Kommentar
11:04 Uhr, 11.02.2004

US-Börsen kommen kaum von der Stelle

USA: Die US-Börse kam trotz der Veröffentlichung optimistisch stimmender Konjunkturdaten kaum von der Stelle.

Der vom Institute for Supply Management ermittelte "Factory Index", der die Konjunktur in der verarbeitenden Industrie widerspiegelt, kletterte im Januar auf den höchsten Stand seit 1983. Berichten des Handelsministeriums war zu entnehmen, dass die Bauausgaben im siebten Monat in Folge gestiegen sind und dass auch bei den Verbraucherausgaben der positive Trend anhielt.

Nach Angaben des Arbeitsministeriums wurden im vierten Quartal 144.000 neue Arbeitsplätze geschaffen, was davon zeugt, dass die wachsende Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen nicht ausschließlich durch Effizienzsteigerungen gedeckt werden kann. Später wurde bekannt, dass allein im Januar weitere 112.000 Stellen entstanden sind; erwartet worden war allerdings eine noch höhere Zahl.

Die Aktie des weltweit größten Netzwerkausrüsters Cisco geriet unter starken Abgabedruck, nachdem das Unternehmen für das zweite Quartal seines Geschäftsjahrs einen Gewinnrückgang um 27 Prozent gegenüber dem Vorjahr gemeldet hatte. Die negative Entwicklung wurde allerdings in erster Linie auf geänderte Bilanzierungsvorschriften zurückgeführt, die eine gewinnmindernde Buchung von Optionen für Mitarbeiter erforderlich machen. Der Umsatz wuchs hingegen im gleichen Zeitraum so schnell wie seit drei Jahren nicht mehr.

Fed-Mitglied Bernanke erwartet nach eigenen Worten für die nächsten zwei Jahre keine wesentliche Zunahme des Inflationsdrucks. Seine Äußerungen auf einer Tagung der Association of Investment Professionals, wonach die Notenbank es sich leisten könne, geduldig die Entwicklung der Wirtschaft in den nächsten Monaten abzuwarten, wurde als bislang deutlichster Hinweis darauf gewertet, dass die Zinsen vorerst unverändert bleiben werden.

Als Reaktion auf Bernankes optimistische Beurteilung der Wirtschaftslage gaben die Kurse der US Treasuries leicht nach.

Europa: Als Ganzes betrachtet, beendeten die europäischen Aktienmärkte die Woche mit neutralem Ergebnis. Zwischen einzelnen Märkten gab es zwar Performance- Unterschiede, aber der Vergleichsindex selbst bewegte sich kaum.

Die Europäische Zentralbank (EZB) beschloss, ihren Leitzins bei 2 Prozent zu lassen. Die meisten Beobachter hatten mit dieser Entscheidung gerechnet, da die weltweite Belebung des Konsums die Folgen der Euro-Aufwertung gegenüber dem Dollar abmildert.

Der renommierte belgische Ökonom Paul De Grauwe kritisierte die Haltung der EZB. Nach seinen Worten hinkt Europa dem weltweiten Konjunkturaufschwung hinterher. Erforderlich sei eine Zinssenkung, um den privaten Konsum in der Eurozone anzuregen.

Der von NTC Research ermittelte Einkaufsmanager-Index, der auf einer Befragung von 2.000 Managern basiert, stieg im Januar auf den höchsten Stand seit drei Jahren. Das häufig zitierte Stimmungsbarometer der europäischen Fertigungsbranche schien zu signalisieren, dass die europäischen Unternehmen ihre Umsätze im Ausland erfolgreich steigern und so die nur mäßige Nachfrage innerhalb der EU kompensieren.

Europas zweitgrößter Versicherer Axa meldete für das abgelaufene Kalenderjahr einen Umsatzrückgang um 4,1 Prozent. Nach Angaben des Unternehmens überschattete die Verteuerung des Euro die positive Entwicklung bei Anlageprodukten und Sachversicherungen. Durch die Euro-Aufwertung wurde der Wert der Umsätze um rund 6 Prozent geschmälert.

Der weltweit fünftgrößte Autobauer DaimlerChrysler teilte mit, sein Nettoergebnis habe sich im vierten Quartal verachtfacht. Dazu beigetragen hat unter anderem der Verkauf des Geschäftsbereichs MTU Aerospace Engines. Durch die Veräußerung will sich der Konzern stärker auf seine Kernsparten konzentrieren.

Die europäischen Anleihemärkte wurden durch die Zinsentscheidung der EZB praktisch nicht beeinflusst, da die Beibehaltung des bisherigen Zinsniveaus erwartet worden war. Im Wochenverlauf war jedoch ein leichter Rückgang der Renditen zu beobachten.

Großbritannien: Der britische Aktienmarkt beendete die Woche kaum verändert, nachdem er sich in einem engen Schwankungskorridor bewegt hatte.

Der geldpolitische Ausschuss der Bank of England (MPC) beschloss eine Leitzinsanhebung um 0,25 Prozentpunkte auf 4 Prozent. Der zweite Zinsschritt innerhalb von vier Monaten war die Reaktion auf Inflationssorgen, deren Auslöser die Kreditaufnahme der Verbraucher in Rekordhöhe sowie steigende Einzelhandelsumsätze waren.

Die Kurse britischer Staatsanleihen fielen nach Bekanntwerden der Notenbank- Entscheidung reflexartig, erholten sich dann aber, sodass die Renditen wieder in etwa auf dem Niveau von vorher lagen.

