Unveränderte Leitzinsen trotz Finanzmarktturbulenzen
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Externe Quelle: DekaBank
• Die Fed hat die Leitzinsen unverändert bei 2,0 % belassen und ein Statement abgegeben, das zukünftige Leitzinssenkungen zwar nicht kategorisch ausschließt, die Hürden hierfür aber sehr hoch legt. Ein solcher Schritt käme für sie nur in Betracht, wenn sich die aktuellen Verwerfungen auf den Finanzmärkten in einem gravierend schlechteren wirtschaftlichen Ausblick niederschlagen.
• Die Fed unterscheidet zwischen ihrer Geldpolitik zum einen und der Unterstützung der Finanzmärkte zum anderen. Wir gehen davon aus, dass sie ihre Rolle als Lender of Last Resort auch in den kommenden Monaten intensiv ausüben wird, halten erneute Leitzinssenkungen jedoch für wenig wahrscheinlich. Der Zeitpunkt, zu dem die Fed mit einer langfristig notwendigen Anhebung der Leitzinsen beginnen wird, ist durch die Ereignisse der vergangenen Tage jedoch erheblich unsicherer geworden.
1. Trotz der Verschärfung der Finanzmarktkrise in den vergangenen Tagen hat die Fed die Leitzinsen unverändert bei 2,0 % belassen. Änderungen an ihrem Statement hat sie vor allem im ersten Absatz vorgenommen, der sich auf die konjunkturelle Entwicklung bezieht. Anders als bei den vorangegangenen Zinsentscheiden verweist sie hier nicht mehr lediglich auf die erhebliche Anspannung an den Finanzmärkten, sondern sagt, dass diese deutlich zugenommen habe. Explizite Schlussfolgerungen für das Wirtschaftswachstum zieht die Fed hieraus allerdings nicht. Sie stellt fest, dass sich das Wachstum zuletzt abgeschwächt habe, was sie vor allem auf nachlassende Ausgaben der privaten Haushalte zurückführt. Neben strengen Kreditbedingungen und der sich fortsetzenden Talfahrt an den Wohnimmobilienmärkten nimmt sie nun auch ein erwartetes geringeres Wachstum der Exporte mit in die Liste der Belastungsfaktoren für die wirtschaftliche Entwicklung auf. Insgesamt entspricht der wirtschaftliche Ausblick damit in etwa dem, was bereits aus den Minutes zum vorangegangenen Zinsentscheid am 5. August herauszulesen war.
2. Mit dem Hinweis, sie werde die wirtschaftliche Entwicklung und die der Finanzmärkte „aufmerksam“ beobachten und falls erforderlich handeln, signalisiert die Fed, dass sie eine erneute Senkung der Leitzinsen zumindest nicht kategorisch ausschließt. Der relativ geringe Raum, den die Finanzmärkte in ihrem Statement einnehmen, unterstreicht jedoch, dass das entscheidende Kriterium für eine potenzielle Leitzinssenkung darin besteht, wie stark sich die aktuellen Verwerfungen auf den Finanzmärkten in einer Verschlechterung des wirtschaftlichen Ausblicks niederschlagen. Die Hürden für einen solchen Schritt liegen zudem sehr hoch. Zum einen gewichtet die Fed Konjunktur- und Inflationsrisiken derzeit gleichermaßen stark, d.h. sie hat keinen expliziten „Easing Bias“. Zum anderen hält sie an ihrer Einschätzung fest, dass ihre laufende Geldpolitik langfristig ein moderates Wachstum unterstützt, d.h. sie betrachtet ihre Politik nach wie vor als akkommodierend.
3. Insgesamt unterstreicht das Statement somit, dass die Fed trennt zwischen ihrer Geldpolitik zum einen und der Unterstützung der Finanzmärkte zum anderen. In dieses Muster passt auch, dass die Fed wenige Stunden nach der Entscheidung, die Leitzinsen unverändert zu lassen, einen Kredit von bis zu 85 Mrd. US-Dollar an den Versicherer AIG genehmigt hat, um eine bevorstehende Insolvenz dieses Unternehmens abzuwenden. Wir gehen davon aus, dass die Fed diese Rolle als Lender of Last Resort auch in den kommenden Monaten intensiv ausüben wird, halten eine erneute Senkung der Leitzinsen jedoch für wenig wahrscheinlich. Letztendliche Leitzinserhöhungen stehen dagegen auf einem anderen Blatt. Auch wenn wir nach wie vor der Ansicht sind, dass das makroökonomische Umfeld der Fed langfristig eine deutliche Straffung ihrer Geldpolitik nahe legt, dürfte sie hiermit erst beginnen, wenn sie zu der Einschätzung gelangt, durch einen solchen Schritt eine Erholung der Finanzmärkte nicht zu sehr zu beeinträchtigen. Das Risiko unserer Prognose, die schon ab dem nächsten Frühjahr eine sukzessive Anhebung der Federal Funds Rate beinhaltet, hat durch die Ereignisse der vergangenen Tage daher erheblich zugenommen.
Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.
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