Union Investment - Marktkommentar UniFonds
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Getragen von zunehmenden Konjunkturhoffnungen in den USA, aber auch von Zinssenkungsspekulationen in Euroland, konnte der deutsche Aktienmarkt in den vergangen Monaten per saldo kräftige Kurssteigerungen vorweisen. Anders als an den europäischen Nachbarbörsen, die im Juni durch Gewinnmitnahmen und Enttäuschungen über den als zu gering empfundenen Zinsschritt der FED unter Verkaufsdruck gerieten, kam es am inländischen Markt bislang nur in geringerem Ausmaß zu negativen Reaktionen. Insgesamt verbuchten DAX und TecDAX alleine seit Ende Mai einen Zuwachs von rund 13 bzw. 12 Prozent, wobei die Verlautbarungen über das Vorziehen der Steuerreform mit zu der erfreulichen Entwicklung beigetragen haben dürften. Im europäischen Vergleich konnte die deutsche Börse mit diesem Ergebnis ihren Vorsprung in 2003 weiter ausbauen. So wies der DAX seit Jahresanfang einen Anstieg von fast 14 Prozent aus, verglichen mit +3,3 Prozent im FTSE 100 und nur +0,3 Prozent im französischen CAC 40. Das deutsche Blue-Chip-Barometer hat damit alleine seit seinem Tiefstand am 12. März rund 50 Prozent zugelegt.
Nach der fulminanten Rallye der letzten Monate wuchs in den letzten Wochen die Nervosität, als die ersten Unternehmensberichte über das zweite Quartal 2003 veröffentlicht wurden. Während die Ergebnisse im Großen und Ganzen den Erwartungen der Analysten entsprachen, sorgten die weiterhin trüben Zukunftsprognosen vieler Gesellschaften für Ernüchterung. Die in den kräftigen Kurssteigerungen vorweggenommene Konjunkturerholung lässt scheinbar länger als erhofft auf sich warten. Besonders die Technologiewerte leiden unter der anhaltend schwachen Nachfrage ihrer Großkunden. So präsentierte erst kürzlich die Walldorfer Softwareschmiede SAP allenfalls durchwachsene Quartalszahlen. Während das Ergebnis nach Steuern leicht positiv überraschte, sah es beim operativen Geschäft etwas schwächer als erwartet aus. Hier enttäuschten die Lizenzumsätze sowie der gedämpfte Ausblick auf die kommenden Monate. Besonders schwach präsentierten sich jüngst die Automobilwerte. Diese litten unter der anhaltenden Dollarschwäche und unverändert schwachen Absatzzahlen in Europa. Alleine im Juni sanken die KFZ-Zulassungen in Deutschland um 2 Prozent und für den weiteren Jahresverlauf gibt es bislang nur wenig Anlass zur Hoffnung. Unter den großen deutschen Autoherstellern verzeichnete seit Jahresanfang lediglich BMW eine positive Kursentwicklung, während die Aktien von VW und Daimler-Chrysler entgegen dem allgemeinen Markttrend Verluste verbuchten. Für Aufregung am deutschen Markt sorgte ebenfalls die Insolvenz der Mannheimer Lebensversicherung, welche gerade die Münchener Rück aufgrund ihrer entsprechenden Beteiligungsverhältnisse in Mitleidenschaft zog. Dagegen beflügelte die Leitzinssenkung der EZB (um 50 Basispunkte auf 2,00%) und die unerwartet gut ausgefallenen Quartalsberichte der amerikanischen Banken auch die heimischen Finanzwerte. Die sehr zinssensitiven Banktitel profitierten von einer wieder besseren Börsensituation sowie Gerüchten über mögliche Übernahmeofferten seitens ausländischer Kreditinstitute. Bei den deutschen Versicherungen wirkte sich positiv aus, dass der gesetzliche Garantiezinssatz für neue Lebensversicherungen zum Jahreswechsel auf 2,75 Prozent gesenkt werden soll. Daher ist für dieses Jahr noch mit einer verstärkten Nachfrage von Kunden zu rechnen, die sich die bisherigen Konditionen sichern wollen.
