Kommentar
11:06 Uhr, 25.04.2003

Union - Rückblick/Ausblick Schwellenländer

Osteuropa

Im ersten Quartal 2003 forderten die geopolitischen Spannungen auch an den osteuropäischen Aktienmärkten ihren Tribut. So tendierten etwa die Börsen in Ungarn und Polen im Quartalsvergleich negativ, obwohl gerade in Ungarn die Wirtschaftssituation vergleichsweise erfreulich ist. Mit Blick auf Polen hatte die Notenbank zur Belebung der Konjunktur bei niedrigen Inflationsraten Leitzinssenkungen durchgeführt. Per saldo nahezu ausgeglichen war die Entwicklung in Russland. Hier konnten zeitweilige Abwärtstendenzen durch eine kräftige Aufwärtsbewegung im Februar ausgeglichen werden, welche sich auf die Ankündigung der britischen BP stützte, einen 50%-igen Anteil im Gegenwert von 6,75 Mrd. USD an einem russischen Ölkonsortium zu erwerben. Ungarn und Russland bleiben unsere Anlagefavoriten.

Die osteuropäischen Aktienmärkte tendierten im März uneinheitlich. Während etwa die russische Börse unter Gewinnmitnahmen litt, präsentierten sich ungarische Werte in gut behaupteter Verfassung. Leicht über den Erwartungen liegende Konjunkturdaten wie beispielsweise ein BIP-Wachstum von 3,7 Prozent im vierten Quartal 2002 und damit 3,3 Prozent für das Gesamtjahr hatten für eine freundliche Stimmung gesorgt. Ebenfalls positiv verlief die Entwicklung am tschechischen Aktienmarkt, wo der konjunkturelle Hintergrund gerade mit Blick auf das weiterhin bestehende Deflationsszenario und den für 2002 veröffentlichten BIP-Anstieg von zwei Prozent allerdings weniger erfreulich ist. Per saldo nahezu unverändert gegenüber dem Vormonat zeigte sich die polnische Börse, die im Berichtsmonat ganz im Zeichen politischer Ereignisse stand. So war die Regierungskoalition durch den Ministerpräsidenten aufgelöst worden, die Bauernpartei ausgeschieden und die größere Partei hatte sich als Minderheitsregierung etabliert. Diese Konstellation dürfte unseres Erachtens noch einige Monate anhalten, was dafür spricht, dass die politischen Unsicherheiten zunehmen werden. Von Neuwahlen gehen wir erst nach dem EU-Referendum am 8. Juni aus. Hinsichtlich der konjunkturellen Entwicklung konnte der polnische Aktienmarkt von einer positiven Überraschung profitieren. So stieg das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im vierten Quartal 2002 um 2,1 Prozent, womit der Zuwachs für das Gesamtjahr 1,3 Prozent betrug. Darüber hinaus senkte die polnische Notenbank infolge des niedrigen Inflationsniveaus erneut die Leitzinsen um 25 Basispunkte. Wenig erfreulich waren hingegen die Angaben zur Arbeitsmarktsituation, denn im Februar erreichte die Arbeitslosenquote mit 18,8 Prozent einen neuen Höchststand. Russland und Ungarn bleiben Anlagefavoriten: Die osteuropäischen Aktienmärkte, welche im letzten Jahr in einem äußerst schwierigen globalen Börsenumfeld eine positive Bilanz vorweisen konnten, dürften sich auch 2003 erfreulich entwickeln. Neben Ungarn favorisieren wir weiterhin den russischen Aktienmarkt. Vor allem mit Blick auf andere Emerging-Market-Regionen und vor dem Hintergrund der weltweit schwierigen Konjunkturlage bleibt die Makrosituation in Russland überdurchschnittlich stabil. Nachdem in 2002 ein BIP-Wachstum von 4,3 Prozent erzielt wurde, wird für das laufende Jahr ein ähnlicher Zuwachs von 4,2 Prozent bei einer geschätzten Inflationsrate von 11,5 Prozent prognostiziert. Damit kann sich das Land durchaus sehen lassen. Mit Blick auf den Ölpreis gehen wir davon aus, dass das Umfeld volatil bleiben wird, doch rechnen wir nicht damit, dass sich Notierungen unterhalb von 18 - 20 USD pro Barrel in absehbarer Zeit einstellen werden (selbst mit 18 Dollar kann die russische Wirtschaft noch gut leben). Insofern dürften vom Ölpreis per saldo positive Impulse ausgehen. Ebenfalls konstruktiv stehen wir dem ungarischen Aktienmarkt gegenüber, den wir - wie auch die russische Börse - mit "übergewichten" einstufen. Die hier im osteuropäischen Durchschnitt niedrigen Bewertungen, eine relativ zu den Nachbarländern ansprechende Wirtschaftsentwicklung sowie erfreuliche Ertragsperspektiven auf Unternehmensseite eröffnen nach wie vor viel versprechende Anlagechancen. In Polen hingegen sind wir angesichts einer - trotz erster Besserungstendenzen - insgesamt verhaltenen Wirtschaftssituation, die für 2003 einen BIP-Anstieg von etwa 2,7 Prozent erwarten lässt, und den noch unbefriedigenden Ergebnissen auf Unternehmensseite derzeit weiterhin untergewichtet.

