Union Investment - Überblick Aktienmärkte
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Die internationalen Aktienmärkte wiesen im Mai unter heftigen Schwankungen letztendlich eine positive Bilanz auf. Vor allem zunehmende Konjunkturhoffnungen in den USA beflügelten das Börsengeschehen weltweit. Auf der Rentenseite kam es zu deutlich nachgebenden Renditen. Dabei führten insbesondere Deflationswarnungen dazu, dass Investoren Zuflucht in dem ,,sicheren" Hafen der festverzinslichen Wertpapiere suchten.
Deutschland/Europa
Leicht aufwärts: Die europäischen Aktienmärkte tendierten im Mai volatil, jedoch mit per saldo positiver Bilanz. Letztendlich waren es die konstruktiven Vorgaben aus den USA mit den dort wieder wachsenden Konjunkturhoffnungen, welche die europäischen Börsen beflügelten. Darüber hinaus gab es teilweise erfreuliche Unternehmensmeldungen, die ebenfalls zur Stimmungsbesserung beitrugen. So präsentierte etwa die Schweizer Zurich Financial Services nach vorangegangenen Verlusten erfreuliche Quartalszahlen, welche die Finanzbranche zeitweise etwas aufatmen ließen. Auch die Geschäftsentwicklung des deutschen Pharmakonzerns Altana konnte in den ersten drei Monaten 2003 überzeugen. Dank des Magen-Darm-Medikaments Pantoprazol haben Umsatz und Gewinn kräftig zugelegt. Ebenfalls erfreulich war der Ertragsausweis des Leverkusener Chemieunternehmens Bayer, das noch zusätzlich davon profitierte, der US-Genehmigung seines Potenzmittels Levitra näherzukommen. Demgegenüber standen aber auch zahlreiche, wenig ansprechende Ergebnisveröffentlichungen. Beispielsweise musste die deutsche Allianz zum vierten Mal in Folge einen Quartalsverlust ausweisen. Zwar konnte der Finanzkonzern im Lebensversicherungsgeschäft den operativen Gewinn steigern, doch sorgten Abschreibungen auf Kapitalanlagen sowie Restrukturierungskosten bei der Tochtergesellschaft Advance Bank für ein insgesamt negatives Ergebnis. Darüber hinaus waren durch die Terroranschläge in Marokko wieder einmal Reiseunternehmen in Mitleidenschaft gezogen worden. Zu den Verlierern gehörte etwa der deutsche Touristikkonzern TUI. Überhaupt riefen die Selbstmordattentate in Saudi Arabien und Casablanca wieder Unsicherheiten bezüglich erneuter Terroranschläge hervor, was zwischenzeitlich ebenfalls für Kursabschläge sorgte.
Kaum Unterstützung erhielten die europäischen Aktienmärkte von fundamentaler Seite. Das makroökonomische Bild sieht weiterhin trübe aus, wobei Deutschland mit einem BIP-Rückgang von 0,2 Prozent im ersten Quartal 2003 das Schlusslicht bildet. Für den deutschen Aktienmarkt zusätzlich negativ wirkten sich die Deflationswarnungen des IWF aus, wobei heftige Dementis seitens der Regierung und zahlreicher Sachverständigenverbände am Markt kaum Gehör fanden. Der starke Euro mit seinen Belastungen für die Exportindustrie tat ein Übriges, um zwischenzeitlich für Kursrückschläge zu sorgen. Trotz aller Störmomente konnten die großen europäischen Indizes im Monatsvergleich Zuwachsraten verbuchen. So erzielten DAX und der französische CAC 40 ein Plus von jeweils gut einem Prozent, während der Anstieg im britischen FTSE 100 über drei Prozent betrug. Wesentlich kräftiger fielen die Gewinne in den technologieorientierten Marktsegmenten aus, so etwa im TecDax, der sich um nahezu sechs Prozent verbesserte.
