Kommentar
12:14 Uhr, 30.09.2003

Union Investment: Rentenmärkte im Blick

Im Gefolge des G7-Gipfels von Dubai ist der US-Dollar gegenüber Euro und Yen unter Druck geraten. Die Verringerung der Förderquoten durch die Opec wird von den Finanzmärkten als ein Konjunkturrisiko eingestuft. Die Bondmärkte beiderseits des Atlantiks legten vor diesem Hintergrund im Wochenverlauf spürbar zu. In Deutschland steigt der Ifo-Index zum fünften Mal in Folge.

Der vor allem von den USA auf dem jüngsten G7-Gipfel der führenden Industrienationen formulierte Wunsch nach einer höheren Flexibilität der Wechselkurse führte zu kräftigen Ausschlägen an den Devisenmärkten. Insbesondere die Währung des G7-Mitglieds Japan kam daraufhin unter erheblichen Aufwertungsdruck. Interventionen der japanischen Notenbank (BoJ) zur Verteidigung der Marke von 115 Yen/USD wurden zwischenzeitlich eingestellt, woraufhin die japanische Währung bis auf 111 Yen/USD stieg. Gleichzeitig machte auch der Euro gegenüber dem US-Dollar weiter kräftig an Boden gut und kletterte zeitweise über die 1,15 USD. Damit ist die Gemeinschaftswährung wieder auf dem besten Wege zu seinem Rekordhoch von Mitte Juni bei 1,18 USD.

Wir gehen jedoch davon aus, dass die BoJ der Aufwertung des Yen nicht tatenlos zusehen wird. Spätestens bei einem Wechselkurs um 110 Yen/USD dürfte sie wieder zu Gunsten des US-Dollars intervenieren. Eine massive Yen-Aufwertung wäre für Japan mit großen Risiken verbunden. Das Deflationsproblem würde sich wieder verstärken und dem im ersten Halbjahr vor allem durch eine rege Exporttätigkeit stimulierten Konjunkturaufschwung dürfte wahrscheinlich schnell die Luft ausgehen. Durch Repatriierung von Auslandsanlagen könnte sich der Aufwertungsdruck vermutlich noch verstärken. Darüber hinaus besteht für Japan das Problem, dass China und verschiedene andere asiatische Länder ihre Währung fest an die amerikanische Währung gebunden haben und diese dadurch von der Dollar-Abwertung ebenfalls profitieren. Japans Konkurrenzfähigkeit auf den internationalen Gütermärkten wäre gefährdet. Vor diesem währungspolitischen Hintergrund rechnen wir auch in absehbarer Zeit nicht mit einer Abkehr von der Nullzinspolitik der BoJ. In unserem globalen Portefeuilles (UniRenta, UniRenta net) sind Yen-Positionen inzwischen leicht übergewichtet. Wegen des Schwerpunkts auf kürzeren Laufzeiten sind wir in der Duration neutral positioniert.

Neben der Entwicklung an den Devisenmärkten rief auch der jüngste Opec-Beschluss zur Verringerung der Förderquoten Unsicherheit an den internationalen Finanzmärkten hervor. Umschichtungen in Richtung sicherer Renten waren die Folge. Die Entscheidung der Opec verdeutlichte noch einmal, dass für den von der großen Mehrheit der Marktteilnehmer erwarteten Konjunkturaufschwung nach wie vor erhebliche Risiken bestehen. Ein steigender Ölpreis wird dabei als ein wichtiger Risikofaktor angesehen. Für die Europäer ist der in US-Dollar gerechnete Ölpreis zwar nur moderat gestiegen, wegen der engen internationalen Konjunkturverflechtung würden negative Effekte auf die USA aber auch hierzulande die Wirtschaft belasten.

In diesem Umfeld mit Turbulenzen an den Devisenmärkten und dem Ölpreisanstieg auf 27 USD geriet die Veröffentlichung des Ifo-Geschäftsklimaindex in den Hintergrund. Zum fünften Mal in Folge verbesserte sich das wichtige deutsche Konjunkturbarometer. Allerdings ging der Anstieg nur auf die Erwartungskomponente zurück, bei der Einschätzung der aktuellen Lage zeigten sich die Befragten pessimistischer als noch im August. Insgesamt fehlt dem Konjunkturaufschwung ein festes Fundament. Der gestiegene Euro-Wechselkurs und Unsicherheiten über den Fortgang des Reformprozesses könnten sich noch als Hemmschuhe für die Konjunkturerholung erweisen. Die Renditen zehnjähriger Bundesanleihen sind in der Vorwoche auf 4,03 Prozent gefallen und liegen damit spürbar unter dem Niveau von Anfang September, was auch der Performance unserer europäischen Rentenfonds (z.B. UniEuroBond, UniEuroRenta) zugute kommt.

Ausblick: Eine Flut von Konjunkturdaten steht in der kommenden Woche zur Veröffentlichung an. Die nach wie vor bestehende Unsicherheit über den Aufschwung dürfte wohl erst dann weichen, wenn vom US-Arbeitsmarkt Anzeichen für eine Entspannung ausgehen. Der am Freitag zur Bekanntgabe anstehende Arbeitsmarktbericht dürften hier wertvolle Informationen liefern. Zum Monatsbeginn werden auch die als wichtige Frühindikatoren geltenden Einkaufsmanagerindizes aus Industrie und Dienstleistungssektor (für die USA und Euroland) vorgestellt.

Quelle: Union Investment

Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 110 Milliarden Euro verwaltet die Gesellschaft per Ende Juni 2003. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 3,9 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.

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