Anlagepolitik: Im UniEM Osteuropa haben wir im März unsere in dem ungarischen Pharmakonzern Egis gehaltenen Bestände vollständig abgebaut. Grund hierfür war, dass ein Produkt des Unternehmens die Testphase 3 nicht überstanden hat. Darüber hinaus kam es zu leichten Gewinnmitnahmen in dem tschechischen Telekommunikationsanbieter Cesky Telekom. Hingegen nahmen wir Positionsaufstockungen in PKN vor. Der polnische Ölkonzern dürfte von positiven Perspektiven im Raffineriegeschäft profitieren.

Asien

Die asiatischen Aktienmärkte tendierten mit nur wenigen Ausnahmen wie etwa der chinesischen oder taiwanesischen Börse im ersten Quartal 2003 in geschwächter Verfassung. Vor allem im Vorfeld des Irak-Krieges wurde das Geschehen durch den stark anziehenden Ölpreis und damit verbundene Konjunktursorgen belastet. Aber auch die Sannungen zwischen den USA und Nord-Korea bereiteten gerade im südlichen Nachbarland zunehmend Sorgen. Schließlich forderte die hochinfektiöse Lungenentzündung SARS ihren Tribut, welche vor allem die Börsenentwicklung in Hongkong stark beeinträchtigte. Trotz gegenwärtiger geopolitischer Spannungen stehen wir der weiteren Entwicklung an den fernöstlichen Märkten nicht zuletzt dank eines per saldo robusten Wirtschaftswachstums in dieser Region konstruktiv gegenüber.

Fernost

Hohe Volatilitäten bei überwiegend rückläufiger Tendenz - Die asiatischen Aktienmärkte tendierten im März äußerst volatil, wobei die Monatsbilanz überwiegend negativ ausfiel. Hauptbelastungsfaktoren waren Irak-Krieg, Nordkorea-Krise sowie die hochinfektiöse Lungenentzündung SARS (Severe Acute Respiratory Syndrome), welche in Asien und hier insbesondere in Hongkong grassiert und bereits eine erhebliche Anzahl an Todesopfern forderte. Insbesondere die südkoreanische Börse präsentierte sich in geschwächter Verfassung. Neben den zunehmenden Spannungen mit dem nördlichen Nachbarn waren es vor allem Corporate Governance Probleme sowie unter den Erwartungen liegende Unternehmensgewinne, welche die Stimmung eintrübten. Aber auch die sich mit den kriegerischen Auseinandersetzungen im Irak verschärfenden Sorgen bezüglich der weiteren Entwicklung der US-Konjunktur und damit inländischen Wirtschaft beeinträchtigten das Geschehen. Nachdem die BIP-Prognosen für 2003 bereits zurückgenommen wurden, werden jetzt Spekulationen darüber angestellt, ob die südkoreanische Regierung ein Konjunkturprogramm auflegen wird. Mit einem Minus von gut fünf Prozent im Hang-Seng-Index tendierte auch die Börse in Hongkong deutlich rückläufig. Hier war es vor allem SARS, das die Kurse nach unten trieb. Malaysia litt ebenfalls unter der Infektionskrankheit, die insbesondere der Tourismusbranche und den Airlines schweren Schaden zufügte. Leichte Verluste musste darüber hinaus der chinesische Aktienmarkt hinnehmen, wobei B-Shares leicht schwächer tendierten. Gleichermaßen rückläufig war zudem die Entwicklung in Indonesien, obwohl sinkende Zinsen, stabile Währungsverhältnisse und gute Unternehmensergebnisse für ein ansprechendes fundamentales Umfeld sorgten. Eine positive Ausnahme bildete im Berichtsmonat hingegen der thailändische Aktienmarkt, welcher von erfreulichen Gewinnausweisen profitierte und den anstehenden Dividendenauszahlungen erwartungsvoll entgegensah. Per saldo konstruktive Haltung: Obwohl die konjunkturellen Probleme in den USA auch die fernöstlichen Aktienmärkte belasten, konnte sich Asien dank der in den letzten drei Jahren in vielen Ländern durchgeführten strukturellen Reformen ein besseres wirtschaftliches Umfeld aufbauen. So weist die Region weiterhin ein robustes Wirtschaftswachstum auf, das sich zunehmend auf die Binnennachfrage stützt. Allerdings ist davon auszugehen, dass der im Vorfeld des Irak-Krieges gesehene Anstieg des Ölpreises den BIP-Zuwachs in Asien als Nettoimporteur dieses Rohstoffes tendenziell geschmälert hat, wobei Länder wie Korea und Thailand besonders betroffen sind. Im Vergleich etwa zu Europa, wo die Wirtschaft bislang immer noch kränkelt, werden die Auswirkungen jedoch weit weniger negativ sein. Insofern stehen wir den fernöstlichen Aktienmärkten trotz der gegenwärtigen geopolitischen Spannungen konstruktiv gegenüber. Im einzelnen bewerten wir den Markt in China weiterhin positiv, obwohl wir hier zwischenzeitlich nach kräftigen Kurssteigerungen Gewinne realisiert haben. Auch Indonesien und Thailand, wo die Börse nach wie vor von einer unternehmensfreundlichen Regierung profitiert, sehen wir als Outperformer an. Den indonesischen Markt zeichnen günstige Bewertungen und recht gute Unternehmensergebnisse aus. Bei stabilen Währungsverhältnissen dürften sich hier noch attraktive Anlagemöglichkeiten ergeben, zumal das Land als eines der wenigen asiatischen Ausnahmen ein Ölexporteur ist und so von den relativ hohen Ölpreisen profitierte. In Taiwan sind wir vorsichtig optimistisch für Unternehmen, die über ein geschäftliches Standbein in China verfügen ("China Plays") und in Süd-Korea scheint nach den immensen Kursverlusten der letzten Monate das "Schlimmste" überstanden zu sein. Hier würden wir trotz der Unsicherheiten bezüglich der weiteren Atomwaffenpolitik Nord-Koreas generell nicht mehr zu Bestandsminderungen raten.