Nachdrückliche Erholungen im späteren Jahresverlauf möglich: Der weiteren Entwicklung an den europäischen Aktienmärkten stehen wir mit Vorsicht gegenüber, doch hegen wir auch hier - ähnlich wie in den USA - Hoffnungen für den späteren Jahresverlauf. Zunächst allerdings sollten trotz der jüngsten Aufwärtstendenzen die weiteren Kurserwartungen nicht zu hoch angesetzt werden. Vor allem ein immer noch eingetrübtes Konjunkturszenario spricht derzeit gegen weitere nachdrückliche Erholungsbewegungen. So wird für die Euro-Zone im laufenden Jahr lediglich ein BIP-Anstieg von 0,8 Prozent prognostiziert, wobei Deutschland, das sich nach der roten Null im vierten Quartal 2002 aktuell in einer technischen Rezession befindet, mit geschätzten +0,2 Prozent das Schlusslicht bildet. Hier wirken sich insbesondere noch ungelöste Strukturprobleme zusätzlich negativ aus. Auch von der Regierung geplante Steuererhöhungen stellen für den inländischen Aktienmarkt ein weiteres Belastungsmoment dar. Hinzu kommen die Gefahren einer Deflation. Zwar gibt es zum gegenwärtigen Zeitpunkt keine Hinweise auf einen breit angelegten Preisverfall, doch lassen sich angesichts der Wachstumsdelle, einer schwierigen Situation am Arbeitsmarkt und rückläufiger Inflation durchaus Gründe für derartige Überlegungen finden. Obwohl in Deutschland wie auch im übrigen Europa bereits ein Teil der negativen Nachrichten in den Kursen eingepreist sein dürfte, sollten sich die Kurserwartungen erst einmal in Grenzen halten, da so rasch weder von konjunktureller Seite noch seitens der Unternehmensgewinne wesentliche Impulse für die Börsenentwicklung zu erwarten sind. Allerdings nehmen die Märkte bereits frühzeitig erwartete Besserungstendenzen vorweg, sodass bereits erste Anzeichen einer Wirtschaftsbelebung oder auch Erwartungen hinsichtlich eines kommenden Konjunkturaufschwungs von den Aktienmärkten für gewöhnlich honoriert werden. Aufgrund von Bewertungsaspekten rangieren deutsche Aktien innerhalb des Euro-Verbundes bei uns allerdings an erster Stelle. Darüber hinaus sehen wir aus diesen Gründen auch eine relative Stärke der europäischen gegenüber den US-Aktienbörsen.
Osteuropa
Überwiegend kräftige Aufwärtstendenzen: Die osteuropäischen Aktienmärkte präsentierten sich im Mai in zumeist fester Verfassung. Wieder einmal war es die russische Börse, welche mit besonders kräftigen Kurssteigerungen von knapp 11 Prozent gemessen am RTS-Index aufwarten konnte. Gerade die hier vorhandene, ausreichende Liquidität, die im Berichtsmonat aus dem Öl- und Gasbereich vornehmlich in den Versorgungssektor floss, gab dem Geschehen immer wieder neue Impulse. Zu einer starken Outperformance kam es vor allem bei dem Versorger Unified Energy System, welcher von einer Gruppe russischer, strategischer Investoren deutlich favorisiert wurde. Weitere Asset-Management-Aktivitäten stützten zusätzlich die Entwicklung. Darüber hinaus wurde die russische Börse von anhaltend positiven wirtschaftlichen Rahmenbedingungen stimuliert. So stieg die Industrieproduktion im April gegenüber dem entsprechenden Vorjahresmonat um 6,3 Prozent, ein Zuwachs, der sich vor allem auf den Exportsektor stützte. Hier kam es alleine in den Bereichen Öl/Gas und Metalle zu Steigerungsraten von über acht Prozent. Darüber hinaus beliefen sich die Zentralbankreserven im April auf 60 Mrd. USD bei einer Zielgröße zum Jahresende von 78 