Union Investment - Marktüberblick Fernost
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Trotz anhaltender Belastungen durch die hochinfektiöse Lungenkrankheit SARS (Severe Acute Respiratory Syndrome), präsentierten sich die asiatischen Aktienmärkte im April überwiegend in erholter Verfassung. Positive Vorgaben aus den USA und hier gerade auch der technologieorientierten NASDAQ stimulierten dabei das Geschehen. Aber auch die im späteren Verlauf erfolgten Erklärungen der Weltgesundheitsbehörde WHO, dass der Ausbruch von SARS in einigen asiatischen Ländern wie Singapur und Hongkong den Zenit überschritten hat, sorgte letztendlich für eine Stimmungsaufhellung. Äußerst kräftige Kurssteigerungen konnte die Börse in Jakarta vorweisen, der "Rising Star" unter den fernöstlichen Märkten. Eine gefestigte Währung, sinkende Tagesgeldsätze und gute Unternehmensergebnisse sorgen hier für Kauflaune, wobei gerade auch ausländische Investoren einen zunehmenden Gefallen an indonesischen Aktien finden. Allerdings sollte man nicht gewisse potenzielle Gefahrenherde aus dem Auge verlieren wie etwa die hartnäckigen Unabhängigkeitsbestrebungen der Provinz Aceh oder die im nächsten Jahr anstehenden Wahlen, welche mit Blick auf die moslemische Bevölkerung für Unruhe sorgen könnten. In fester Verfassung präsentierte sich auch die südkoreanische Börse, welche in jüngster Zeit insbesondere unter den Spannungen mit ihrem nördlichen Nachbarn zu leiden hatte. In Südkorea zählt insbesondere der Bereich Schiffsbau zu den attraktiven Anlagesektoren. Volle Auftragsbücher und anhaltend gute Auftragseingangszahlen lassen hier auch weiterhin erfreuliche Ergebnisse erwarten. Eine per saldo leicht erholte Tendenz konnten darüber hinaus die Börsen in China, Hongkong und Thailand vorweisen, während der taiwanesische Markt durch die Auswirkungen von SARS deutlich in Mitleidenschaft gezogen wurde. Die konjunkturellen Verhältnisse des stark exportabhängigen und technologieorientierten Landes waren bereits vor Ausbruch der SARS-Epidemie nicht gut und haben sich jetzt nochmals verdüstert.
Mit Blick auf die einzelnen Branchen lässt sich feststellen, dass im Berichtsmonat gerade in Malaysia die Bereiche Kreuzschifffahrt (Star Cruises), Erholung/Freizeit sowie "Gambling" (Glücksspiele, Kasinobetriebe etc.) deutlich durch die Auswirkungen von SARS belastet wurden. Darüber hinaus gerieten auch Aktien aus den Sektoren Airlines und Tourismus insbesondere in Hongkong unter verstärkten Abgabedruck, da die Reiselust infolge der SARS-Seuche deutlich eingeschränkt war. In der Wirtschaftssonderzone mussten generell die sogenannten "China Plays" kräftige Kursrückschläge hinnehmen, wurden jedoch im späteren Verlauf teilweise wieder zurückgekauft. Biotechnologie- und Pharmawerte konnten hingegen mit ihren antibiotischen und antiseptischen Arzneimitteln von der Seuche profitieren und gehörten an den asiatischen Aktienmärkten zu den großen Gewinnern. Auch Internet-Werte waren gefragt, denn - so die Überlegungen - "je mehr Menschen infolge der Seuche zu Hause bleiben, desto häufiger wird das Internet genutzt".
Per saldo konstruktive Haltung: Obwohl die konjunkturellen Probleme in den USA auch die fernöstlichen Aktienmärkte belasten, konnte sich Asien dank der in den letzten drei Jahren in vielen Ländern durchgeführten strukturellen Reformen ein besseres wirtschaftliches Umfeld aufbauen. So weist die Region weiterhin ein robustes Wirtschaftswachstum auf, das sich zunehmend auf die Binnennachfrage stützt. Allerdings ist davon auszugehen, dass der im Vorfeld des Irak-Krieges gesehene Anstieg des Ölpreises den BIP-Zuwachs in Asien als Nettoimporteur dieses Rohstoffes tendenziell geschmälert hat, wobei Länder wie Korea und Thailand besonders betroffen sind. Im Vergleich etwa zu Europa, wo die Wirtschaft bislang immer noch kränkelt, werden die Auswirkungen jedoch weit weniger negativ sein. Darüber hinaus hat sich SARS zu einem stärker als zunächst erwarteten Belastungsfaktor für die Konjunktur entwickelt und dürfte in der gesamten Region das BIP-Wachstum ein wenig dämpfen. Abgesehen von diesen negativen Einflussfaktoren stehen wir den fernöstlichen Aktienmärkten konstruktiv gegenüber. Im einzelnen bewerten wir den Markt in China weiterhin positiv, obwohl wir hier zwischenzeitlich nach kräftigen Kurssteigerungen Gewinne realisiert haben. Auch Indonesien und Thailand, wo die Börse nach wie vor von einer unternehmensfreundlichen Regierung profitiert, sehen wir als Outperformer an. Gerade den indonesischen Markt zeichnen günstige Bewertungen und recht gute Unternehmensergebnisse aus. Bei stabilen Währungsverhältnissen dürften sich hier noch attraktive Anlagemöglichkeiten ergeben, zumal das Land als eines der wenigen asiatischen Ausnahmen ein Ölexporteur ist und so von den relativ hohen Ölpreisen profitierte. In Taiwan sind wir vorsichtig optimistisch für Unternehmen, die über ein geschäftliches Standbein in China verfügen ("China Plays") und in Süd-Korea scheint nach den immensen Kursverlusten der letzten Monate das "Schlimmste" überstanden zu sein. Hier würden wir trotz der Unsicherheiten bezüglich der weiteren Atomwaffenpolitik Nord-Koreas generell nicht mehr zu Bestandsminderungen raten, sondern eher Positionsaufbauten vornehmen.
Quelle: Union Investment
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