Kommentar
08:44 Uhr, 01.04.2003

Union - Rentenmarktbericht

Ein schnelles Ende der bewaffneten Auseinandersetzung im Irak ist nicht in Sicht. Die starken Kursgewinne, die in den ersten Kriegstagen an den Aktienbörsen zu verzeichnen waren, beginnen deshalb auch zu bröckeln. Im Gegenzug nimmt die Nachfrage nach Staatsanleihen wieder zu, was zu sinkenden Renditen führte. 10-jährige Bundesanleihen gaben im Wochenverlauf 15 Basispunkte nach, US-Treasuries mit gleicher Laufzeit sogar um 24 Basispunkte. Auch der US-Dollar büßte gegenüber dem Euro wieder an Boden ein. Für einen Euro mussten am Freitag 1,079 US-Dollar bezahlt werden, 2,4 Cent mehr als noch eine Woche zuvor. Die wachsenden Schwierigkeiten der amerikanischen und britischen Invasionstruppen mit den irakischen Verbänden, die das Kriegsende in weitere Ferne rücken lassen, sind auch an dem wieder deutlich gestiegenen Rohölpreis abzulesen.

Angesichts der Kriegsereignisse treten die Konjunkturdaten naturgemäß in den Hintergrund. Die Stimmung in den Volkswirtschaften der Eurozone hat sich im März dabei wieder eingetrübt. Die wichtigen Klimaindikatoren verschlechterten sich allesamt. In Deutschland verzeichnete der Ifo-Geschäftsklima-Index nach Anstiegen in den ersten beiden Monaten des Jahres im März wieder eine Einbuße, wobei vor allem der Rückgang bei den Geschäftserwartungen negativ zu Buche schlug. Vergleichbare Entwicklungen waren beim französischen INSEE-Index, dem ISAE-Geschäftsklima-Index aus Italien sowie dem belgischen Frühindikator festzustellen. Deshalb ist auch davon auszugehen, dass der in dieser Woche zur Veröffentlichung anstehende EU-Sentiment-Indikator wieder nachgeben wird. Darüber hinaus dürften auch die Einkaufsmanagerindizes sowie die Arbeitsmarktdaten tendenziell schwächer notieren als zuvor. Bei den Verbraucherpreisen ist ein leichter Rückgang zu erwarten. Damit behält die Europäische Zentralbank Spielraum in der Geldpolitik, wenngleich nach jüngsten Aussagen von EZB-Bankern eine neuerliche Zinssenkung nicht unmittelbar bevorsteht. Die EZB wird wohl ihr Pulver noch etwas trocken halten, um etwa bei unkalkulierbaren geopolitischen Ereignissen reagieren zu können. In Anbetracht des sowohl in politischer als auch wirtschaftlicher Hinsicht unsicheren Umfeldes sind wir gegenwärtig in unseren Euroland-Portfolios bezogen auf die Duration nahezu neutral positioniert.

In den USA rückt die Finanzierung des Irak-Krieges verstärkt in den Fokus der Finanzmärkte. Die Bush-Regierung hat für das laufende Fiskaljahr einen Nachtragshaushalt zur Deckung der Kriegskosten im Umfang von rund 75 Mrd. US-Dollar beim US-Kongress beantragt, der voraussichtlich auch dessen Zustimmung finden wird. Allerdings dürften im Gegenzug die von der Regierung angepeilten Steuerentlastungen geringer als geplant ausfallen. Dennoch dürfte das Haushaltsdefizit auf rund 400 Mrd. US-Dollar steigen, was langfristig über steigende Zinsen zu einer Belastung der Rentenmärkte führen könnte. Von Konjunkturseite gab es wenig Erfreuliches zu berichten. Die Auftragseingänge für langlebige Güter sowie der Verbrauchervertrauensindex der Universität Michigan waren zuletzt rückläufig. Wenn auch die in der laufenden Woche anstehenden Wirtschaftsdaten überwiegend negativ überraschen sollten, dürfte am Markt die Zinssenkungsfantasie wieder zunehmen.

Ausblick:
Die Ereignisse im Irak werden auch in dieser Woche das Geschehen an den Finanzmärkten beeinflussen und für stärkere Schwankungen sorgen. Obwohl eine ganze Flut von Konjunkturdaten veröffentlicht wird, dürften die Impulse aus dieser Richtung für die Märkte eher gering bleiben. Für die Ölpreisentwicklung könnten neben der Lage im Irak auch die Spannungen in Nigeria wachsende Bedeutung erlangen.

Quelle: Union Investment

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