Mrd. USD. Auch die ausländischen Direktinvestitionen, welche sich im ersten Quartal 2003 auf eine Mrd. USD beliefen und damit 25 Prozent über dem Vergleichswert des ersten Quartals 2002 lagen, unterstrichen die gesunde wirtschaftliche Lage des Landes. Neben der russischen Börse zeigten auch die Aktienmärkte in Polen und Tschechien mit einem Plus von jeweils rund sieben Prozent erfreuliche Aufwärtstendenzen, wobei in Polen vor allem Anzeichen für eine wirtschaftliche Erholung das Marktgeschehen belebten. So erreichte hier die Inflationsrate im April mit 0,3 Prozent im Jahresvergleich ein historisches Tief und die Industrieproduktion entwickelte sich mit einem Anstieg von 8,3 Prozent deutlich besser als erwartet. Vor diesem Hintergrund senkte die polnische Notenbank die Leitzinsen um 25 Basispunkte, was ebenfalls die Börsenentwicklung positiv beeinflusste. Das Schlusslicht bildete der ungarische Aktienmarkt, wo es gemessen am BUX-Index lediglich zu einem Kursgewinn von etwa zwei Prozent kam.
Die labile Konjunktursituation in Westeuropa mit eher verhaltenen Aussichten für das kommende Jahr fordert mittlerweile auch in den Volkswirtschaften Osteuropas ihren Tribut. So senkten die Regierungen in Ungarn, Polen und Tschechien ihre Wachstumsprognosen für 2003. In Ungarn wurde der BIP-Anstieg von erwarteten 4 bis 4,5 Prozent auf 3,5 bis 4,0 Prozent nach unten revidiert. Vor dem Hintergrund einer für das erste Quartal 2003 veröffentlichten Wachstumsrate von ,,mageren" 2,7 Prozent dürfte der Zuwachs jedoch am unteren Rande der Erwartungen liegen. Die polnische Regierung nahm ihre entsprechenden Schätzungen von 3,5 auf 3,0 Prozent zurück und in Tschechien liegen die BIP-Erwartungen nunmehr bei 2,3 nach zuvor 3,3 Prozent. Hier konnte für das erste Quartal des laufenden Jahres ein BIP-Zuwachs von 2,2 Prozent veröffentlicht werden.
Russland und Ungarn bleiben Anlagefavoriten: Die osteuropäischen Aktienmärkte, welche im letzten Jahr in einem äußerst schwierigen globalen Börsenumfeld eine positive Bilanz vorweisen konnten, dürften sich auch 2003 erfreulich entwickeln. Neben Ungarn favorisieren wir weiterhin den russischen Aktienmarkt. Gegenüber anderen Emerging-Market-Regionen und vor dem Hintergrund der weltweit schwierigen Konjunkturlage stellt sich die Makrosituation in Russland überdurchschnittlich stabil dar. Nachdem in 2002 ein BIP-Wachstum von 4,3 Prozent erzielt wurde, wird für das laufende Jahr ein ähnlicher Zuwachs von 4,2 Prozent bei einer geschätzten Inflationsrate von 11,5 Prozent prognostiziert. Damit kann sich das Land durchaus sehen lassen, zumal auch die politischen Rahmenbedingungen günstig sind. So dürfte Putin bei der nächsten Präsidentenwahl in seinem Amt bestätigt werden und die Duma wird das begonnene Reformprogramm fortsetzen. Hinsichtlich des Ölpreises gehen wir davon aus, dass das Umfeld volatil bleiben wird, doch rechnen wir nicht damit, dass sich Notierungen unterhalb von 18 - 20 USD pro Barrel in absehbarer Zeit einstellen werden (selbst mit 18 Dollar kann die russische Wirtschaft noch gut leben). Insofern dürften vom Ölpreis per saldo positive Impulse ausgehen. Mit Blick auf den russischen Aktienmarkt besteht hier im internationalen Vergleich ein äußerst attraktives Kurs-Gewinn-Verhältnis. Westliche Akquisitionen in russische Ölfirmen sowie steigende Ölförderkapazitäten dürften das Bewertungsniveau jedoch den anderen