Union Investment - Rentenmarktbericht
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Wie vom Markt erwartet hat die Europäische Zentralbank am Donnerstag die Leitzinsen um 50 Basispunkte auf ein historisches Tief von 2,0 Prozent gesenkt. Anleihen gaben daraufhin über alle Laufzeiten nach. Der Euro legte in seinem Anstieg gegenüber dem US-Dollar erst einmal eine Verschnaufpause ein.
Lange haben die Märkte darauf gedrängt - jetzt endlich haben die Notenbanker im EZB-Rat reagiert und den Hauptrefinanzierungssatz in einem großen Schritt um 0,5 Prozentpunkte gesenkt. Mit 2,0 Prozent liegt der Leitzinssatz für alle EWU-Mitgliedsländer auf dem niedrigsten Niveau seit Ende des Zweiten Weltkriegs. Ein mittelfristig positiver Ausblick für die Preisniveaustabilität - wie am Montag bekannt wurde, ist die Teuerungsrate in der Eurozone im Mai auf unter zwei Prozent gefallen und dürfte im Jahresverlauf noch weiter sinken - sowie die verhaltenen Wachstumsaussichten gaben den Ausschlag für diese Entscheidung. Allerdings sieht die EZB gegenwärtig keine akuten Deflationsgefahren. Zwar habe die Euro-Aufwertung, so Wim Duisenberg, die preisliche Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Unternehmen beeinträchtigt, gleichwohl sind die gegenwärtigen Wechselkurse durchaus im Einklang mit den Fundamentaldaten zu sehen - eine Überbewertung der Gemeinschaftswährung liege bislang nicht vor. Mit dem Hinweis auf das immer noch niedrigere amerikanische Zinsniveau nährte Duisenberg darüber hinaus die Spekulationen auf weitere Zinssenkungen. Wir können uns deshalb durchaus vorstellen, dass der jüngste Zinsschritt nicht der letzte in dem aktuellen Zyklus war und es im zweiten Halbjahr noch zu einer weiteren Lockerung kommt. Die angeschlagene europäische Konjunktur könnte weitere geldpolitische Impulse jedenfalls gut vertragen. Die Aussichten für die europäischen Rentenmärkte bleiben trotz des seit Jahrzehnten niedrigsten Renditeniveaus stabil. Anzeichen für eine Blase an den Bondmärkten sind bislang keine zu erkennen. In Erwartung einer fortgesetzten Euro-Aufwertung sind die europäischen Rentenmärkte auch für internationale Investoren weiterhin attraktiv. Wir empfehlen vor diesem Hintergrund insbesondere Fonds mit Schwerpunkt in mittleren Laufzeiten. Beimischungen aus osteuropäischen Ländern sollten für zusätzliche Performance sorgen - wenngleich Währungsrisiken hier nicht außer Acht gelassen werden dürfen. Mit dem positiven Ausgang des Referendums in Polen steht dem Beitritt des größten osteuropäischen Landes jetzt auch nichts mehr im Wege.
Großbritannien wird wie erwartet den Euro vorerst nicht einführen. Finanzminister Gordon Brown, der die Federführung bei der Überprüfung der fünf Beitrittskriterien hat, begründete dies mit den nach wie vor bestehenden ökonomischen Unterschieden zwischen dem Vereinigten Königreich und dem Kontinent. Allerdings ist das Thema damit nicht endgültig ad acta gelegt, sondern kommt bereits im kommenden Jahr wieder auf die politische Agenda. Das Britische Pfund verbilligte sich nach Bekanntgabe der Entscheidung um rund zwei Cent auf 1,40 Euro. Am Rentenmarkt gaben zuletzt kürzere und mittlere Laufzeiten leicht nach, während das lange Ende unverändert blieb. Dies deckt sich auch mit unserer Einschätzung, dass gerade in den mittleren Laufzeiten noch Potenzial steckt. Diesen Bereich haben wir beispielsweise im UniEuropaRenta in jüngster Zeit spürbar aufgestockt. In Großbritannien besteht trotz der im Vergleich zu Euroland besseren Makrodaten weiterhin Zinssenkungsfantasie, zumal sich die Bank von England den jüngsten Zinssenkungen der EZB und der Schwedischen Reichsbank nicht anschloss.
Obwohl mit dem gestiegenen Chicago-Einkaufsmanager-Index, weitgehend stabilen Konsumausgaben, einem deutlich erholten Verbrauchervertrauen und einem verbesserten ISM-Index bei einem leichten Anstieg der Arbeitslosenquote die letzten Konjunkturdaten aus den USA in der Mehrzahl freundlich waren, verzeichneten die Rentenmärkte erneut Kursgewinne. Über alle Laufzeiten gaben die Renditen in der Vorwoche nach. 10-jährige US-Treasuries notierten zum Wochenschluss 12 Basispunkte tiefer. Für die Renditerückgänge am kurzen Ende war die fast unverschlüsselte Ankündigung von Alan Greenspan, abermals die Leitzinsen zu senken, verantwortlich. Aus dem sehr steilen Verlauf der Zinskurve - der Renditeunterschied zwischen zwei- und zehnjährigen US-Staatsanleihen liegt bei beachtlichen 200 Basispunkten - lässt sich jedoch durchaus Hoffnung für die Konjunktur schöpfen
Ausblick: Nach der Fülle an Konjunkturdaten, die in den letzten Tagen veröffentlicht wurden, geht es in der laufenden Woche ruhiger zu. In den USA gilt die größte Aufmerksamkeit dem Konsum (Einzelhandelsumsätze) bzw. den Konsumenten (Verbrauchervertrauen), da diese als Hauptstütze der Konjunktur fungieren. Darüber, ob sich die Wechselkursentwicklung bereits in der Realwirtschaft auswirkt, könnten die Leistungsbilanzdaten Aufschluss geben. Hierzulande dürfte insbesondere die Zahlen zur Industrieproduktion den Markt bewegen.
Quelle: Union Investment
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