Kommentar
09:07 Uhr, 15.04.2003

Union - Marktüberblick Osteuropa

Die osteuropäischen Aktienmärkte tendierten im März uneinheitlich. Während etwa die russische Börse unter Gewinnmitnahmen litt, präsentierten sich ungarische Werte in gut behaupteter Verfassung. Leicht über den Erwartungen liegende Konjunkturdaten wie beispielsweise ein BIP-Wachstum von 3,7 Prozent im vierten Quartal 2002 und damit 3,3 Prozent für das Gesamtjahr hatten für eine freundliche Stimmung gesorgt. Ebenfalls positiv verlief die Entwicklung am tschechischen Aktienmarkt, wo der konjunkturelle Hintergrund gerade mit Blick auf das weiterhin bestehende Deflationsszenario und den für 2002 veröffentlichten BIP-Anstieg von zwei Prozent allerdings weniger erfreulich ist. Per saldo nahezu unverändert gegenüber dem Vormonat zeigte sich die polnische Börse, die im Berichtsmonat ganz im Zeichen politischer Ereignisse stand. So war die Regierungskoalition durch den Ministerpräsidenten aufgelöst worden, die Bauernpartei ausgeschieden und die größere Partei hatte sich als Minderheitsregierung etabliert. Diese Konstellation dürfte unseres Erachtens noch einige Monate anhalten, was dafür spricht, dass die politischen Unsicherheiten zunehmen werden. Von Neuwahlen gehen wir erst nach dem EU-Referendum am 8. Juni aus. Hinsichtlich der konjunkturellen Entwicklung konnte der polnische Aktienmarkt von einer positiven Überraschung profitieren. So stieg das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im vierten Quartal 2002 um 2,1 Prozent, womit der Zuwachs für das Gesamtjahr 1,3 Prozent betrug. Darüber hinaus senkte die polnische Notenbank infolge des niedrigen Inflationsniveaus erneut die Leitzinsen um 25 Basispunkte. Wenig erfreulich waren hingegen die Angaben zur Arbeitsmarktsituation, denn im Februar erreichte die Arbeitslosenquote mit 18,8 Prozent einen neuen Höchststand.

Die osteuropäischen Aktienmärkte, welche im letzten Jahr in einem äußerst schwierigen globalen Börsenumfeld eine positive Bilanz vorweisen konnten, dürften sich auch 2003 erfreulich entwickeln. Neben Ungarn favorisieren wir weiterhin den russischen Aktienmarkt. Vor allem mit Blick auf andere Emerging-Market-Regionen und vor dem Hintergrund der weltweit schwierigen Konjunkturlage bleibt die Makrosituation in Russland überdurchschnittlich stabil. Nachdem in 2002 ein BIP-Wachstum von 4,3 Prozent erzielt wurde, wird für das laufende Jahr ein ähnlicher Zuwachs von 4,2 Prozent bei einer geschätzten Inflationsrate von 11,5 Prozent prognostiziert. Damit kann sich das Land durchaus sehen lassen. Mit Blick auf den Ölpreis gehen wir davon aus, dass das Umfeld volatil bleiben wird, doch rechnen wir nicht damit, dass sich Notierungen unterhalb von 18 - 20 USD pro Barrel in absehbarer Zeit einstellen werden (selbst mit 18 Dollar kann die russische Wirtschaft noch gut leben). Insofern dürften vom Ölpreis per saldo positive Impulse ausgehen. Ebenfalls konstruktiv stehen wir dem ungarischen Aktienmarkt gegenüber, den wir - wie auch die russische Börse - mit ,,übergewichten" einstufen. Die hier im osteuropäischen Durchschnitt niedrigen Bewertungen, eine relativ zu den Nachbarländern ansprechende Wirtschaftsentwicklung sowie erfreuliche Ertragsperspektiven auf Unternehmensseite eröffnen nach wie vor viel versprechende Anlagechancen. In Polen hingegen sind wir angesichts einer - trotz erster Besserungstendenzen - insgesamt verhaltenen Wirtschaftssituation, die für 2003 einen BIP-Anstieg von etwa 2,7 Prozent erwarten lässt, und den noch unbefriedigenden Ergebnissen auf Unternehmensseite derzeit weiterhin untergewichtet.

Quelle: Union Investment

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