Emerging-Markets angleichen. Insgesamt kann eine Höherstufung auf ,,Investment Grade" für das nächste Jahr erwartet werden, wobei die Börse jetzt schon den kommenden Investmentstatus honoriert. Alles in allem ist trotz der in den letzten Monaten gesehenen kräftigen Kurssteigerungen kaum mit gravierenden technischen Kurskorrekturen zu rechnen. Ebenfalls konstruktiv stehen wir dem ungarischen Aktienmarkt gegenüber, den wir - wie auch die russische Börse - mit ,,übergewichten" einstufen. Die hier im osteuropäischen Durchschnitt günstigen Bewertungen sowie erfreuliche Ertragsperspektiven auf Unternehmensseite eröffnen nach wie vor viel versprechende Anlagechancen, zumal die Wirtschaftsentwicklung relativ zu den Nachbarländern ansprechend ist. Weitere konjunkturelle Verbesserungen sind angesichts eines geringer werdenden Haushaltsdefizits und niedriger Inflationsraten zu erwarten - für April wurde auf Jahresbasis eine besser als erwartete Preissteigerungsrate von 3,9 Prozent ausgewiesen, die innerhalb der letzten Jahre einen neuen Tiefstand markiert. In Polen hingegen bleiben wir derzeit noch untergewichtet. Zwar dürfte sich das Wirtschaftswachstum durch eine Erhöhung des privaten Konsums beleben, doch ist die Situation mit einem für 2003 prognostizierten BIP-Anstieg von 2,7 Prozent weiterhin verhalten. Zudem wird die SLD-Minderheitsregierung unpopuläre Reformen nur schwer durchsetzen können. Auch sind Unsicherheiten im Vorfeld der für das zweite Halbjahr zu erwartenden Wahlen nicht auszuschließen.
USA
Volatile, per saldo jedoch positive Entwicklung: Unter heftigen Schwankungen tendierten die US-Aktienmärkte im Berichtsmonat aufwärts. Trotz eines gemischten Konjunkturbildes, das mit deutlich schwächer als erwarteten Auftragseingangszahlen für langlebige Güter, einer weiterhin labilen Situation am Arbeitsmarkt und rückläufigen Einzelhandelsumsätzen durch zahlreiche Grautöne gekennzeichnet ist, verstärkten sich die Hoffnungen auf eine im späteren Jahresverlauf einsetzende nachdrückliche Wirtschaftsbelebung. Ein Anstieg im Konsumentenvertrauensindex schien diese Ansicht noch zu bestätigen. Auch Äußerungen von Alan Greenspan, der in etwa ausgeglichene Chancen und Risiken für einen Konjunkturaufschwung sah, wobei jedoch Zeitpunkt und Ausmaß ungewiss blieben, wurden entsprechend interpretiert. Da der Markt noch Schlimmeres befürchtet hatte, nahm er die Anmerkungen mit Erleichterung auf. Für große Unruhe sorgten hingegen Warnungen des Notenbank-Chefs bezüglich der Wahrscheinlichkeit eines unerwünschten weiteren Rückgangs der Inflationsrate, welche die Chancen einer leichten Beschleunigung des Preisauftriebs übersteigt. Damit war das Gespenst der Deflation an die Wand gemalt, was zwischenzeitlich kräftige Kursrückschläge an den Aktienbörsen zur Folge hatte. Eine positive Resonanz fand dann aber das Steuererleichterungspaket im Umfang von rund 350 Mrd. US-Dollar verteilt über zehn Jahre, auf das sich beide Kongresskammern verständigt hatten. Es blieb zwar deutlich hinter den von Präsident Bush zur Wirtschaftsankurbelung geforderten etwa 730 Mrd. US-Dollar zurück, doch war das Kernstück der Bush-Vorschläge, eine zumindest vorübergehende und teilweise Abschaffung der Dividendensteuer für private Anleger, befürwortet worden. Das ,,Auf" und ,,Ab" der Kurse wurde darüber hinaus durch zahlreiche ambivalente Unternehmensmeldungen heraufbeschworen. So