Union - Marktüberblick Lateinamerika
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Die lateinamerikanischen Aktienmärkte präsentierten sich im März in uneinheitlicher Verfassung. Zu den großen Gewinnern gehörte etwa die brasilianische Börse. Angesichts über den Erwartungen liegender Steuereinnahmen hatte sich die Finanzlage des Landes verbessert, was der Markt honorierte. So war für die ersten zwei Monate ein staatlicher Budgetüberschuss von 16,1 Mrd. Real (BRL) erzielt worden, der deutlich über dem entsprechenden Betrag des Vorjahres von 8,9 Mrd. BRL lag. Mit dem IWF war für das erste Quartal 2003 ein Überschuss in Höhe von 15,4 Mrd. BRL vereinbart worden, der nun nicht mehr gefährdet scheint. Innerhalb der makroökonomischen Entwicklung wird weiterhin die Inflationstendenz im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stehen. Die neue Regierung unter Lula da Silva fährt eine restriktivere Fiskal- und Geldpolitik als ihre Vorgängerin, was den Wachstumsprozess verlangsamen und die Arbeitslosigkeit in die Höhe treiben könnte. Bleibt die Preisentwicklung unter Kontrolle, dürfte die Regierungspolitik aber kaum Gefahren für die wirtschaftliche Entwicklung des Landes bergen. Auf der Verliererseite stand hingegen die Börse in Argentinien. Nachdem der IWF dem Land im Januar einen Überbrückungskredit in Höhe von knapp sieben Mrd. US-Dollar gewährt hatte, war es zu kräftigen Erholungsbewegungen gekommen, denen sich im Berichtsmonat Gewinnmitnahmen anschlossen. Rückläufig tendierte auch der mexikanische Aktienmarkt. Da Mexiko über den Handel eng mit den USA verknüpft ist, leidet das Land deutlich unter der schwachen US-Konjunktur. Da die USA der Hauptabnehmer mexikanischer Produkte ist, sind die beiden Staaten wirtschaftlich eng verknüpft. In jüngster Zeit sind bereits einige Analysten dazu übergegangen, mit Blick auf den nach unten revidierten Anstieg der US-Industrieproduktion die Wachstumsaussichten für Mexiko herabzusetzen. Wurde zuvor noch mit einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts von 3 bis 3,4 Prozent in 2003 gerechnet, liegen die Prognosen mittlerweile nur noch bei 2,4 Prozent. Dies stellt im Vergleich zu anderen Emerging Market Regionen eine geringe Wachstumsrate dar.
Die Entwicklung an den lateinamerikanischenAktienmärkten, an denen wir auch weiterhin hohe Volatilitäten erwarten, wird unseres Erachtens 2003 sowohl von internen als auch externen Einflussfaktoren abhängig sein. In Argentinien beispielsweise werden Umschuldungen immer dringender, um die Währungs- und Finanzkrise einzudämmen. In Brasilien steht der neugewählte Präsident Lula da Silva vor der schwierigen Aufgabe, die Inflation zurückzuführen und gleichzeitig die Schulden abzubauen. Letzteres erfordert höhere Steuereinnahmen, deren Einforderung trotz der jüngsten positiven Entwicklungen problematisch bleiben dürfte. Weiterhin herrschen am Markt Sorgen vor, dass eine Steuerreform ausbleibt und statt dessen die zusätzliche Steuerlast auf den Schultern der Staatsunternehmen verteilt wird. Hiervon würde Petrobras als größter Steuerzahler nachdrücklich in Mitleidenschaft gezogen. Für Brasilien wichtig ist darüber hinaus die Risikobereitschaft ausländischer Investoren. Sollte es zu einem Anstieg der globalen Risikoprämie kommen, dann wird sich dies deutlich negativ für das Land auswirken. Lediglich Mexiko schneidet innerhalb Lateinamerikas unter makroökonomischen Gesichtspunkten noch vergleichsweise gut ab. Angesichts einer resoluten Fiskalpolitik hat sich hier das Budgetdefizit nicht so stark ausgeweitet wie etwa in Argentinien. Allerdings werden auch in Mexiko die Risiken in Hinblick auf die weitere Wirtschaftsentwicklung im Nachbarland sowie an den US-Börsen zunehmend größer. Alles in allem lautet unser Rating für Lateinamerika angesichts der an den internationalen Finanzmärkten noch vorherrschenden Unsicherheiten ,,neutral gewichten".
Quelle: Union Investment
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