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12:28 Uhr, 05.05.2003

Union Investment - Marktüberblick MultiMedia

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Originalmeldung von Union Investment

Am Jahresanfang verzeichneten die Titel der Branchen Telekommunikation und Medien zunächst deutliche Kursrückgänge, womit sie den negativen Vorgaben der internationalen Aktienmärkte folgten. Das alles beherrschende Thema war der Irak-Krieg, in dessen Vorfeld es an den Börsen zu erheblichen Einbrüchen kam. Erst seit Mitte März, als sich nach monatelangem Tauziehen um eine UN-Resolution eine konkrete Entscheidung der USA zum Waffengang im Irak abzeichnete, wich die Unsicherheit der Anleger. Die internationalen Börsen konnten sich - und damit auch die MultiMedia-Werte - deutlich erholen, obwohl es bislang kaum Anzeichen für eine Besserung der konjunkturellen Situation gibt. Auch der Ausbruch der Lungenkrankheit SARS, die gegenwärtig in Asien und Kanada grassiert, konnte die Stimmung noch nicht nachhaltig eintrüben. Es scheint, als ob der Markt momentan schlechte Nachrichten ignoriert, weil er nach dem jahrelangen Kursverfall eine Erholung regelrecht herbeisehnt.

Zu Beginn des 1. Quartals 2003 sind die Werte der Telekommunikationsbranche entsprechend dem allgemeinen Börsentrend zunächst gefallen. Doch seit dem jüngsten Aufschwung, der kurz vor Beginn des Irak-Kriegs einsetzte, haben die europäischen Telekom-Titel besser als der breite Markt abgeschnitten. Dagegen weisen die US-Werte eine unterdurchschnittliche Performance auf. Grund für die relative Schwäche insbesondere der amerikanischen Festnetzgesellschaften ist die spezifische Struktur des dortigen Telekom-Marktes. So leiden einerseits die regionalen Festnetzbetreiber wie z.B. SBC Communications oder Bell South unter rückläufigen Einnahmen, die aus einem stagnierenden Gesprächsaufkommen bei kontinuierlich sinkenden Preisen resultieren. Angesichts der fehlenden Wachstumsfantasie sind diese Aktien immer noch hoch bewertet. Andererseits macht sich bei den Anbietern von Ferngesprächen wie AT&T der fehlende Ortsnetzanschluss bemerkbar, der ihnen den direkten Zugang zu den Endkunden verwehrt. Diesen könnten sie nur durch hohe Investitionen in alternative Zugangswege erhalten, wovon sie angesichts mangelnder Rentabilität verständlicherweise absehen. Im Vergleich zu ihren amerikanischen Pendants erfreuen sich die europäischen Telefongesellschaften und -ausrüster jüngst wieder einer höheren Wertschätzung. Bei den hiesigen Netzbetreibern sind Orts- und Fernnetz nicht getrennt. Aufgrund ihres festen Kundenstamms verfügen sie über eine stabile Einnahmequelle, während die Internet- und Mobilfunksparten weiterhin für Wachstum sorgen. Inzwischen sind die größten bilanziellen Lasten, die aus den überteuerten Übernahmen und dem Erwerb der UMTS-Lizenzen Ende der Neunziger Jahre resultierten, abgeschrieben, sodass die zukünftigen Gewinne wieder besser ausfallen werden. Zudem verbuchen die meisten Gesellschaften erste Erfolge beim Abbau ihrer hohen Schulden. Aktuell steht die Deutsche Telekom im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit, da die Regulierungsbehörde ab Ende April 2003 mit ,,Call-by-call" erstmals Wettbewerb im deutschen Ortsnetz zugelassen hat. Wir sind zuversichtlich, dass dies keine große Bedrohung für die Telekom darstellt, da die Ortsgespräche nur einen geringen Teil der Telefonrechnungen ausmachen und viele Anbieter von ,,Call-by-call"-Diensten bereits in den letzten Jahren aus dem Markt ausgeschieden sind. Zudem ist fraglich, ob die Kunden, die teilweise schlechte Erfahrungen mit schwarzen Schafen aus der Branche gemacht hatten, die neuen Möglichkeiten in großem Umfang nutzen werden. Wir gehen davon aus, dass die etablierten Anbieter wie z.B. Arcor dem Platzhirsch nur einen niedrigen einstelligen Marktanteil im Ortsnetzgeschäft abspenstig machen können. Da wir kaum Gefahren für die dominante Marktstellung der Deutschen Telekom sehen, bleibt sie weiterhin einer unserer Favoriten. Das Unternehmen befindet sich inzwischen auf einem erfreulichen Konsolidierungskurs, bei dem die Generierung von Cash Flow und der Schuldenabbau im Mittelpunkt stehen. Im Mai wird das Unternehmen ein neues Restrukturierungsprogramm bekannt geben, bei dem die höchsten Kosteneinsparungen im Festnetzbereich (T-Com und T-Systems) realisiert werden sollten.