konnte etwa der weltgrößte Einzelhandelskonzern Wal-Mart im ersten Quartal 2003 den Gewinn steigern, doch wurden die Umsatzprognosen verfehlt. Für ein lachendes und ein weinendes Auge sorgte zudem der Quartalsausweis von Dell. Der Computerhersteller erfüllte mit seinem Ergebnis zwar die Markterwartungen, doch fiel der weitere Geschäftsausblick eher zurückhaltend aus. Zu den Verlierern zählte insbesondere Target, nachdem der zweitgrößte amerikanische Discounteinzelhändler schwache Zahlen vorgelegt hatte. Kräftige Kursgewinne verbuchten hingegen der Computerhersteller Hewlett-Packard sowie die Baumarktkette Home Depot. Beide übertrafen mit ihren Quartalsergebnissen die Erwartungen. Darüber hinaus profitierte UAL von Medienberichten, dass die Tochtergesellschaft United Airlines bis zum Jahresende das Insolvenzverfahren abschließen wird. Alles in allem überwog im Berichtsmonat eine hoffnungsvolle Stimmung, welche insbesondere im High-Tech-Bereich zu spüren war. Hier kam es per saldo zu kräftigen Kurssteigerungen, was sich vor allem positiv im technologieorientierten NASDAQ-Index widerspiegelte. Er konnte im Monatsvergleich einen Zuwachs von rund neun Prozent verbuchen. Im Dow-Jones-Industrial-Average lag das Kursplus bei gut vier Prozent.
Hoffnungen für den späteren Jahresverlauf: Die weiteren Perspektiven an den US-Aktienmärkten beurteilen wir mit Vorsicht, aber nicht ohne Hoffnung für den späteren Jahresverlauf. Derzeit allerdings sollten trotz der jüngsten Kurssteigerungen die Erwartungen hinsichtlich weiterer Aufwärtsbewegungen nicht zu hoch angesetzt werden. Gerade das in den USA noch immer eingetrübte Konjunkturszenario - für 2003 rechnen wir mit einer Wachstumsrate von zwei Prozent - spricht momentan gegen weitere, nachdrückliche Erholungstendenzen an den Aktienmärkten. Auch die für das erste Quartal 2003 veröffentlichten, oftmals besser als erwarteten Unternehmensergebnisse sollten nicht überbewertet werden, da sie nicht selten auf Kosteneinsparmaßnahmen und weniger auf ,,echten" Wachstumstendenzen beruhen. Die Gewinnsituation der US-Firmen, die sich mit ihren Prognosen für das laufende Quartal zurückhalten, bleibt angespannt. Zwar haben sich mit Blick auf amerikanische Gesellschaften die Aussichten generell leicht gebessert, denn ein Großteil der Sonderabschreibungen liegt hinter uns, doch muss sich erst noch zeigen, wie die bereits eingeleiteten Sparprogramme und Restrukturierungen greifen werden. Ein weiteres Belastungsmoment für die Märkte kann sich aus den erhöhten Terrorgefahren ergeben. Nach den Anschlägen in Saudi Arabien und Marokko sowie den jüngsten Aufforderungen seitens AL Qaida, Muslime sollen westliche Ziele angreifen, ist die Verunsicherung an den Märkten bezüglich erneuter Terrorkatastrophen wieder größer geworden. Hinzu kommt, dass die USA ihren auf einer Farbskala basierenden Alarmstatus auf ,,Orange" gestellt haben, der zweithöchsten Gefahrenstufe, was die Börsen ebenfalls aufhorchen ließ. Wie es sich bereits im Vorfeld des Irak-Krieges gezeigt hat, sind Unsicherheiten Gift für das Marktgeschehen. Zumindest dürften sie etwaige Aufwärtstendenzen an den Börsen eingrenzen. Vor diesem Hintergrund rechnen wir in den USA zunächst mit einer insgesamt volatilen Entwicklung, doch kann sich durchaus gegen Jahresende, im Vorfeld eines sich anbahnenden Wirtschaftsaufschwungs, wieder Kurspotenzial einstellen.
