UNITED INTERNET - Ein Qualitätsunternehmen wird versenkt

• United Internet AG - WKN: 508903 - ISIN: DE0005089031 - Kurs: 37,240 € (XETRA)

Wenn man die Frage nach Konstanz stellen würde und Unternehmen im TecDAX aufzählen müsste, würde bei vielen Analysten wohl der Name United Internet fallen. Der Telekommunikationsspezialist, bekannt durch die Tochter 1&1, ist eine der Erfolgsstorys schlechthin im deutschen Tech-Segment. Nachfolgende Grafiken und der Aktienchart zeigen den bemerkenswerten Aufstieg des Konzerns:

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Im Jahr 2000 kam United Internet auf einen Umsatz von knapp 200 Mio. EUR, in diesem Jahr dürfte die 4-Mrd-EUR-Schwelle geknackt werden. Auch bei der Profitabilität legte der Konzern in den vergangenen Jahren deutlich zu. In der Spitze erzielte United Internet einen Gewinn von 2,28 EUR je Aktie. Analysten gehen davon aus, dass der Rekord aus dem Jahr 2015 in diesem Jahr annähernd erreicht werden dürfte. Die aktuelle Konsensschätzung beim Gewinn für das Jahr 2016 lautet 2,23 EUR je Aktie.

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*e = erwartet

Operativ lief es im ersten Quartal gut. United Internet schloss 270.000 neue Kundenverträge ab, der Umsatz stieg um 7 % auf 968,6 Mio. EUR, das EBIT um 29,3 % auf 154 Mio. EUR. Unterm Strich kam dennoch ein Verlust von 0,27 EUR je Aktie zustande, da United Internet auf seine Beteiligung an Rocket Internet eine hohe Abschreibung tätigen musste. Und damit sind wir wohl schon beim Knackpunkt für den Kurssturz seit November 2015. United Internet hat seit dem Jahr 2014, kurz vor dem Börsengang, rund 10 % der Aktien des Internet-Beteiligungsunternehmen Rocket Internet übernommen. Was anfangs wie ein guter Schachzug des erfolgsverwöhnten Vorstandsvorsitzende Ralph Dommermuth wirkte, erweist sich inzwischen als Griff ins Klo. Auf das Investment von 435 Mio. EUR musste Dommermuth, selbst mit 40 % an United Internet beteiligt, im ersten Quartal 156,7 Mio. EUR abschreiben. Es ist zum zweiten Quartal mit einer weiteren Abschreibung zu rechnen. Denn nach einem guten Börsenstart ist die Rocket Internet-Aktie in den Sturzflug übergegangen. Im Vergleich zu Ende März notiert die Aktie schon wieder 25 % tiefer. Der Chart spricht hier Bände. Rocket Internet steht im Bereich der Jahrestiefs.

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Es ist nicht unwahrscheinlich, dass der Abverkauf der Beteiligung auch den Kurs von United Internet belastet. Wie viel vom ursprünglichen Investment noch abgeschrieben werden muss, muss man abwarten. Der Großteil dürfte nach dem zweiten Quartal aber erledigt sein. Es war bislang ein Experiment des Vorstands, das nicht aufgegangen ist. Sollte sich Rocket Internet indes mittelfristig wieder erholen, wären auch Beteiligungsgewinne denkbar. In einem aktuell sehr angeschlagenen Marktumfeld reicht ein solcher Klotz am Bein aber, um die Aktie nach unten zu drücken. Ein in dieser Woche gemeldeter Insiderverkauf über knapp 460.000 EUR sorgt auch nicht gerade für Vertrauen. Dennoch sollte man die Kirche im Dorf lassen. Im operativen Geschäft dürfte United Internet 2016 neue Rekorde einfahren. Dies spiegelt sich im Kurs nicht einmal ansatzweise wider.

Aus technischer Sicht ist der Wert äußerst angeschlagen. Der wichtige Support um 38,45 EUR wurde gerissen. Eine Supportzone im langfristigen Kontext lässt sich zwischen 35,70 und 34,80 EUR einziehen. Dort verläuft auch der EMA200 Woche. Sollte die Aktie in diesem Bereich Bodenbildungstendenzen aufweisen, wäre sie aus antizyklischer Sicht interessant. Fällt der Wert dagegen auch durch diesen Kursbereich durch, könnte es einen Sell-off in Richtung 28,35 EUR geben. Auf die Watchlist gehört das TecDAX-Schwergewicht in jedem Fall.

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