Der finnische Mobilfunkausrüster Nokia hat Mitte April die Ergebnisse des ersten Quartals 2003 präsentiert, die insgesamt gemischt ausgefallen sind. Obwohl das Ergebnis je Aktie leicht zurückgegangen ist, konnte Nokia die gedämpften Erwartungen der Analysten übertreffen. Im Kerngeschäft mit Mobiltelefonen erhöhte sich die abgesetzte Stückzahl um 13 Prozent. Vor allem die Geräte aus dem unteren Marktsegment erfreuen sich großer Nachfrage. Diese Tatsache, verbunden mit dem Dollarkursverfall, führte per saldo nur zu einem moderaten Umsatzanstieg von 1 Prozent. Um so erfreulicher ist, dass das Unternehmen seine operative Marge im Handy-Segment von 22,2 Prozent auf aktuell 23,9 Prozent ausbauen konnte. Somit ist Nokia der einzige Hersteller, der mit der Produktion von Mobiltelefonen überhaupt Geld verdient, wobei sogar das untere Marktsegment aufgrund der hohen Stückzahlen hoch profitabel ist. Nokia hat im Handy-Geschäft aktuell einen Marktanteil von rund 38 Prozent, und ist optimistisch, diesen in Zukunft weiter ausbauen zu können. Auf der anderen Seite hat sich die Netzwerksparte mit einem Umsatzrückgang von rund 15 Prozent und einem Segmentverlust im dreistelligen Millionenbereich zum Sorgenkind der Finnen entwickelt. Zu der Absatzschwäche gesellt sich ein unerwarteter Restrukturierungsaufwand von ca. 400 m ¬. Auch für den Rest des Jahres rechnet Nokia in diesem Geschäftsfeld nicht mit einer Besserung der Lage - ein klares Indiz dafür, dass die Telefongesellschaften ihre Investitionen auf das Notwendigste beschränken, um die Entschuldung nicht zu gefährden. Dies gilt vor allem für den Aufbau des neuen UMTS-Mobilfunknetzes.

Die Aktien des Mediensektors legten seit Jahresbeginn eine regelrechte Achterbahnfahrt hin. Zunächst entwickelten sie sich weitaus schlechter als der Gesamtmarkt, verzeichneten seit Mitte März aber wieder überdurchschnittliche Kursgewinne. Dabei gingen die größten Impulse von den amerikanischen Medienwerten aus. Die Investoren setzen in den USA bereits wieder auf eine baldige konjunkturelle Erholung. Zudem konnten die dortigen Unternehmen jüngst Quartalsergebnisse vorlegen, welche die Erwartungen größtenteils übertrafen. Dagegen kam es in Europa im gleichen Zeitraum zu mehreren Gewinnwarnungen, u.a. bei Wolters Kluver. Die hiesigen TV-Sender leiden weiterhin unter einem Einbruch der Werbeeinnahmen. So sind diese beispielsweise in Deutschland im ersten Quartal 2003 um 6 Prozent zurückgegangen. Bei ProSiebenSAT1 Media stellte sich die Situation mit einem Minus von rund 10 Prozent noch dramatischer dar, während RTL aufgrund des Erfolgs von ,,Deutschland sucht den Superstar" die Einnahmen um 6 Prozent steigern konnte. Trotz der angespannten Branchensituation erholten sich auch die europäischen Medientitel im Zuge der allgemeinen Markterholung deutlich, wobei besonders diejenigen Werte hohe Kurszuwächse verzeichneten, die vorher aufgrund ihrer schwachen Ertragslage am tiefsten gefallen waren. Dies sind z.B. Havas Advertising, EMI, Reuters und Wolters Kluver. Bei diesen Unternehmen gibt es bisher keinerlei Anzeichen für eine fundamentale Verbesserung des Geschäfts. Diejenigen Aktien, die sich in dem gegenwärtig schwierigen Branchenumfeld weiterhin behaupten können, wie die niederländische Verlagshäuser VNU und Reed Elsevier, gerieten zuletzt im Vergleich zu den ,,Fallen Angels" ein wenig ins Hintertreffen. Mittelfristig sollten solche Werte von ihrer nachhaltigen Ertragsstärke profitieren können.

In den kommenden Monaten rechnen wir für die Medienbranche insgesamt mit einer Verbesserung der Lage, die von einer erwarteten leichten Konjunkturbelebung ausgehen sollte. Der US-Markt dürfte dabei wieder einmal eine Vorreiterrolle einnehmen. Hier zeichnen sich gegenwärtig bereits erste Erholungstendenzen ab. Im so genannten ,,Upfront"-Geschäft, wo traditionell im Mai bereits die Sendeplätze für die wichtigsten Fernsehprogramme und Sportereignisse ab September im voraus verkauft werden, kommt es bereits heute zu einer Preissteigerung von rund 10 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Damit liegen die Tarife zwar immer noch weit unter den Höchstständen des Booms zum Ende der Neunziger Jahre, aber es deutet sich ein spürbares Anziehen der Nachfrage an. In den USA hat der Werbemarkt kurzfristig unter dem Irak-Krieg gelitten, wobei die Radiosender stärkere Einbußen als die TV-Anstalten zu erleiden hatten. Durch das schnelle Kriegsende haben sich die Belastungen jedoch in Grenzen gehalten.

Quelle: Union Investment

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