Die Aktie des führenden britischen Maschinenbauers Invensys legte kräftig zu. Vorausgegangen waren Berichte, wonach das Unternehmen versuchen wird, durch eine erneute Kapitalerhöhung 450 Mio. £ und durch eine Anleiheemission weitere 625 Mio. £ einzusammeln. Das Geld würde der Firmenleitung mehr Spielraum für die Sanierung des kränkelnden High-Tech-Konzerns verschaffen.

Der zweitgrößte britische Versicherer Aviva plant nach eigenen Angaben die Schließung seiner Vermittlertochter Hill Hammond. Durch den Schritt, der die Wirtschaftlichkeit durch Stärkung des Direktvertriebs verbessern soll, würden 1.600 Arbeitsplätze verloren gehen.

Eine von Morgan Stanley angeführte Investorengruppe erhöhte in der seit acht Monaten andauernden Übernahmeschlacht um den Londoner Immobilienentwickler Canary Wharf Plc den Einsatz. Sie verbesserte ihre Offerte auf 1,6 Mrd. £ und übertraf damit die kanadische Brascan Group, die 1,57 Mrd. £ geboten hatte.

Japan: Trotz einer Vielzahl überwiegend positiver Unternehmenszahlen beendeten die wichtigsten japanischen Aktienindizes die Woche im Minus. Kommentatoren äußerten die Ansicht, die Anleger verhielten sich vor dem G7-Treffen am Freitag abwartend. Japans Exportwirtschaft würde von konzertierten Bemühungen um eine Stützung des US-Dollars besonders profitieren.

Sega, Japans größter Hersteller von Videospielen für Spielhallen, meldete für die neun Monate bis 31. Dezember einen Anstieg des Reingewinns um 92 Prozent. Die Verbesserung wurde in erster Linie auf die positive Entwicklung im Geschäftsbereich Spielesoftware zurückgeführt.

Hitachi, der größte japanische Hersteller von Ausrüstungen zur Stromerzeugung, ist nach eigenen Angaben im dritten Quartal in die Gewinnzone zurückgekehrt. Der Elektronikkonzern führte die positive Entwicklung auf die gestiegene Nachfrage nach LCD-Bildschirmen und Ausrüstungen für die Stromversorgung von Mobilfunknetzen zurück.

Der geldpolitische Ausschuss der Bank of Japan beschloss, den Tagesgeldsatz bei fast null Prozent zu lassen. Zudem bekräftigte er die Zusage, innerhalb von drei Monaten Liquidität in die Wirtschaft zu pumpen, sollte der Yen an den Devisenmärkten gegenüber dem Dollar weiter an Wert gewinnen.

Südostasien: Die Aktienmärkte im asiatisch-pazifischen Raum litten unter Meldungen, wonach die Vogelgrippe weitere Todesopfer gefordert hat. Die Fluglinien verzeichneten zu Beginn der Woche deutliche Kurseinbußen auf Grund von Befürchtungen, die Ausbreitung des Virus könne zur Verhängung von Reisebeschränkungen führen.

Die Aktienmärkte Taiwans und Koreas erholten sich jedoch im späten Handel, nachdem es in unbestätigten Berichten geheißen hatte, Morgan Stanley Capital International (MSCI) ziehe in Erwägung, die Börsen der beiden Länder künftig als "Developed Markets" einzustufen.

Vertreter der nordkoreanischen Regierung bestätigten, dass die nächste Gesprächsrunde über Pjöngjangs Atomwaffenprogramm am 25. Februar beginnen wird. An den Verhandlungen nehmen China, die USA, Russland, Japan sowie Nord- und Südkorea teil.

Lateinamerika: Brasiliens Außenhandelsüberschuss vergrößerte sich im Januar. Die Exporte des Landes wuchsen um 21 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der starke Anstieg des Güterverkehrs führte zur Überlastung der brasilianischen Häfen, Straßen und Schienenwege.

In Mexiko meldete das staatliche Ölunternehmen Petroleous Mexicanos, es werde die tägliche Fördermenge im Jahr 2004 um 80.000 Barrel erhöhen, um den wachsenden Energiebedarf des Landes zu decken.

In Argentinien verdoppelte sich im Januar die Inflationsrate. Ein Boom im Tourismus veranlasste die Hotels zu Preiserhöhungen.

Kolumbiens Wirtschaft wuchs nach amtlichen Angaben im abgelaufenen Jahr um 3,5 Prozent. Das war die höchste Wachstumsrate seit acht Jahren. Die Investitionen des privaten Sektors stiegen um 17 Prozent, die Exporte um 7,2 Prozent. Für 2004 erwartet die kolumbianische Regierung eine moderate Beschleunigung des Wachstums auf etwa 3,8 Prozent.

AUSBLICK:

Nach der jüngsten Runde von Notenbank-Konferenzen werden die Marktteilnehmer die Unternehmen wieder genauer ins Visier nehmen.

Quelle: Fidelity

Die US-Investmentgesellschaft Fidelity wurde 1946 gegründet und ist mit einem verwalteten Vermögen von rund 1.000 Mrd. US-Dollar das größte unabhängige Fondsmanagement-Unternehmen der Welt. Es beschäftigt insgesamt 31.595 Mitarbeiter und stellt privaten und institutionellen Anlegern Investmentprodukte und -dienstleistungen zur Verfügung.

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