Kommentar
09:27 Uhr, 03.07.2003

Union Investment zum US-Markt

In den vergangenen Monaten präsentierte sich der amerikanische Aktienmarkt in freundlicher Verfassung. Nach einer Schwächephase zu Jahresbeginn wurde Mitte März eine spektakuläre Kursrallye eingeläutet, die in ihrem Ausmaß von den wenigsten Marktteilnehmern erwartet wurde. So hat sich der Standard & Poor's Index von Anfang April bis Ende Juni um mehr als 15 Prozent erholt und somit die negative Performance des ersten Quartals mehr als kompensiert. Per saldo liegt der S&P-Index seit Jahresanfang Ende Juni um mehr als zehn Prozent im Plus.

Die jüngste Kursrallye an den US-Börsen basierte auf mehreren Faktoren. Wichtigster Auslöser war die unverhofft rasche Beendigung des Irak-Kriegs; außerdem blieben befürchtete ,,Katastrophenmeldungen" aus den Unternehmen, von konjunktureller sowie von geopolitischer Seite bislang aus. Darüber hinaus entsprachen die Unternehmensberichte des ersten Quartals 2003 im Großen und Ganzen den Markterwartungen - oder konnten diese sogar übertreffen. Die anhaltende Dollarschwäche erwies sich sogar als Marktstütze, weil die Exportumsätze der US-Industrie entsprechend höher ausfallen. Auch haben sich die Sorgen über eine deflationäre Entwicklung wie auch einen ,,Double-Dip" weitestgehend verflüchtigt, als beruhigende Konjunkturindikatoren veröffentlicht wurden. Des weiteren gab die Verabschiedung eines Gesetzes über die Senkung der Dividendenbesteuerung auf nur noch 15 Prozent dem Aktienmarkt zusätzlichen Auftrieb.

Insgesamt hat sich der amerikanische Aktienmarkt jedoch schwächer als die europäischen Börsen entwickelt. Grund hierfür ist nicht nur die vergleichsweise höhere Bewertung der dortigen Dividendenpapiere, die sich dämpfend auf den Kursauftrieb auswirkten. Hinzu kommt, dass die europäischen Titel in den vergangenen Monaten weit ausgeprägtere Kursverluste hinnehmen mussten und somit auch ein entsprechend höheres Nachholpotenzial aufwiesen. Aus der Sicht der europäischen Anleger machte sich zudem die andauernde Abwertung des Dollar-Kurses gegenüber dem Euro bemerkbar, die einen Großteil der Kursgewinne wieder zunichte machten.

In den vergangenen Wochen hat die US-Notenbank Fed wiederholt auf eine sich leicht stabilisierende Wirtschaftsentwicklung hingewiesen und somit Hoffnungen auf eine nachhaltige Erholung im zweiten Halbjahr geschürt. Nichts desto trotz hat sie wegen des nach wie vor schwachen Wirtschaftswachstums erst Ende Juni einen kleinen Zinsschritt von 25 Basispunkten vorgenommen. Die Fed spielte zudem auf dem Instrumentarium der Verbalintervention, als sie offiziell verkündete, notfalls weitere konjunkturstützende Maßnahmen einzuleiten und im Falle einer möglichen Deflation auch drastische Gegenmaßnahmen anzuwenden. Dies wäre z.B. der Rückkauf von Treasuries.

Von Unternehmensseite gab es ebenfalls zunehmend ermunternde Nachrichten, wobei die Kurserholung vor allem von den Technologiewerten angeführt wurde. Besonders der feindliche Übernahmeversuch des Softwarehauses Peoplesoft durch den größeren Konkurrenten Oracle wirkte sich stimulierend auf den gesamten Sektor aus. Dagegen verzeichnete die Einzelhandelsbranche eine besonders schlechte Performance, da sich bei den US-Konsumenten zuletzt erste Kaufzurückhaltung bemerkbar machte. Folglich stagnierte die Umsatzentwicklung bei vergleichbarer Fläche - oder war sogar rückläufig. Erwähnenswert ist, dass es nach langer Zeit wieder zu ersten Neuemissionen von Wertpapieren kam, doch wird zur Zeit ein Großteil der Kapitalbeschaffung über Wandelanleihen statt über Aktien abgewickelt. Zusammenfassend bleibt festzustellen, dass die jüngste Aktienmarktrallye eher hoffnungsgetrieben ist und noch nicht von operativen Verbesserungen bei den Unternehmen untermauert wird.

