Kommentar
08:43 Uhr, 02.09.2003

Union Investment - Rentenmarktbericht

Die jüngst in den USA und Euroland veröffentlichten Konjunkturdaten entsprachen weitgehend den Erwartungen und führten beiderseits des Atlantiks daher auch zu keinen nennenswerten Reaktionen an den Rentenmärkten. Leicht erholt präsentierte sich der Euro, der im Wochenverlauf gut einen Cent gegenüber dem US-Dollar zulegen und damit die Abwärtsbewegung der letzten Wochen erst einmal stoppen konnte.

Die zuletzt in der Eurozone veröffentlichten Stimmungsindikatoren lassen eine Konjunkturbelebung in der zweiten Jahreshälfte immer wahrscheinlicher werden. Sowohl der belgische BNB-Frühindikator, dem wegen der engen wirtschaftlichen Verflechtung Belgiens mit den übrigen Euro-Staaten eine hohe Prognosekraft zugesprochen wird, als auch der deutsche Ifo-Geschäftsklimaindex sind weiter gestiegen. Beim Ifo-Index haben sich mit der Einschätzung der aktuellen Lage und den Geschäftserwartungen beide Komponenten spürbar verbessert. Die gestiegenen Aktienkurse, der verringerte Außenwert des Euro sowie die positiven Konjunktursignale aus den USA haben zu dieser erfreulichen Entwicklung beigetragen. Was jetzt noch fehlt, ist die Bestätigung durch harte Daten. Doch hier sind bislang noch keine nennenswerten Fortschritte zu verzeichnen. Die Konsumenten halten sich weiter zurück, wie die rückläufigen deutschen Einzelhandelsumsätze im Juli zeigten. Das beabsichtigte Vorziehen der Steuerreform könnte hier allerdings für neuen Schwung sorgen. Durch den jüngsten Anstieg der Ölpreise sowie die preistreibende Wirkung der Hitzewelle auf den Nahrungsmittelsektor hat auch die Inflationsrate in der Eurozone wieder leicht angezogen. Sie erhöhte sich nach vorläufigen Schätzungen im August auf 2,1 Prozent nach 1,9 Prozent im Juli.

Vor diesem Konjunkturhintergrund ist die Zinssenkungsfantasie vollständig aus dem Markt gewichen. Bis Ende 2004 sind bereits Zinserhöhungen von 100 Basispunkten eingepreist, was uns allerdings übertrieben erscheint. Die Konjunkturaussichten sind zwar besser geworden, von einem selbsttragenden Aufschwung sind wir jedoch noch weit entfernt, sodass die Unterstützung durch eine expansive Geldpolitik weiterhin wünschenswert ist. Am kurzen Ende könnten die Renditen daher durchaus wieder ein Stück zurückgehen. In den längeren Laufzeiten dürften wir zwar einen erheblich Teil des Renditeanstiegs bereits hinter uns haben, ein Anstieg bis 4,5 Prozent bei den zehnjährigen Bundesanleihen liegt jedoch im Bereich des Möglichen. Daher ändert sich auch nichts an unserer Empfehlung für Kurzläuferfonds wie UniKapital, UniEuroKapital und UniEuroKapital Corporates, die dieses Laufzeitsegment abdecken.

In den Vereinigten Staaten verdichten sich die Anzeichen für einen Konjunkturaufschwung. Der stark beachtete Chicago-Einkaufsmanagerindex stieg im August nochmals kräftig an, was für den am Dienstag zur Veröffentlichung anstehenden nationalen Einkaufsmanagerindex ISM eine gute Vorgabe ist. Darüber hinaus gingen im Juli sowohl Einkommen als auch Verbrauchsausgaben der Haushalte nach oben. Damit finden die freundlichen Frühindikatoren verstärkt Niederschlag in harten Fakten. Da fiel es auch nicht weiter ins Gewicht, dass der Michigan-Index zum Verbrauchervertrauen nach den Anstiegen der Vormonate leicht nachgab. Doch auch dieser Rückgang trägt einen guten Kern in sich, weil er auf Befürchtungen der Konsumenten zurückgeht, Inflation und Zinsen würden wieder steigen beides gewöhnlich Merkmale einer Konjunkturverbesserung. Allerdings dürfte die erwartete wirtschaftliche Erholung bereits zu einem Gutteil in den Rentenkursen enthalten sein, nachdem die US-Bonds in den letzten beiden Monaten auf eine steile Talfahrt geschickt wurden. Europäischen Anlegern kam jedoch die jüngste Aufwertung des US-Dollar gegenüber dem Euro zugute, sodass die Verluste am Rentenmarkt durch Währungsgewinne kompensiert werden konnten.

Ausblick: Der Konjunkturkalender ist in dieser Woche voll belegt. Nach dem heutigen Feiertag (Labor Day) stehen in den USA in den kommenden Tagen insbesondere die ISM-Zahlen aus der Industrie und dem Dienstleistungssektor zur Bekanntgabe an. Aufschluss darüber, wie die Fed die wirtschaftliche Situation der USA beurteilt, findet sich im Beige Book, welches am Mittwoch vorgestellt wird. Den größten Einfluss auf die Marktentwicklung dürften jedoch die Arbeitsmarktdaten haben, die am Freitag veröffentlicht werden. Nach wie vor gilt die Entwicklung am Arbeitsmarkt als größtes Risiko für die US-Konjunktur. In Euroland stehen ebenfalls die Einkaufsmanagerindizes auf der Agenda. Hierzulande dürften indes die Industrieproduktion und Auftragseingänge sowie die Arbeitslosenquote im Mittelpunkt des Interesses stehen.

Quelle: Union Investment

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