Kommentar
17:42 Uhr, 30.08.2013

US-Arbeitsmarktdaten treffsicher vorhersagen!

In der kommenden Woche werden die US-Arbeitsmarktdaten für den Monat August veröffentlicht. Keine anderen Wirtschaftsdaten weltweit werden von den Märkten so stark beachtet wie die Zahl der neugeschaffenen Stellen außerhalb der Landwirtschaft (Nonfarm payrolls). Wir zeigen, wie Sie eine eigene Prognose für diesen wichtigen Termin erstellen können!

Neben den monatlichen Arbeitsmarktdaten (neugeschaffene Stellen und Arbeitslosenquote) werden in den USA auch wöchentliche Daten zum Arbeitsmarkt veröffentlicht, und zwar die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe. Obwohl neugeschaffene Stellen und Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe natürlich unterschiedliche Statistiken sind, besteht doch ein einfacher inhaltlicher Zusammenhang: Geht es dem US-Arbeitsmarkt gut, so sind die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe niedrig, während die Zahl der neugeschaffenen Stellen hoch ist.

Diesen Zusammenhang kann man sich zunutze machen, indem man aus der Zahl der Erstanträge in den Vorwochen eine Prognose für die Zahl der neugeschaffenen Stellen berechnet. Dazu benötigt man kein komplexes theoretisches Modell, das erklärt, wie die beiden Größen genau zusammenhängen. Man kann stattdessen einfach empirisch überprüfen, ob es einen Zusammenhang zwischen beiden Größen gibt und wie dieser beschaffen ist.

Die obige Grafik zeigt das beispielhaft für die Daten von Mitte 2011 bis heute. Jeder Punkt in der Grafik entspricht einem Monat. Der x-Wert gibt den Vier-Wochen-Durchschnitt der Erstanträge an, der y-Wert die Anzahl der neugeschaffenen Stellen. Es ist deutlich zu erkennen, dass in Monaten mit einer niedrigen Anzahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe (linker Bereich x-Achse) mehr neue Stellen geschaffen wurden (oberer Bereich der y-Achse). Zur Erstellung der Grafik wurden zwei Vereinfachungen angewandt: Zum einen wurden nachträgliche Revisionen grundsätzlich nicht berücksichtigt, zum anderen stimmen die Erfassungszeiträume der beiden unterschiedlichen Statistiken nicht exakt, aber doch ungefähr überein.

In der Grafik gibt es einen offensichtlichen Ausreißer (rechts oben). Wir eliminieren diesen Ausreißer und legen dann eine Regressionsgerade durch die Punktewolke, wie die folgende Grafik zeigt.

Die Regressionsgerade ist nun unser Modell, um aus der Zahl der Erstanträge in den Vorwochen die Anzahl der neugeschaffenen Stellen zu prognostizieren. Die Gleichung lautet: y = -1,5225 * x + 707748. Setzt man für x den durchschnittlichen Wert der Erstanträge in den Vorwochen ein, kann man y, also die Zahl der neugeschaffenen Stellen, berechnen.

Der Wert der Erstanträge für die letzte August-Woche wird erst in der kommenden Woche veröffentlicht, er steht deshalb noch nicht zur Verfügung. Nimmt man die Werte der drei vorherigen Wochen, erhält man einen Durchschnittswert von 329.000 Erstanträgen. Eingesetzt in die obige Gleichung ergibt sich daraus ein Wert von ungefähr 207.000 neugeschaffenen Stellen für August. Zum Vergleich: Die Volkswirte der Banken rechnen im Schnitt mit 181.000 neuen Stellen, nach 162.000 neuen Stellen im Juli. Natürlich ist unsere Methode zur Vorhersage nicht sehr exakt. Trotzdem kann es sinnvoll sein, eigene Prognosen für derartige Wirtschaftsdaten zu erstellen, um nicht auf die Prognosen der Bankvolkswirte angewiesen zu sein. Denn bei diesen Prognosen kann grundsätzlich immer ein Interessenskonflikt bestehen.

Schwieriger als die Vorhersage der Anzahl der neugeschaffenen Stellen auf dem US-Arbeitsmarkt ist natürlich die Prognose, wie der Markt auf die Zahlen reagieren wird. Ist der weitere geldpolitische Kurs klar, sind gute Arbeitsmarktdaten fast immer gut für die Aktienkurse. Aktuell zeigt sich meist aber wieder eine paradoxe Reaktion: Gute Daten führen zu Kursverlusten, weil sie eine schnellere Reduzierung der Fed-Anleihekäufe wahrscheinlicher machen. Die von uns prognostizierten 207.000 neugeschaffenen Stellen im August wären der beste Wert seit einem halben Jahr und dürften es damit recht wahrscheinlich machen, dass die Reduzierung der Anleihekäufe bereits im September beginnt. Weitere Kursverluste wären dann natürlich nicht überraschend.

Oliver Baron

Hinweis: Christian Stern befindet sich aktuell im Urlaub. In der kommenden Woche wird er in der Rubrik "Project Future" wieder seinen gewohnten Wochenendartikel veröffentlichen.

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Über den Experten

Oliver Baron
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Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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