Anlagestrategie und Dispositionen:

In den vergangenen Monaten wurden im UniNordamerika nur vereinzelte Transaktionen vorgenommen, wodurch die eher defensive Ausrichtung des Fonds generell beibehalten wurde. Angesichts der aktuellen Datenlage schätzen wir die konjunkturellen Risiken weiterhin als recht hoch ein. Bis dato ist entgegen dem Wunschdenken vieler Marktteilnehmer noch kein klares Signal für eine deutliche Konjunkturwende erkennbar, sondern es handelt sich vor allem um Erwartungen und Hoffnungen. Deshalb ist durchaus vorstellbar, dass die amerikanische Volkswirtschaft im zweiten Halbjahr 2003 eher im negativen als im positiven Sinne überraschen könnte. Dies gilt umso mehr vor dem Hintergrund, dass der US-Markt mit einem aktuellen Kurs-Gewinn-Verhältnis von fast 20 - bei einer gleichzeitig wenig überzeugenden kurzfristigen Gewinndynamik - bereits recht hoch bewertet ist. Besonders bei den TMT-Aktien besteht unseres Erachtens die akute Gefahr einer Korrektur. Viele Firmen, deren Kurse zuletzt sehr stark gestiegen waren, sind zur Zeit noch mit ihrer Umstrukturierung beschäftigt und können bis auf weiteres keine echten Gewinne ausweisen. Hierdurch ergibt sich ein nicht zu unterschätzendes Potenzial für Enttäuschungen.

Angesichts des feindlichen Übernahmeangebots für Peoplesoft haben wir im Portfolio des UniNordamerika zuletzt die Position in Oracle komplett abgestoßen, da die Aktie nach unserer Ansicht bereits recht hoch bewertet ist. Zudem besteht die akute Gefahr einer teuren Übernahmeschlacht bzw. deutlicher Integrationsrisiken.

Weiterhin wurden nach Erreichen des Kursziels die Bestände in Alcon, einem Zulieferer für die Augenoptikindustrie, vollständig abgebaut.

Die Übergewichtung der Finanzdienstleistungsbranche im Portfolio haben wir weiterhin beibehalten. Grund hierfür ist deren unverändert attraktive Bewertung bei überschaubaren Kreditabschreibungsrisiken sowie die immer noch bestehende Zinssenkungsphantasie. Ferner hat dieser Sektor die jüngste Konjunktur- und Wirtschaftsschwäche bislang sehr gut überstanden, was in der Vergangenheit in vergleichbaren Phasen nicht der Fall war. Daher gehört dieser Sektor innerhalb des amerikanischen Aktienmarktes weiterhin zu unseren Favoriten.

Angesichts des ungebrochenen Abwertungstrends des US-Dollars gegenüber dem Euro sowie des bereits wieder ambitionierten Bewertungsniveaus amerikanischer Aktien nehmen wir gegenwärtig eine relativ vorsichtige Haltung ein. Daher empfehlen wir, den amerikanischen Markt im Verhältnis zum MSCI-Welt-Index bis auf weiteres unterzugewichten. Dennoch sollte auf ein Investment in den mit Abstand wichtigsten Aktienmarkt der Welt in einem ausreichend diversifizierten Portfolio nicht gänzlich verzichtet werden. Insofern bietet der UniNordamerika ein geeignetes Vehikel, um an der Wertenwicklung von US-Standardtiteln zu partizipieren. Insgesamt ist festzuhalten, dass Anleger mit UniNordamerika auf einfache und kostengünstige Weise ein breit gestreutes amerikanisches Aktienportfolio erwerben, dessen Schwerpunkt auf "BlueChips" liegt.

Quelle: Union Investment

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