Anlagepolitik: Im März nahmen wir im UniEM Fernost zahlreiche Transaktionen vor, die unter Einzeltitelgesichtspunkten (Stock Picking) durchgeführt wurden. So kam es beispielsweise in Korea zu Neuengagements in den Internetunternehmen NHN und Daum, welche erfreuliche Ertragszahlen veröffentlichen konnten. Darüber hinaus nahmen wir Bestandsaufbauten in Samsung Heavy vor. Der Schiffbauer dürfte von den neuen Richtlinien in Europa profitieren, welche für Tanker in Zukunft eine doppelwandige Ausführung vorschreiben. Hingegen trennten wir uns nach kräftigen Kurssteigerungen von Hyundai Mobis, einem Zulieferer für Hyundai Motors, den wir unter Gewinnmitnahmen veräußerten. In China engagierten wir uns in Hua Han Bio-Pharmaceutical, einem pharmazeutischen Forschungsunternehmen, das vor dem Hintergrund der hochinfektiösen Lungenkrankheit SARS interessant erscheint. Des Weiteren bauten wir eine Position in Global Bio-Chem Technology auf, einer biochemischen Gesellschaft, die auf Mais basierende Zusatzstoffe für Nahrungs- und Futtermittel herstellt. Die Gesellschaft ist vor allem für "Lysine" bekannt, einem Stoff zur Anreicherung von Tierfutter. Nachdem festgestellt wurde, dass Zusatzstoffe, die auf pflanzlichen Fetten basieren, besser und gesünder sind als die tierischen Ursprungs, eröffnen sich dem Unternehmen weitere Wachstumsmöglichkeiten. Bereits jetzt kann Global Bio-Chem hohe Zuwachsraten vorweisen. Zu Positionsauflösungen kam es hingegen in dem Touristikunternehmen China Travel International, das mit Blick auf die SARS-Epidemie unter Verkaufsdruck geraten ist. In Thailand kam es darüber hinaus zu Gewinnmitnahmen in Sansiri, einer Immobiliengesellschaft, die in der Vergangenheit kräftige Kurssteigerungen verbuchen konnte. Demgegenüber stand ein Neuengagement in Ay Plast, einem Hersteller von Spezialkunststoffen, der gute Ergebnisse vorgelegt hat. In Malaysia schließlich trennten wir uns von IJM, einer Baufirma, welche sich mittlerweile verschärfter Konkurrenz gegenüber sieht.

Lateinamerika

Die lateinamerikanischen Aktienmärkte tendierten im ersten Quartal 2003 uneinheitlich. So präsentierte sich die Börse in Mexiko angesichts der Konjunkturschwäche in den USA, dem Hauptabnehmer mexikanischer Produkte, in geschwächter Verfassung. Argentinische Werte hingegen profitierten davon, dass der IWF dem Land einen Überbrückungskredit gewährt hatte. Per saldo konnten hier Kurssteigerungen verzeichnet werden. Im Quartalsvergleich nahezu unverändert war die Entwicklung in Brasilien. Zunächst hatte die Börse mit Verstimmung auf eine erneute Leitzinssenkung der Notenbank sowie eine Anhebung des Mindestreservesatzes für Sichteinlagen reagiert, doch konnten zuletzt gesehene deutliche Aufwärtstendenzen den Quartalsverlust verhindern. Unser Rating für die Region bleibt "neutral gewichten".

Quelle: Union Investment

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