Fernost
Kräftige Aufwärtstendenzen: Die fernöstlichen Aktienmärkte präsentierten sich im Mai in überwiegend fester Verfassung. Nachdem die hochinfektiöse Lungenentzündung SARS unter Kontrolle gebracht wurde, ist ein gravierender Belastungsfaktor entfallen, der die Entwicklung dieser Region in den letzten Monaten in hohem Maße beeinträchtigt hatte. Aber auch die von den USA ausgehenden Erholungsbewegungen im High-Tech-Bereich stimulierten das Geschehen in Fernost, wo Technologiewerte generell einen hohen Stellenwert haben. Darüber hinaus profitierten die Märkte von zunehmenden Konjunkturhoffnungen in den USA, einem der wichtigsten Abnehmer asiatischer Produkte. Mit einem Kursplus von jeweils rund zehn Prozent gehörten China, Taiwan und Indonesien zu den größten Gewinnern. Während China insbesondere von der Eindämmung der SARS-Epidemie profitierte, honorierte die im asiatischen Verbund ausgesprochen technologieorientierte taiwanesische Börse vor allem die positiven Vorgaben der NASDAQ. Darüber hinaus konnten ermutigende US-Konjunkturdaten dem stark exportabhängigen Land Impulse geben. Indonesien ist nach wie vor der ,,Rising Star" unter den fernöstlichen Börsen. Eine gefestigte Währung, sinkende Tagesgeldsätze und gute Unternehmensergebnisse sorgen hier nach wie vor für Kauflaune, wobei gerade auch ausländische Investoren einen zunehmenden Gefallen an indonesischen Aktien finden. Erfreuliche Aufwärtstendenzen konnte auch die Börse in Kuala Lumpur verbuchen. Hier werden angesichts des im späteren Jahresverlauf erwarteten Regierungswechsels marktstimulierende Maßnahmen seitens des derzeit noch amtierenden Präsidenten Mahatir erwartet. Mit Blick auf den südkoreanischen Aktienmarkt, der in jüngster Zeit deutlich unter den Spannungen mit seinem nördlichen Nachbarn zu leiden hatte, setzten sich die Kurserholungen fort. Alles in allem ein erfreulicher Monat, der angesichts der Schwäche des Dollars allerdings auch einen bitteren Beigeschmack für Fernost hatte.
Hinsichtlich der Branchenentwicklung machte sich die Eindämmung der SARS-Seuche insbesondere in den Bereichen Kreuzschifffahrt, Erholung/Freizeit sowie ,,Gambling" (Glücksspiele, Kasinobetriebe etc.) positiv bemerkbar, was gerade den Aktienmarkt in Malaysia entlastete. Auch die Sektoren Airlines und Tourismus konnten ,,aufatmen" und mit ihnen vor allem die Börse in Hongkong, welche durch den Virus unter verstärkten Abgabedruck geraten war. Im Berichtsmonat verzeichnete der Hang-Seng-Index ein erfreuliches Plus von knapp neun Prozent.
Weiterhin konstruktive Haltung: Während die konjunkturellen Probleme in den USA auch die fernöstlichen Aktienmärkte belastet haben, sorgen nunmehr zunehmende Hoffnungen auf eine im späteren Jahresverlauf einsetzende wirtschaftliche Belebung für eine deutliche Stimmungsbesserung in Asien. Obwohl sich die fernöstlichen Länder in den letzten Jahren dank struktureller Reformen ein besseres wirtschaftliches Umfeld aufbauen konnten, das sich zunehmend auf die Binnennachfrage stützt, sind die USA doch ein sehr wichtiger Handelspartner der Region. Er erhält gerade in diesem Jahr, wo sich Asien zusätzlichen makroökonomischen Belastungen gegenübersieht, große Bedeutung. So wird etwa der im Vorfeld des Irak-Krieges gesehene Anstieg des Ölpreises den BIP-Zuwachs in Asien als Nettoimporteur dieses Rohstoffes tendenziell geschmälert haben, wobei Länder wie Korea und Thailand besonders betroffen sind. Allerdings werden etwa im Vergleich zu Europa, wo die Wirtschaft bislang immer noch kränkelt, die Auswirkungen weit weniger negativ sein. Darüber hinaus hat sich SARS zu einem stärker als zunächst erwarteten Belastungsfaktor für die Konjunktur entwickelt und dürfte in der gesamten Region das BIP-Wachstum ein wenig dämpfen.
Abgesehen von diesen negativen, teilweise vom Markt bereits eingepreisten Einflussfaktoren, stehen wir den fernöstlichen Aktienmärkten jedoch per saldo positiv gegenüber. Im einzelnen bewerten wir den Markt in China weiterhin positiv und sehen die Börsen in Indonesien und Thailand als Outperformer an, wobei der thailändische Markt weiterhin von einer unternehmensfreundlichen Regierung, sinkenden Zinsen und guten Gewinnausweisen profitieren dürfte. Die indonesische Börse zählt nach wie vor zu unseren großen Favoriten. Günstige Bewertungen, erfreuliche Unternehmensergebnisse und feste Währungsverhältnisse dürften hier noch attraktive Anlagemöglichkeiten eröffnen, zumal das Land als eines der wenigen asiatischen Ausnahmen ein Ölexporteur ist und so von den relativ hohen Ölpreisen profitierte. Allerdings sollte man nicht gewisse potenzielle Gefahrenherde aus dem Auge verlieren wie etwa die hartnäckigen Unabhängigkeitsbestrebungen der Provinz Aceh oder die im nächsten Jahr anstehenden Wahlen, welche mit Blick auf die moslemische Bevölkerung für Unruhe sorgen könnten. Für Taiwan sind wir optimistisch, insbesondere da der Markt aufgrund der SARS-Epidemie, die in Taiwan vergleichsweise lange angedauert hat, zurückgeblieben ist und so noch Nachholpotenzial besitzt. Darüber hinaus profitiert er aufgrund seiner Technologielastigkeit von den Erholungstendenzen im High-Tech-Bereich. Wir favorisieren hier unter anderem Gesellschaften, die über ein geschäftliches Standbein in China verfügen (,,China-Plays"). In Südkorea dürfte nach den immensen Kursverlusten der Vergangenheit das Schlimmste überstanden sein, zumal auch das Thema ,,Nordkorea" derzeit an Brisanz verloren hat. Allerdings stehen im Zusammenhang mit ,,Corporate Governance" Untersuchungen bei den großen Unternehmen des Landes, den Chaebols an, welche das Marktpotenzial zwischenzeitlich dämpfen könnten.
