Union Investment - Rentenmarktbericht
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Die Renditen am Rentenmarkt sind trotz freundlicher Aktienmärkte weiter deutlich rückläufig. EZB revidiert ihre Wachstums- und Inflationsprognosen für 2003 und 2004 spürbar nach unten. Wim Duisenberg erteilt Zinssenkungen in näherer Zukunft dennoch eine Absage. Jüngste Arbeitsmarktdaten, Einzelhandelsumsätze sowie schwaches Verbrauchervertrauen in den USA dämpfen Hoffnungen auf Konjunkturaufschwung. Krise beim Hypothekenfinanzierer Freddie Mac am Anleihemarkt bislang ohne gravierende Auswirkungen.
Den Hoffnungen auf eine rasche Fortsetzung des Zinssenkungstrends hat EZB-Präsident Wim Duisenberg erst einmal eine Absage erteilt. Nach drei Zinssenkungen in den vergangenen sechs Monaten - die letzte in der Vorwoche um 0,5 Prozentpunkte - sieht er vorerst keinen weiteren Handlungsbedarf, obwohl die Inflationsaussichten günstig bleiben. Die Europäische Zentralbank erwartet für 2003 einen Anstieg der Verbraucherpreise um 1,8 bis 2,2 Prozent und für 2004 von 0,7 bis 1,9 Prozent. Damit läge die Teuerung im kommenden Jahr klar unter dem Zielwert von 2,0 Prozent und es bestünde Spielraum für eine Fortsetzung der expansiven Geldpolitik. Impulse von dieser Seite könnte die Wirtschaft der Eurozone gut vertragen, wie die gegenüber der Dezember-Projektion revidierten Wachstumsprognosen der EZB zeigen. Die Notenbanker gehen nun davon aus, dass die Wirtschaftsleistung im Euroraum in diesem Jahr zwischen 0,4 und 1,0 Prozent zunimmt und im nächsten Jahr zwischen 1,1 und 2,1 Prozent. In dieses pessimistische Bild passen auch die zuletzt veröffentlichten Zahlen zur Industrieproduktion in Deutschland und Frankreich, die jeweils um rund ein Prozent zurückgingen. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung DIW geht davon aus, dass das deutsche Bruttoinlandsprodukt auch im zweiten Quartal sinken wird, womit hierzulande die Bedingungen für eine technische Rezession erfüllt wären. Vor diesem Hintergrund überrascht es auch nicht, dass Renten - trotz Kursgewinnen an den Aktienbörsen - weiter fest notierten, was natürlich auch unseren Fonds mit Anlageschwerpunkt Euroland (beispielsweise UniEuroKapital, UniEuroRenta, UniEuroBond) zu Gute kam. Auch der Euro konnte gegenüber der Vorwoche leicht zulegen, was nicht zuletzt in der wieder gestiegenen Hoffnung auf eine Zinssenkung der Fed begründet war. Durch einen solchen Schritt würde sich das Zinsgefälle zwischen Euroland und den USA wieder ausweiten.
Sowohl die Einzelhandelsumsätze und Arbeitsmarktdaten als auch der Tenor des Beige Book (Konjunkturbericht aus den einzelnen Fed-Bezirken) sprechen höchstens für einen verhaltenen US-Aufschwung im zweiten Halbjahr. Das von der Universität Michigan ermittelte Verbrauchervertrauen ging sogar kräftig zurück. Es bleibt daher zu hoffen, dass die umfangreichen Steuersenkungen der privaten Nachfrage zusätzlichen Schub verleihen. Der amerikanische Rentenmarkt zeigte sich jedenfalls weiter in freundlicher Verfassung. Renditen zehnjähriger Treasuries gaben in der Vorwoche wiederum um 16 Basispunkte auf das Rekordtief von 3,1 Prozent nach.
Für Aufsehen sorgten die Vorgänge beim halbstaatlichen Hypothekenfinanzierer FreddieMac. Die Nachrichten von der Entlassung dreier Vorstandsmitglieder und möglicher Ermittlungen der Börsenaufsicht SEC waren dabei auf Aktien- und Rentenseite sehr unterschiedlich aufgenommen worden. Während die Aktien des zweitgrößten Immobilienfinanzierers deutlich nachgaben, weiteten sich die Renditeaufschläge von Freddie-Mac-Anleihen gegenüber Staatspapieren nur leicht aus. Die AAA-Bonität wurde von den Rating-Agenturen auch nicht in Frage gestellt. Obwohl Freddie Mac und Fannie Mae als private Unternehmen geführt werden, genießen die vom US-Kongress vor 30 Jahren ins Leben gerufenen Gesellschaften den Status einer staatlichen Absicherung, der ihnen günstige Refinanzierungskonditionen erlaubt. Entsprechend gering waren auch die Spreads von Freddie-Mac-Bonds gegenüber Staatsanleihen. In unseren Rentenfonds sind Papiere der beiden Hypothekenfinanzierer - von minimalen Restbeständen mit kurzer Restlaufzeit einmal abgesehen - seit längerem nicht mehr vertreten. Zwar profitierten auch diese Anleihen von dem freundlichen Rentenmarktumfeld. Der Renditeaufschlag von Freddie-Mac-Papieren erscheint uns jedoch schon seit längerem unter Risiko-Return-Aspekten zu niedrig. Zum einen bestehen Event-Risiken, deren vollständige Absicherung nicht zwangsläufig gewährleistet ist. Andererseits gibt es auch von politischer Seite immer wieder Kritik an der starken Marktmacht von Fannie Mae und Freddie Mac. Deshalb sehen wir trotz der leicht geweiteten Spreads gegenwärtig auch keinen Anlass, neue Positionen aufzubauen.
Ausblick: Die in der Eurozone zur Veröffentlichung anstehenden Zahlen zur Industrieproduktion und den Verbraucherpreisen dürften keine Überraschungen mehr mit sich bringen, da das Gros der Mitgliedsländer die Daten hierzu bereits bekannt gegeben hat. In der Industrieproduktion ist mit einem spürbaren Rückgang zu rechnen. Die Teuerungsrate sollte bei 1,9 Prozent liegen. Mehr Aufmerksamkeit könnte dagegen der Stimmungsindikator des ZEW erfahren. In den USA stehen mit den Verbraucherpreisen, der Industrieproduktion, dem Philly-Fed-Index und dem Frühindikatoren-Index des Conference Board eine ganze Reihe wichtiger Konjunkturdaten auf der Agenda. Es ist davon auszugehen, dass die Rentenmärkte von den Konjunkturseite unterstützt bleiben.
Quelle: Union Investment
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