initiativen und Anreizprogrammen für einen Wachstumschub des Anteils von regenerativer Energie an der Stromversorgung – und greifen damit der US-Regierung vor, die einen gesetzlichen Rahmen auf gesamtstaatlicher Ebene derzeit noch nicht durchgesetzt hat.

Solar Millennium baut in Kalifornien weltweit größtes Solarkraftwerk

Die deutsche Erneuerbaren-Industrie hat im Süden der USA den Fuß in der Tür. So erhielt Siemens vor wenigen Monaten den Auftrag zum Bau von 258 Windenergie-Anlagen mit einer Leistung von knapp 600 MW – größter Wind - Eenergieauftrag in der Geschichte des Konzerns. Solar Millennium baut in Blythe in Kalifornien das derzeit größte Solarkraftwerksprojekt der Welt: Vier solarthermische Kraftwerke mit einer Gesamtleistung von 1.000 MW werden aus dem Wüstenboden gestampft.

Weltgrößtes Solarkraftwerk Blythe: Die ersten Baumaßnahmen für die Errichtung der Parabolrinnen-Kraftwerke Blythe 1 und 2 haben bereits Ende 2010 begonnen.

Weitere deutsche Hersteller, die in den USA bereits Aufträge abgearbeitet haben, sind SolarWorld oder Centrosolar. Über alle globalen Anbieter hinweg stiegen im Photovoltaik-Bereich die Investitionen in den USA im Jahr 2010 um 67 Prozent auf 6 Mrd. US-Dollar. Insgesamt wurden Photovoltaik-Anlagen mit einer Leistung von rund 1000 MW neu installiert, die Gesamtkapazität stieg auf 2,6 GW (zum Vergleich: In Deutschland beläuft sich die Gesamtkapazität aktuell auf 10 GW). Über 65.000 Privathaushalte und Unternehmen erwarben 2010 solarthermische Anlagen. Bis 2015 sollen in den USA zwei Millionen Haushalte mit Solarenergie versorgt werden.

Der Zuwachs im amerikanischen Windenergie-Sektor sank dagegen von 10 GW im Jahr 2009 auf 5 GW in 2010. Bessere Vorzeichen sehen Experten allerdings im laufenden Jahr: Zu Jahresbeginn waren bereits Anlagen mit 5,6 GW Leistung im Bau. Auf die gesamte USA bezogen, stieg die Windkraft-Kapazität 2010 um 15 Prozent auf mehr als 40 GW. Beobachter erwarten, dass die USA im Bereich Offshore-Windenergie noch in diesem Jahr erste Projekte umsetzen.

Eine einheitliche Förderung wie in Deutschland, die über garantierte Abnahmepreise Investitionen vorantreibt, ist in den USA unbekannt. Der Ausbau erneuerbarer Energien wird vor allem über Steueranreize gefördert.

Wettbewerber aus China und USA setzen deutsche Unternehmen unter Druck

Doch obwohl deutsche Solar-Unternehmen in Kalifornien und Texas mit von der Partie sind, ist das US-Engagement der Deutschen angesichts der Konkurrenz aus China und den USA unter Druck geraten. Der Verfall der Modulpreise in den vergangenen Jahren konnte durch Kostensenkungen nicht schnell genug kompensiert werden. „Infolgedessen teilen China und die USA die weltweit erwirtschafteten Gewinne nahezu allein unter sich auf“, hat PRTM Management Consultants in einer Studie herausgefunden.

Die chinesischen Unternehmen in der Studie konnten ihren Umsatzanteil am Weltmarkt von 2006 bis 2009 von rund 21 % auf 32 % ausbauen, amerikanische Unternehmen konnten ihn im selben Zeitraum von 9 % auf 21 % sogar mehr als verdoppeln. Im gleichen Zeitraum sank der Umsatzanteil deutscher Wettbewerber. Kamen die untersuchten deutschen Unternehmen 2006 noch auf 53 % des weltweiten Umsatzes, so schrumpfte dieser Anteil fast um die Hälfte auf heute nur noch 31 %. Während im Jahr 2006 noch sechs deutsche Unternehmen unter den zehn weltweit bedeutendsten börsennotierten Photovoltaik-Unternehmen platziert waren, schaffen es im aktuell veröffentlichten PRTM Photovoltaic Sustainable Growth Index nur noch drei deutsche Unternehmen unter die Weltmarktführer. Amerikanische und chinesische Firmen dominieren die Rangliste. Als bestes deutsches Unternehmen verteidigt Solarworld, 2006 noch weltweiter Spitzenreiter, mit Rang sechs im Jahr 2010 seine Spitzenposition. Im Gegensatz dazu festigen chinesische Unternehmen ihre Position. Allein vier chinesische und zwei USamerikanische Firmen platzieren sich erfolgreich unter den besten zehn des Rankings. Den Spitzenplatz behauptet nach wie vor First Solar aus den USA, gefolgt von den chinesischen Herstellern Trina Solar und Suntech.

Die 3. Deutsch-Amerikanischen Energietage in Berlin sind also ein Produkt der Krise. Es wird sich zeigen, inwieweit die deutschen EE-Hersteller die sich in den USA auftuenden Chancen neben USamerikanischen und chinesischen Mitbewerbern nutzen können. Besser dran sind deutsche Anbieter von geschlossenen Solar-/Windkraftfonds: Sie erkennen die Gunst der Stunde. Fondsanbieter entwickeln derzeit Beteiligungen, die das Erfolgsmodell europäischer Solarfonds in die USA übertragen sollen. Noch 2011 wollen die Emittenten LHI, Chorus und Voigt & Collegen entsprechende Beteiligungsmodelle auf den Markt bringen.

Diesen Artikel und weitere lesen Sie in der jüngsten Ausgabe unserer Online-Publikation "Nachhaltigkeit & Investment", die am 16. Mai 2011 erschienen ist. Sie können die Publikation hier kostenlos abonnieren.

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