Kommentar
10:01 Uhr, 29.04.2003

Union Investment - Marktrückblick

Die internationalen Aktienmärkte zeigten sich während der vergangenen beiden Wochen in einer positiven Verfassung. Das Ende der Kämpfe und die langsame Stabilisierung neuer Staatsgewalt im Irak sorgten unter den Investoren für ein deutliches Aufatmen, was sich in entsprechenden Kurszuwächsen niederschlug. Nachdem dieser geopolitische Konfliktherd an Brisanz verlor, richteten die Anleger ihre Aufmerksamkeit wieder verstärkt auf Konjunkturmeldungen und die Unternehmenszahlen der laufenden Berichtssaison. Schwierig bleibt die Situation jedoch in Südostasien und Japan, wo die Lungenkrankheit SARS immer weitere Kreise zieht.

Positive Meldungen während der laufenden Berichtssaison der Unternehmen haben die Kurse an den US-Börsen steigen lassen. Am stärksten fielen dabei die Gewinne im Technologiesektor aus, wo mehrere Ergebnisse die Markterwartungen übertrafen. So kehrte beispielsweise Texas Instruments wieder in die Gewinnzone zurück und lieferte gleichzeitig einen optimistischen Ausblick. Überraschend stark waren gleichfalls die Quartalszahlen von IBM, Intel und Microsoft, die auch anderen Werten Auftrieb verliehen. Erfreuliche Impulse kamen zudem aus dem Finanzsektor. So konnten der Bankenriese Citigroup und Bank of America positiv überraschen. Anders sieht es bei den Autobauern aus. Die gewährten Kaufanreize, um den Absatz stabil zu halten, belasten die Ergebnisse und die Hoffnung auf die Zukunft erscheint etwas getrübt. Turbulent waren die beiden Wochen für die größte US-Fluggesellschaft American Airlines. Nachdem vor Ostern mit einigen Gewerkschaften eine Einigung über Tarifkürzungen erzielt werden konnte, musste der Vorstandsvorsitzende kurz danach seinen Sessel wegen verheimlichter Bonifikationen und Pensionskassenzuschüssen für das Management räumen. Die Konjunkturmeldungen boten ein uneinheitliches Bild. Während die Daten zum Verbrauchervertrauen recht gut ausfielen, versetzte das unerwartet schwache Wirtschaftswachstum den Aktienmärkten einen Dämpfer. Angespannt bleibt die Lage vor allem am Arbeitsmarkt, wo die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe auf hohem Niveau verharrt. An der technologielastigen Computerbörse Nasdaq ging es mit den Kursen besonders kräftig aufwärts. Hier beflügelten die starken Quartalszahlen von Nokia, IBM und Intel. Überzeugen konnte auch der Internet-Buchhändler Amazon, dessen Papiere nach guten Geschäftszahlen und einem optimistischen Ausblick um rund 15 Prozent nach oben kletterten.

Die Aktienkurse an der Tokioter Börse tendieren weiterhin sehr schwach. Der Nikkei unterschritt inzwischen sogar die Marke von 7.700 Punkten. Hauptgrund dafür sind die Verkäufe von zahlreichen Pensionsfonds, die ihre Aktienbestände deutlich bereinigen. Zudem kamen von dem Elektronikkonzern Sony enttäuschende Geschäftszahlen. Der Kurs gab daraufhin am Freitag und Montag um insgesamt rund 27 Prozent nach, ehe die Papiere vom Handel ausgesetzt wurden. Andere Technologietitel hatten ebenfalls darunter zu leiden. Die Meldungen über die Ausbreitung der Lungenkrankheit SARS insbesondere in Asien trübten die Stimmung zusätzlich ein.

Die europäischen Aktienmärkte konnten in den beiden letzten Wochen weiter dazugewinnen. Der DAX schaffte es kurzzeitig sogar knapp über die 3.000-Punkte-Marke, musste an den letzten beiden Handelstagen jedoch wieder Kursrückschläge hinnehmen. Hierbei gehörten Finanztitel auch wegen der guten Quartalszahlen mehrerer US-Banken zu den stärksten Werten, bevor letzten Donnerstag die Gewinnwarnung der Deutschen Bank wieder etwas belastete. Der deutsche Branchenprimus wird für das erste Quartal aufgrund von außerordentlichen Abschreibungen voraussichtlich einen Nachsteuerverlust von rund 200 Mio. Euro verbuchen. Positiv wurden die Quartalszahlen von Siemens aufgenommen, während Automobiltitel gegenwärtig mit dem ungünstigen Umfeld zu kämpfen haben. DaimlerChrysler enttäuschte mit einer schwachen Prognose für Chrysler den Markt. Nach Angaben des Konzerns wird es für die US-Tochter schwierig, das operative Jahresziel von zwei Milliarden Euro zu erreichen. Auch VW hat für das erste Quartal ein Ergebnis deutlich unter dem Vorjahresniveau angekündigt. Enttäuschte Gesichter gab es zudem durch einen unerwartet hohen Verlust beim Chipherstellers Infineon. Sehr freundlich entwickelten sich hingegen die Werte im TecDAX. Hier wirkten sich die guten Vorgaben der amerikanischen Technologiebörse Nasdaq sowie die Zahlen des finnischen Handyproduzenten Nokia und des US-Computerriesen IBM positiv aus.

In dieser Woche setzt sich die Berichtssaison mit ihrem Zahlenreigen weiter fort. Auch seitens der Konjunktur werden marktbewegende Nachrichten erwartet. So erscheint am heutigen Montag u.a. der Ifo-Geschäftsklimaindex. Darüber hinaus wird für die Eurozone in den nächsten Tagen das Geschäfts- und Konsumklima im April sowie die Zahlungsbilanz vom Februar veröffentlicht. Aus den USA kommen ferner Kennzahlen zum Verbrauchervertrauen und der Arbeitsproduktivität sowie den Bauausgaben. Die beiden Einkaufsmanagerindizes ISM und Chicago runden zusammen mit den neuesten Arbeitsmarktzahlen das Spektrum ab. Die Aktienmärkte dürften weiterhin sehr sensibel auf etwaige Enttäuschungen reagieren.

Quelle: Union Investment

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