Kommentar
09:04 Uhr, 01.07.2003

Union Investment - Rentenmarktbericht

Das entscheidende Ereignis in der vergangenen Woche war die Senkung des US-Leitzinssatzes um 25 Basispunkte auf nunmehr 1,00 Prozent. Die Rentenmärkte reagierten darauf mit zum Teil heftigen Kursverlusten. Auf der Konjunkturseite zeigte sich sowohl diesseits als auch jenseits des Atlantiks ein eher gemischtes Bild. Der Handel an den amerikanischen Bondmärkten verlief zu Wochenbeginn ruhig. In Erwartung der am Mittwoch stattfindenden Sitzung des Offenmarktausschusses der US-Notenbank vermieden es Investoren, im Vorfeld größere Positionen einzugehen. Leicht unter Druck gerieten die Anleihen bereits am Dienstag, nachdem der Verbrauchervertrauensindex des US-Forschungsinstituts Conference Board veröffentlicht wurde. Im Juni blieb er mit 83,5 Punkten fast unverändert im Vergleich zum Vormonat und damit über den Konsensusschätzungen. Zwar wurde die aktuelle Lage von den Konsumenten schlechter beurteilt als noch im Mai, aber die Zukunftserwartungen verbesserten sich deutlich. Das relativ stabile US-Verbrauchervertrauen sowie auch die zuletzt veröffentlichten, eher günstigen Fundamentaldaten schmälerten die Wahrscheinlichkeit, dass die FED bei der anstehenden Sitzung den Leitzinssatz um 50 Basispunkte auf 0,75 Prozent senken würde.

Zahlreiche Anleihehändler gingen nunmehr nur noch von einem kleinen Zinsschritt aus, womit sie Recht behalten sollten. Angesichts der jüngsten Anzeichen für eine beginnende wirtschaftliche Erholung senkte die US-Notenbank am vergangenen Mittwoch die Fed Funds Target Rate lediglich um 25 Basispunkte. Der Schlüsselzins in der weltgrößten Volkswirtschaft liegt somit bei einem Prozent und damit auf dem niedrigsten Niveau seit 1958. Zwar wurde mit dieser Entscheidung den Markterwartungen entsprochen, jedoch betonten die Währungshüter, dass nach wie vor nachhaltige Wachstumsimpulse fehlen und das Risiko einer rückläufigen Inflationsentwicklung höher einzuschätzen ist als die Gefahr eines Preisanstiegs. Vor diesem Hintergrund hält sich die Notenbank die Tür für weitere monetäre Lockerungsschritte offen. Hätte die FED ihren Leitzinssatz um 50 Basispunkte gesenkt, bestünde jetzt kaum noch Spielraum für weitere Zinssenkungen. Ankäufe von Staatsanleihen durch die US-Notenbank wären - bei weiterhin schlechter Konjunkturlage - sehr wahrscheinlich geworden. Auf die Zinsentscheidung reagierten die amerikanischen Rentenpapiere mit deutlichen Renditeanstiegen. Entsprechend mussten auch unsere Rentenfonds - vor allem mit längerlaufenden Anleihen - deutliche Wertrückgänge hinnehmen.

Beispielsweise verzeichnete der international ausgerichtete UniRenta in der vergangenen Woche einen Verlust von 0,5 Prozent. Im weiteren Wochenverlauf haben sich keine neuen Aufwärtsimpulse für die US-Bondmärkte ergeben. Zwar wurden noch einige Wirtschaftsindikatoren veröffentlicht, jedoch fielen diese insgesamt gemischt aus. Die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe sind im Vergleich zur Vorwoche weiter gefallen. Allerdings blieb ihre Zahl nach wie vor knapp über der psychologisch wichtigen Marke von 400.000. Ferner konnte bei den Einkommen im Mai ein deutlicher Anstieg verzeichnet werden, was die Hoffnung auf eine konjunkturelle Besserung nährt. Dagegen wiesen die Aufträge für langlebige Güter im Mai einen leichten Rückgang um 0,3 Prozent gegenüber dem Vormonat aus. Überraschenderweise wurde zudem die Zahl zur Entwicklung des realen BIP für das erste Quartal um 0,5 Prozentpunkte auf 1,4 Prozent (annualisiert) revidiert. Ursache war insbesondere die abermalige Kürzung der schon sehr niedrigen Lagerbestände. Aufgrund der starken Korrelation zwischen den amerikanischen und den europäischenRentenmärkten mussten per saldo auch Anleihepapiere in der Eurozone seit Wochenbeginn Kurseinbußen hinnehmen. Insbesondere die in langfristigen Euro-Renten investierenden UniEuroBond und UniEuroBond "XL" wiesen bis zum Wochenende ein Minus von 0,4 Prozent bzw. 0,7 Prozent aus. Hauptauslöser war die geringe Senkung der FED Funds Target Rate durch die US-Notenbank. Darüber hinaus wurden einige Konjunkturindikatoren veröffentlicht, welche zeitweise zusätzlich die Rentenpapiere der Eurozone belasteten. Unter anderem war beim deutschen Ifo-Geschäftsklimaindex im Juni ein unerwarteter Anstieg auf 88,8 Punkte zu beobachten. Im Vergleich zum Vormonat konnten sich dieses Mal beide Hauptkomponenten - die Einschätzung der aktuellen Lage und die zukünftigen Geschäftserwartungen - verbessern. Der Ifo-Index bestätigt damit den Aufwärtstrend des ZEW-Index, der bereits vor einigen Tagen veröffentlicht wurde. Dagegen fiel jedoch das Ergebnis des französischen INSEE-Geschäftsklimaindex schwach aus. Mit 90 Punkten sank er im Mai unter sein Vormonatsniveau. Insbesondere der Rückgang bei der Einschätzung der persönlichen Geschäftserwartungen wiegt schwer und deutet zur Zeit auf keine baldige Wirtschaftsbelebung in Frankreich hin. Darüber hinaus wurden neue Daten zu den deutschen Verbraucherpreisen bekannt gegeben. Im Juni stiegen diese mit 0,3 Prozent unerwartet stark gegenüber dem Vormonatswert. Die Deflationsdiskussion in Deutschland ist damit vorerst in den Hintergrund getreten.

Ausblick: Die in der kommenden Woche zur Veröffentlichung anstehenden Konjunkturindikatoren - u.a. die Einzelhandelsumsätze und Auftragseingänge in Deutschland sowie der ISM-Index in den USA - könnten die Konjunktur stützen. Vor diesem Hintergrund dürften bei den Rentenpapieren weitere Renditeanstiege zu beobachten sein.

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