Japan
Gegenüber Vormonat erholt: Am japanischen Aktienmarkt kam es im Mai, wenn auch unter Schwankungen, zu per saldo erfreulichen Aufwärtstendenzen. Die für das Fiskaljahr 2003 (30.03.) veröffentlichten Unternehmensergebnisse ergaben zwar ein gemischtes Bild, doch konnte sich die Börse immerhin auf einige sehr erfreuliche Daten stützen. Vor allem Unternehmen, die rigoros Kostensenkungsprogramme eingesetzt hatten, berichteten über Ertragsverbesserungen. Zu dieser Gruppe gehörten beispielsweise NTT DoCoMo sowie der Pharmakonzern Takeda Chemical, der größte Arzneimittelhersteller Japans, welcher im neunten Jahr in Folge Rekordergebnisse auswies. Darüber hinaus überzeugte auch Kenwood, einer der führenden Hersteller von Unterhaltungselektronik, welcher im Fiskaljahr 2003 eine ,,V-förmige" Gewinnerholung bewerkstelligen konnte. Positiv vom Markt aufgenommen wurden auch die von zahlreichen Unternehmen angekündigten, umfangreichen Aktienrückkaufprogramme, während ein von der Regierung für den Aktienmarkt bekannt gegebenes Stimulierungspaket, das keine positiven Überraschungen enthielt, letztendlich kaum auf Resonanz stieß. Das im Berichtsmonat herausragende Ereignis war aber die Rettung von Resona Holdings, der fünftgrößten Bank des Landes. Aufgrund einer von Wirtschaftsprüfern festgestellten Unterkapitalisierung stand das Institut kurz vor der Insolvenz. Die Regierung Koizumi zeigte sich bereit, durch eine Kapitalspritze in Höhe von mehreren Milliarden Yen den Weiterbestand des in einer strukturschwachen Region operierenden Unternehmens zu sichern. Der Kabutocho reagierte zunächst mit kräftigen Kursrückschlägen, da bei anderen Großbanken ähnliche Probleme befürchtet wurden. Allerdings setzte sich im weiteren Verlauf die Ansicht durch, dass die proaktive Haltung der Regierung positiv zu werten ist. Angeführt von kräftigen Erholungsbewegungen im Bankensektor tendierte daraufhin der Gesamtmarkt deutlich aufwärts. Der Nikkei-Index notierte zuletzt bei rund 8.425 Punkten, was im Monatsvergleich einem Zuwachs von knapp acht Prozent entsprach.
Nach wie vor Chancen auf kurzfristige Kurserholungen gegeben: Kurzfristig ist unseres Erachtens noch Aufwärtspotenzial am japanischen Aktienmarkt vorhanden. Nachdem der Resona-Schock überwunden ist und Investoren die Maßnahmen der Regierung zur Bewältigung des Problems gutheißen, scheinen zunächst einmal die akuten Schwierigkeiten im Bankensektor bereinigt. Von dieser Seite dürften deshalb so schnell keine Störfeuer zu erwarten sein. Darüber hinaus wirken sich die angekündigten Aktienrückkaufprogramme der Unternehmen positiv auf die Stimmungslage aus. Der Markt hofft, dass mit diesen Maßnahmen die negativen Auswirkungen der Aktienverkäufe seitens der Pensionsfonds gemildert werden. Die Institute wollen mit den Positionsreduzierungen bereits frühzeitig sicherstellen, dass sie ihren später im Jahr anfallenden Verpflichtungen gegenüber dem Staat nachkommen können. Insgesamt ist festzustellen, dass sich das Sentiment am Markt leicht gebessert hat, wobei auch die Risikobereitschaft, beispielsweise Investitionen in eher spekulative Werte zu tätigen, etwas gestiegen ist. Generell allerdings bevorzugen Anleger derzeit Aktien von Unternehmen, die über Gewinnerholungen bzw. solide Ertragsperspektiven berichten können. Während wir vor diesem Hintergrund sich bietende Chancen am japanischen Aktienmarkt durchaus nutzen würden, raten wir jedoch von einem zu aggressiven Vorgehen ab. So ist das Umfeld für japanische Aktien weiterhin von zahlreichen Schwierigkeiten, allen voran den anhaltenden konjunkturellen Problemen, den deflationären Tendenzen sowie der Bankenmisere gekennzeichnet. Auch die den Export belastende Stärke des Yen gegenüber dem US-Dollar sorgt immer wieder für Verunsicherungen. Hieran können auch die Interventionen der BoJ derzeit nichts ändern.
Quelle: Union Investment
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