Kommentar
09:22 Uhr, 15.07.2003

Union Investment - Überblick Aktienmärkte

Mehr seitwärts als aufwärts sieht derzeit die Richtung an den weltweiten Aktienbörsen aus. Vor der Masse an Quartalsberichten steigt die Spannung, ob die erhöhten Erwartungen tatsächlich erfüllt werden. In dieser Hinsicht möchten sich derzeit die Investoren nicht zu weit aus dem Fenster lehnen. Die wenigen Konjunkturnachrichten stießen gleichzeitig nur auf relativ geringes Interesse. Lediglich der Anstieg der Erzeugerpreise und die erneut höhere Zahl an US-Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe fanden stärkere Resonanz. Ansonsten hieß es abwarten.

An den US-Börsen wiesen die Standardwerte nach unruhigem Wochenverlauf nur geringe Zuwächse auf. Gebannt blicken die Anleger auf die beginnende Quartalsberichtssaison. Einige Analysten sehen die Gefahr von Rückschlägen, da selbst bei überragenden Quartalszahlen der Eindruck entstehen kann, diese seien bereits im Kurs enthalten. Bei den Konjunkturmeldungen konnte immerhin der Anstieg der Erzeugerpreise am Freitag für bessere Stimmung sorgen. Dagegen stieg jedoch das Handelsbilanzdefizit im Mai auf 41,8 Mrd. Dollar. Ferner sind die wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe weiter deutlich über der Marke von 400.000 geblieben. Die Quartalsberichtssaison startete traditionell mit dem Geschäftergebnis des Aluminiumunternehmens Alcoa. In den ersten Tagen legte auch General Electric seine Zahlen vor. Der Mischkonzern verdiente zwar nicht so viel wie im Vorjahreszeitraum, doch lagen die Umsätze über den Konsensschätzungen der Analysten. Der Quartalsbericht des Internetdienstleisters Yahoo versetzte der allgemeinen Stimmung einen Dämpfer. Zwar entsprachen die vorgelegten Zahlen den Erwartungen, doch hatten einige Marktteilnehmer noch etwas mehr erhofft bzw. sich einen optimistischeren Ausblick gewünscht. Entsprechend schwach tendierte die Aktie nach der Veröffentlichung. An der technologielastigen Computerbörse Nasdaq verlief die Handelwoche dennoch besser als bei den Standardwerten. Positive Aussagen von Cisco Systems gaben dem Markt Auftrieb. Cisco-Chef Chambers hatte einem niederländischen Finanzblatt gesagt, dass seine Gesellschaft in den kommenden zwei bis vier Monaten wieder steigende IT-Ausgaben der Unternehmen erwarte. Ferner waren auch Biotechtitel deutlich gefragt.

Am japanischen Aktienmarkt kam es in den letzten Tagen zu stärkeren Bewegungen. Zunächst ging es weiter bergauf und der Nikkei 225 Index kämpfte mehrmals mit der psychologisch wichtigen 10.000-Punkte-Marke. Doch dann versetzten die Quartalszahlen von Yahoo den Papieren in Tokio einen Dämpfer und schwächere Vorgaben aus New York drückten vor dem Wochenende auf die Stimmung. Marktteilnehmer beurteilten den Aufschwung der letzten Wochen als zu schnell und sehen ihn noch nicht durch fundamentale Daten gerechtfertigt. Somit machte sich in Fernost wieder etwas Ernüchterung breit.

Die europäischen Börsen hielten sich stark an die Nachrichten aus Amerika und wiesen per saldo leichte Gewinne auf. Zu Wochenbeginn herrschte noch ein freundliches Anlageklima, das den DAX auf ein Jahreshoch von 3.359 Punkte steigen ließ. Dann wurde zwischenzeitlich allerdings die Stimmung durch den verhaltenen Yahoo-Ausblick und die weiterhin schwachen US-Arbeitsmarktdaten etwas gedämpft. Stark tendierte der Technologiesektor. Zulegen konnten beispielsweise die Aktien des niederländischen Elektronikkonzerns Philips. Neben den Umsatzzahlen der Beteiligung TSMC beflügelte die Nachricht von der Zusammenarbeit mit der taiwanesischen Accton Technology im Mobilfunkgeschäft den Kurs. Positiv entwickelte sich auch die Allianz-Aktie, nachdem Berichte über einen besseren Geschäftsverlauf bei der Tochter Dresdner Bank die Runde machten. Versicherungsaktien konnten zudem von der Meldung über eine bevorstehende Einigung des schweizerischen Technologiekonzerns ABB bei mehreren Asbest-Klagen profitieren. Telekomwerte zeigten sich insgesamt schwächer. Investoren verkauften nach Händlerangaben ihre Titel zugunsten der Wandelanleihen der Deutschen Telekom. Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) hatte die Emission einer in Telekom-Papiere umtauschbaren Milliarden schweren Anleihe bekannt gegeben. Nach einem schwachen Börsenstart der österreichischen Tochter Bank Austria standen die Papiere der HypoVereinsbank leicht unter Druck. Unter den Nebenwerten tendierten die Aktien der Optikerkette Fielmann freundlich. Das Unternehmen rückt für den Heizungsbauer Buderus in den MDAX auf und legte auf der Hauptversammlung erfreuliche Fünf-Monatszahlen vor.

In dieser Woche kommt aus den USA ein ganzes Feuerwerk an Quartalsberichten. Auf Konjunkturseite dürften ferner aus Amerika Einzelhandelsumsätze, Lagerbestände sowie Industrieproduktion und Kapazitätsauslastung Beachtung finden. Hinzu kommen Wohnungsbaubeginne, Philadelphia Fed Index und Verbrauchervertrauensindex der Uni Michigan. Außerdem spricht Alan Greenspan vor dem US-Kongress. Für Deutschland sind weiter die ZEW-Konjunkturerwartungen von Bedeutung. Insgesamt also mehr als genug Informationen für eine spannende Handelswoche, wobei die Richtung besonders davon bestimmt werden dürfte, ob sich die Erwartungen in die Unternehmensergebnisse erfüllen.

Quelle: Union Investment

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