Kommentar
15:05 Uhr, 25.10.2016

US-Dollar: Extreme Knappheit!

Dollar sind heiß begehrt, vielleicht nicht bei uns, dafür in anderen Teilen der Welt. Genau dort, wo man Dollar braucht, sind sie nicht zu haben.

Die US-Wirtschaftswissenschaftlerin Carmen Reinhart hat unlängst einen interessanten Artikel veröffentlicht. In diesem geht es um die von den niedrigen Rohstoffpreisen hervorgerufene Dollarknappheit. Die Story ist altbekannt, aber dennoch aktuell wie selten zuvor.

Der Rohstoffmarkt bewegte sich schon immer in großen Zyklen. In der jüngeren Geschichte begann alles mit dem Ölembargo in den 70er Jahren. Die Preise schnellten nach oben, was einen Investitionsboom im Westen und auch in Entwicklungsländern auslöste. Jeder suchte nach Rohstoffen, stampfte Ölplattformen aus den Boden und entwickelte Minen, um Metalle zu fördern.

Die hohen Preise finanzierten den Boom und bescherten Entwicklungsländern hohe Dollareinnahmen. Als dann alle Projekte entwickelt waren und das ganze Angebot auf den Markt kam, brachen die Preise ein. In den 80er Jahren kam es daraufhin vor allem in Südamerika zu einer Schuldenkrise. Vielen Staaten fehlten plötzlich die Deviseneinnahmen. Die lokalen Währungen kollabierten und Hyperinflation griff um sich.

Mit Hilfe internationaler Institutionen, zahlreicher Notkredite und Umstrukturierung der Schulden konnten sich die meisten Länder in den frühen 90er Jahren von der Krise befreien. Ende der 90er Jahre bis in die frühen 00er Jahre kam es wieder zu einer Krise. Dieses Mal nicht nur in rohstoffreichen Ländern, sondern vor allem im asiatischen Raum.

Nach der Rezession in weiten Teilen der Welt in den Jahren 2001-2002 gab es einen neuerlichen Rohstoffboom, nachdem die Preise 15 Jahre lang auf niedrigem Niveau stagnierten. Der Zyklus begann von Neuem. Es konnte Dank hoher Rohstoffpreise viel investiert werden. Nun ist die Kapazität auf dem Markt und die Rohstoffpreise sind wieder auf niedrigem Niveau.

Die niedrigen Preise führen in vielen Rohstoffexportländern zu einer Dollarknappheit. Das spiegelt sich auch in der Berichterstattung wider. Die Grafik zeigt, wie häufig in Artikeln über das Thema Dollarknappheit berichtet wird. Die zweite Zeitreihe zeigt eine Kombination aus Schlagworten. Die Häufigkeit dieser Artikel verläuft gegenteilig zu den Rohstoffpreisen - hier durch den Ölpreis repräsentiert.

Insgesamt nimmt die Häufigkeit zu. Das liegt an besserer Berichterstattung, aber auch daran, dass Artikel überhaupt international zugänglich sind. Die starken Ausschläge zeigen dennoch sehr gut, wann genau es brennt. Demnach ist die Lage in diesem Jahr deutlich angespannter als 2015. Bereits jetzt - obwohl noch gut zwei Monate bis zum Jahresende fehlen - wurde ein Viertel mal häufiger über Dollarknappheit berichtet.

Der Markt feiert die Stabilisierung der Preise. Die meisten Entwicklungsländer haben davon nichts. Ihnen fehlen Devisen, um Importe bezahlen zu können. In Ländern wie Venezuela führt dies zu einer Knappheit von allem, auch von Grundnahrungsmitteln.

Clemens Schmale

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9 Kommentare

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  • MMeier2
    MMeier2

    >Genau dort, wo man Dollar braucht, sind sie nicht zu haben.<

    Genau! In meiner Tasche sind auch immer zu wenig Dollars!

    14:09 Uhr, 25.10. 2016
  • Chronos
    Chronos

    "Das liegt an besserer Berichterstattung...."

    oder eher an Interpretation von ZDF (Zahlen, Daten, Fakten)

    Bilanziert wird international in USD das macht die Finanzierung von Projekten schwierig.

    Ansonsten ist der USD doch wohl omnipräsent wie nie.

    Egal ob in HK, Mockba, Cambbodia oder sonstigen Zweit-Drittländern.

    Und das alles ohne Kontrolle oder warum werden gerade 1$-Scheine am meisten gedruckt

    und warum ist der größte Schein im Nennwert so klein?

    So erinnert der Artikel etwas an Bitcoins oder den Goldbugs.

    Ich habe in Cambodia keine einzige Rechnung mit so was bezahlt, sondern immer mit USD.

    Selbst Thailand macht mir da Sorgen und THY war bisher einer der liberalsten Länder (neben Singapore und HK) um Devisen zu tauschen. Wo kann ich in Deutschland noch Devisen tauschen?

    11:39 Uhr, 25.10. 2016
    3 Antworten anzeigen

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Über den Experten

Clemens Schmale
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Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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