Analyse
20:36 Uhr, 14.04.2008

US-Einzelhandelsumsätze: Statt ‘Shop till You Drop’ nun ‘Drop Shopping’?

Externe Quelle: Nord LB

Das US-Handelsministerium hat soeben Zahlen zur Entwicklung der Einzelhandelsumsätze für den Berichtsmonat März veröffentlicht. Demnach stiegen im vergangenen Monat die Umsätze um 0,2% gegenüber dem Februar. Auch der um den Bereich Automobile bereinigte Wert konnte einen Zuwachs verbuchen. Die Komponente ex Autos legte um 0,1% zu. Die Vormonatsdaten wurden leicht nach oben revidiert.

Nach den miserablen Daten vom Februar kam es im vergangenen Monat auf dem ersten Blick wieder zu einer Aufhellung bei den Einzelhandelsumsätzen. Wir hatten aufgrund der Eigenschaft der Zeitreihe mit einer entsprechenden Gegenbewegung gerechnet, der Konsens war weniger optimistisch. In Verbindung mit der Revision der Vormonatsdaten nach oben können diese ersten Daten durchaus als freundlich bezeichnet werden. Der heutige Datenkranz fügt sich damit auf den ersten Blick nicht in das trübe Gesamtbild der US-Konjunktur.

Der Anstieg im März ist allerdings auf die höheren Benzinrechnungen an den Tankstellen, welche in die Retail Sales einfließen, zurückzuführen – ohne diesen Faktor wären die Einzelhandelsumsätze unverändert gewesen. Insofern müssen die Headline-Zahlen mit einer gewissen Vorsicht interpretiert werden. Von Dynamik kann dann im Konsumbereich nicht mehr gesprochen werden. Angesichts der Tatsache, dass die US-Haushalte über die Immobilienmarktkrise, den schwächeren Arbeitsmarkt und den gestiegenen Öl- und Rohstoffpreisen bereits aus verschiedenen Richtungen in die Zange genommen werden, sollte diese Entwicklung nicht verwundern. Die diversen Umfragen unter Konsumenten hatten diese Tendenzen bereits angezeigt – ganz so schlimm wie die Stimmung ist die tatsächlich Lage aber auch noch nicht.

Die zum wiederholten Male stärksten Rückgänge verzeichnete die Komponente Baumaterialien, was die Problematik im Bausektor nur zu gut verdeutlicht.

Fazit: Auf den ersten Blick sind die amerikanischen Einzelhandelsumsätze erfreulich positiv und immerhin besser als der Konsens ausgefallen. Bei genauerer Betrachtung war für diesen Anstieg allerdings der Benzinpreisanstieg an den Tankstellen mitverantwortlich, der die Headline Figure nach oben getrieben hat. Ohne diesen Faktor hätte es nach einem Rückgang im Februar gar keinen Anstieg im März mehr gegeben. Insofern muss mittlerweile von fehlender Dynamik bei den Einzelhandelsumsätzen gesprochen werden, deren Jahresrate auch nur noch bei einem Plus von 2% liegt. Die Wachstumslokomotive der US-Konjunktur – der Konsum – gerät offenbar langsam auch ins Stottern. Das jahrelange Motto der US-Konsumenten von „Shop Till You Drop“ könnte möglicherweise umgeschrieben werden in „Drop Shopping“! Angesichts dieser Anzeichen einer wahrscheinlichen Verschärfung des Konjunkturrückgangs wird die Fed auch auf der nächsten Sitzung am 30. April über eine Zinssenkung sprechen müssen und einen deutlichen Zinsschritt nach unten vornehmen.

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