Von konjunktureller Seite gab es zwar einige ermutigende Signale, doch blieb die Gesamtsituation weiterhin angespannt. Zu den positiven Nachrichten zählte der Anstieg im wichtigen Ifo-Geschäftsklimaindex, der sich zum zweiten Mal in Folge verbesserte. Sowohl die Einschätzung der aktuellen Lage als auch die Geschäftserwartungen waren hier aufwärts gerichtet. Zudem sind nach Angaben des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) die Konjunkturhoffnungen für Deutschland im Juli kräftig gestiegen und signalisieren nun einen Konjunkturaufschwung zu Beginn des nächsten Jahres. Zu dem vorsichtigen Stimmungsumschwung in Deutschland hatten nicht zuletzt die intensiver werdenden Debatten um Strukturreformen am Arbeitsmarkt und in den Sozialversicherungen sowie ein Vorziehen der Steuerreform beigetragen.
Hoffnungen für den späteren Jahresverlauf: Die weiteren Perspektiven am deutschen Aktienmarkt beurteilen wir mit Vorsicht, aber nicht ohne Hoffnung für den späteren Jahresverlauf. Derzeit allerdings sollten trotz der jüngsten Kurssteigerungen die Erwartungen hinsichtlich weiterer Aufwärtsbewegungen nicht zu hoch angesetzt werden. Das gerade in den USA trotz aller Hoffnungen immer noch eingetrübte Konjunkturszenario spricht momentan gegen weitere, nachdrückliche Erholungstendenzen an den Aktienbörsen. Auch bleibt die Gewinnsituation auf Unternehmensseite verhalten, da Ergebnissteigerungen oftmals nicht auf echten Wachstumstendenzen sondern Kosteneinsparmaßnahmen beruhen. Obwohl Deutschland das Schlusslicht in der Eurozone ist, kam es in jüngster Zeit zu einem vorsichtigen Stimmungsumschwung, wobei vor allem die intensiver werdenden Debatten um Strukturreformen am Arbeitsmarkt und in den Sozialversicherungen sowie ein geplantes Vorziehen der Steuerreform hierzu wesentlich beigetragen haben. Alles in allem zwar noch kein sehr ermutigendes Bild, doch nimmt der Markt bereits frühzeitig erwartete Besserungstendenzen vorweg, sodass schon erste Anzeichen einer Wirtschaftsbelebung oder auch Erwartungen hinsichtlich eines kommenden Konjunkturaufschwungs für gewöhnlich honoriert werden. Aufgrund von Bewertungsaspekten rangieren deutsche Aktien innerhalb des Euro-Verbundes bei uns an erster Stelle.
Dispositionen:
In den vergangenen Wochen konzentrierten wir unsere Dispositionen im UniFonds zum einen auf den Ausbau der zyklischen Exposure, um so an einer erwarteten Konjunkturerholung in größerem Ausmaß zu partizipieren. Zum anderen, vor dem Hintergrund der kräftigen Kurssteigerungen im DAX, der seit seinem Tiefstand am 12. März Zuwachsraten von gut 50 Prozent verbuchen konnte, nahmen wir Gewinnrealisierungen bei solchen Werten vor, die ihr Kursziel erreicht hatten. Im Zuge der Maßnahmen kam es zu Bestandserhöhungen in Lufthansa, wobei hier auch Bewertungsgründe eine Rolle spielten. Weitere Zukäufe fanden in ThyssenKrupp und Commerzbank statt. Die Commerzbank-Aktie konnte allerdings innerhalb kürzester Zeit so kräftige Zuwachsraten verbuchen, dass wir den zuletzt erworbenen Bestand wieder mit Gewinn veräußerten. Der Wert ist aber nach wie vor übergewichtet im Portfolio vertreten. Zu den Titeln, die ihr Kursziel erreicht hatten und bei denen wir Teilgewinnrealisierungen vornahmen, gehörten SAP und Infineon. Bei letztgenanntem bauten wir die bestehenden Übergewichtungen ab. Darüber hinaus lösten wir die in Bilfinger & Berger gehaltenen Bestände vollständig auf. Auch hier war das von uns prognostizierte Kursniveau erreicht worden.
Quelle: Union Investment
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