Kommentar
10:17 Uhr, 27.05.2003

Union Investment - Rückblick Aktienmärkte

An den internationalen Börsen ging es in den vergangenen Tagen mit den Kursen nach unten. Die Dollarschwäche wird von vielen Marktteilnehmern in Europa sehr kritisch gesehen, da sich hierdurch für exportabhängige europäische Firmen die Absatzchancen verringern. Die Aktienkurse diesseits des Atlantiks sackten am Montag deutlich ab. In Deutschland mehrten sich zudem die Sorgen über eine bevorstehende Deflation.

Die US-Aktienmärkte zeigten sich zu Wochenbeginn in einer schwachen Verfassung. Äußerungen des US-Finanzministers John Snow auf dem G-8-Finanzministertreffen, in denen er die jüngsten Wechselkursschwankungen als "ziemlich moderat" bezeichnete, hatten den Kurs der US-Währung und auch die Börsenkurse nach unten gezogen. Im weiteren Verlauf konnte sich der Markt jedoch wieder etwas erholen. Immerhin hat das Steuersenkungspaket der US-Regierung nun den Kongress formal passiert und verlieh den Investoren damit etwas Mut. Deutlich zulegen konnte die Aktie des Konsumgüterherstellers Altria (vormals Philip Morris). Ein Gericht in Florida hat das Urteil gegen die größten US-Tabakkonzerne zur Zahlung von 145 Milliarden Dollar Schmerzensgeld an Raucher aufgehoben. Die Kläger hatten Schmerzensgeld für 300.000 bis 700.000 Raucher geltend gemacht und von einer Jury vor knapp drei Jahren Recht bekommen. Die Papiere des Computerherstellers Hewlett-Packard und der Baumarktkette Home Depot zogen ebenfalls deutlich an. Die beiden Unternehmen hatten mit ihren veröffentlichten Quartalszahlen die Markterwartungen übertroffen. Die Muttergesellschaft von United Airlines, UAL Corp., profitierte von Medienberichten, denen zufolge die zweitgrößte US-Fluggesellschaft bis zum Jahresende das Insolvenzverfahren abschließen wird. Ein Urteil des Obersten Gerichtshofs der USA belastete hingegen die Pharmawerte. Dieser entschied, dass der Bundesstaat Maine ein Gesetz erlassen kann, durch das die Preise verschreibungspflichtiger Medikamente für Arme und Nicht-Versicherte gesenkt werden. Auch an der Nasdaq sorgte der schwache Dollarkurs zu Wochenbeginn für deutlich niedrigere Kurse. Die unerwartet guten Quartalszahlen des Computerherstellers Hewlett-Packard (HP) konnten daran zunächst nichts ändern, doch schaffte es der Nasdaq Composite im Wochenverlauf wieder über die Marke von 1.500 Punkten. Kräftige Kursverluste verbuchte Ciena. Der Netzwerkausrüster hat zwar seinen Verlust im zweiten Quartal bei schrumpfendem Umsatz reduziert, doch zugleich für das nächste Quartal ein stagnierendes Geschäft angekündigt.

An der japanischen Börse konnte der Nikkei mit leichten Zuwächsen überzeugen und sich über der Marke von 8.000 Punkten festsetzten. Der dortige Aktienmarkt profitiere im Wochenverlauf offenbar von der Abschwächung des Yen gegenüber dem US-Dollar und dem Euro, wobei exportorientierte Werte an der Spitze lagen. Als besonders gesucht und damit als Stütze des Gesamtmarktes erwiesen sich Autowerte und -zulieferer. Die in den letzten Handelstagen stark gebeutelten japanischen Finanzaktien konnten sich gleichzeitig wieder etwas stabilisieren.

Die europäischen Aktienmärkte reagierten in der vergangenen Woche mit kräftigen Abschlägen auf den Anstieg des Euro, der zeitweise die Marke von 1,18 US-Dollar überschritt und somit auch den ersten Handelskurs von vor vier Jahren übertraf. Wegen der sich verschlechternden Absatzchancen der europäischen Firmen gehörten vor allem die Exportwerte zu den Verlierern. Nach den Anschlägen in Marokko zählte zudem der Touristikkonzern TUI zu den schwächeren Titeln. Erfreuliche Quartalszahlen präsentierte die schweizerischen Gesellschaft Zurich Financial Services und ließ nach vorangegangenen Verlusten die Finanzbranche wieder etwas aufatmen. Der Versicherer hatte im ersten Quartal trotz Abschreibungen auf Aktienanlagen den Gewinn deutlich gesteigert. Am Donnerstag überraschte Siemens die Finanzmärkte mit einer milliardenschweren Wandelanleihe. Mit diesem Schritt verschaffte sich der Elektrokonzern von institutionellen Anlegern rund 2,5 Mrd. Euro, ohne dass dabei akuter Kapitalbedarf im Vordergrund gestanden hätte. Bank-Aktien hatten mit der erneut höheren Zahl an Insolvenzen in Deutschland zu kämpfen. Hierzulande schürten zudem weiter rückläufige Inflationszahlen die Furcht vor einer Deflation. Im TecDax sorgten Äußerungen des Finanzvorstandes von Epcos für einigen Wirbel, der sich bei einer Konferenz über die jüngsten Auftragszahlen sehr besorgt zeigte. Einige Marktteilnehmer interpretierten dies als eine Art Gewinnwarnung, sodass der Kurs kräftig abrutschte, ehe das Unternehmen ein Dementi veröffentlichte. Insgesamt tendierte der TecDax, trotz einiger gefragter Internetwerte, vergangene Woche deutlich schwächer.

Die Berichtssaison der Unternehmen neigt sich nunmehr ihrem Ende entgegen. Von Konjunkturseite erscheint am heutigen Montag für Deutschland der Ifo-Geschäftsklimaindex. Im weiteren Wochenverlauf kommen aus den USA Zahlen zum Verbrauchervertrauen, den Eigenheimverkäufen und den Aufträgen langlebiger Wirtschaftsgüter. Außerdem sind die Quartalsdaten zum BIP und den Unternehmensgewinnen zu erwarten. Am Freitag könnten von Chicagoer Einkaufsmanagerindex und Michigan Sentiment Index für Mai stärkere Impulse ausgehen. Die Börsen in New York und London starten wegen eines Feiertags allerdings erst am Dienstag in die Handelswoche.

Quelle: Union Investment

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen