US: Analysten befürchten Double-Dip Szenario
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Die Unsicherheit, ob der Irakkonflikt letztendlich zu einem Irakkrieg wird, drückt die Kurse an den Weltbörsen. Unternehmensbosse frieren ihre Investitionen ein und geben nur das Nötigste aus und wollen vor einem drohenden Krieg kein unnötiges Risiko eingehen.
Einige Analysten glauben daran, dass diese Unsicherheit - die durch den Absturz der Ramfähre Columbia gesteigert wurde - die lahme Wirtschaft aus der Bahn werfen und zurück in eine Rezession bewegen könnte.
"Die Wahrscheinlichkeit für ein Double-Dip Szenario hat sich ganz klar erhöht," sagt Sung Won Sohn, Chefökonom bei Wells Fargo in Minneapolis. "Die Wirtschaft verharrt auf einem schwachen Pfad und wir haben es nicht auf einen festeren Boden geschafft."
Der Terminus "schwacher Pfad" wurde erstmals von dem Chef der US-Notenbank, Alan Greenspan, und von seinen Kollegen benutzt, um die schwache Wirtschaftslage zu beschreiben. Die US-Wirtschaft, die über die Sommermonate noch um 4% wuchs, verlangsamte sich in den letzten drei Monaten des Jahres auf anämische 0.7% Wachstum.
Als "Versicherung", dass sich das erneut schwache Wachstum nicht noch weiter steigert, hat die US-Notenbank den Leitzins im November um 50 Basispunkte auf ein 41-Jahrestief bei 1.25 Prozentpunkten gesenkt.
Aber bis jetzt lassen sich fast keine positiven Auswirkungen feststellen, so Analysten. Die Arbeitslosenquote verharrt unverändert auf einem 8-Jahreshoch bei 6%, als Unternehmen in den vergangenen zwei Monaten 200,000 Arbeitsplätze strichen.
Am Freitag wird die Regierung Arbeitsmarktdaten vorlegen. Viele Analysten gehen zwar davon aus, dass Unternehmen im Januar wieder in kleinem Umfang Mitarbeiter einstellten, doch werde dies nicht ausreichen, um die 6% Marke zu verringern. Vielmehr gehen sie davon aus, dass die Arbeitslosenquote im Sommer auf 6.5% steigen wird.
"Die Wirtschaft ist jetzt sehr anfällig," sagt Mark Zandi, Chefökonom von Economy.com. "Unternehmen fühlen sich unwohl. Sie investieren nicht und stellen auch keine neuen Leute ein und das Verbrauchervertrauen fällt weiter. Jedes kleinere Ereignis, dass jetzt schief läuft, könnte uns zurück in eine Rezession werfen."
Das Conference Board berichtete, dass das Verbrauchervertrauen im Januar erneut gefallen ist, es sei nun auf einem 9-Jahrestief angekommen. Dies erhöht die Sorgen darum, dass der Verbraucher, der 2/3 des Bruttoinlandsproduktes ausmacht, sich mit Ausgaben zukünftig zurück halten könnte.
In den BIP-Zahlen zum vierten Quartal 2002 wurde gemeldet, dass das Wachstum der Verbraucherausgaben auf 1% zusammengefallen ist. Das ist die niedrigste Wachstumsrate in fast 10 Jahren.
Die große Angst ist nun, dass ein Krieg im Irak und ein nicht sehr vorteilhafter Verlauf dessen - oder ein erneuter Terroranschlag - die Wirtschaft schrumpfen lassen könnte.
"Das große Risiko ist ein Krieg," sagt David Wyss, Chefökonom von Standard & Poor's in New York. "Ein Krieg kann zu jeder Zeit außer Kontrolle geraten, was ein Double-Dip herbeiführen könnte."
Große Hoffnung liege auf Steuersenkungen der US-Regierung, so Marktbeobachter. Wenige Analysten gehen zwar davon aus, dass das von US-Präsident Bush vorgeschlagene $670 Milliarden schwere Steuersenkungspaket vom Congress genehmigt wird. Doch könnte eine geänderte Form der Wirtschaft aktuell noch besser helfen, da viele Politiker dahingehend argumentierten, dass das Steuersenkungspaket in der jetzigen Form erst in vielen Jahren Auswirkungen in der Wirtschaft zeigen würde.
Ein festes Standbein der Wirtschaft ist darüber hinaus der Immobiliensektor. Die Nachfrage der US-Verbraucher nach neuen Häusern und Hypotheken ist ungebrochen. Hauptgrund ist der niedrige Zins, der die Verbraucher zu Ausgaben motiviere, hieß es.
"So lange die Zinsen so niedrig sind, wird der Verbraucher weiter investieren," sagt Michael K. Evans, Chef von Evans Carroll & Associates, einem US-Wirtschaftsberatungsunternehmen. "Die Konsumenten werden weiterhin ihren Alltag leben, und das wird uns von einem Double-Dip fernhalten."
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