Union Investment - Marktkommentar Fernost
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Das Börsenjahr 2003 war nicht nur für die großen, etablierten Aktienbörsen in Europa, Nordamerika und Japan ein schwieriges Jahr. Auch die fernöstlichen Emerging Markets sahen sich zahlreichen Herausforderungen gegenüber, die von politischen Krisensituationen bis hin zu makroökonomischen Problemen reichten. Zu den Hauptbelastungsfaktoren gehörte die Konjunkturschwäche in den USA, einem der wichtigsten Handelspartner der Region. Obwohl sich die fernöstlichen Länder in den letzten Jahren dank struktureller Reformen ein solides wirtschaftliches Umfeld aufbauen konnten, das sich zunehmend auf die Binnennachfrage stützt, würde ein Exporteinbruch den Wachstumsprozess empfindlich dämpfen. Dies wiederum hätte negative Auswirkungen auf die Unternehmensgewinne und damit auf das Geschehen an den Aktienmärkten. In diesem Zusammenhang wirkten sich auch die Unsicherheiten im Vorfeld des Irak-Krieges deutlich negativ aus, denn es wurde befürchtet, dass die militärischen Auseinandersetzungen den Wirtschaftsprozess in den USA noch weiter schwächten. Hinzu kam ein in Verbindung mit der Irak-Krise kräftig steigender Ölpreis, welcher die Volkswirtschaften Asiens als Nettoimporteur dieses Rohstoffes besonders in Mitleidenschaft zog. Auch die Schwäche des US-Dollars stellte die stark exportabhängige Region vor zusätzliche Probleme. Damit aber noch nicht genug. Eine verschärfte Nuklearpolitik Nordkoreas führte zu Spannungen mit den USA, was insbesondere am südkoreanischen Aktienmarkt zu heftigen Kurseinbrüchen führte. Schließlich war es dann die hochinfektiöse Lungenentzündung SARS (Severe Acute Respiratory Syndrome), welche sich über Asien ausbreitete und angesichts ihrer negativen Auswirkungen auf den Wachstumsprozess der Region zu erheblichen Kursverwerfungen führte.
Vor diesem deutlich beeinträchtigten Hintergrund ist es um so bemerkenswerter, dass die fernöstlichen Börsen per saldo in diesem Jahr eine durchaus erfreuliche Performance vorweisen konnten. Die im April einsetzenden Erholungstendenzen, welche sich verstärkt im Mai fortsetzten, trugen wesentlich zu dieser letztendlich ermutigenden Entwicklung bei. Vor allem im Mai präsentierten sich die fernöstlichen Aktienmärkte in überwiegend fester Verfassung. Nachdem SARS unter Kontrolle gebracht wurde, ist ein gravierender Belastungsfaktor entfallen, der die Entwicklung dieser Region in den letzten Monaten in hohem Maße beeinträchtigt hatte. Aber auch die von den USA ausgehenden Erholungsbewegungen im High-Tech-Bereich stimulierten das Geschehen in Fernost, wo Technologiewerte generell einen hohen Stellenwert haben. Darüber hinaus profitierten die Märkte von zunehmenden Konjunkturhoffnungen in den USA. Insgesamt konnten in diesem Jahr die fernöstlichen Börsen überwiegend erfreuliche Aufwärtstendenzen vorweisen. Zu besonders kräftigen Kurssteigerungen kam es dabei in China, Indonesien und Thailand.
Anlagestrategie und Dispositionen:
Wir stehen den fernöstlichen Aktienmärkten weiterhin konstruktiv gegenüber. Während die konjunkturellen Probleme in den USA auch die fernöstlichen Aktienmärkte belastet haben, sorgen nunmehr zunehmende Hoffnungen auf eine im späteren Jahresverlauf einsetzende wirtschaftliche Belebung für eine deutliche Stimmungsbesserung in Asien. Obwohl sich die fernöstlichen Länder in den letzten Jahren dank struktureller Reformen ein besseres wirtschaftliches Umfeld aufbauen konnten, das sich zunehmend auf die Binnennachfrage stützt, bleibt die USA doch ein sehr wichtiger Handelspartner der Region. Er erhält gerade in diesem Jahr, wo sich Asien zusätzlichen makroökonomischen Belastungen gegenübersieht, große Bedeutung. So wird etwa der im Vorfeld des Irak-Krieges gesehene Anstieg des Ölpreises den BIP-Zuwachs in Asien tendenziell geschmälert haben, wobei Länder wie Korea und Thailand besonders betroffen sind. Allerdings werden etwa im Vergleich zu Europa, wo die Wirtschaft bislang immer noch kränkelt, die Auswirkungen weit weniger negativ sein. Darüber hinaus hat sich SARS zu einem stärker als zunächst erwarteten Belastungsfaktor für die Konjunktur entwickelt Die Seuche dürfte in der gesamten Region das BIP-Wachstum dämpfen, wobei das Ausmaß zwischen 0,5 und einem vollen Prozentpunkt liegen dürfte. Insgesamt wird für die fernöstlichen Länder ein BIP-Anstieg in diesem Jahr von rund fünf Prozent prognostiziert.
Abgesehen von diesen negativen, teilweise vom Markt bereits eingepreisten Einflussfaktoren, stehen wir den fernöstlichen Aktienmärkten jedoch per saldo zuversichtlich gegenüber. Unsere Beurteilung im einzelnen:
Weiterhin positiv bewerten wir den Markt in China, der sich in schwierigen Börsenphasen recht gut behaupten konnte. Ansprechende fundamentale Rahmenbedingungen sollten hier das Geschehen weiterhin stützen. Obwohl die Lungenkrankheit SARS, unter der das Land deutlich gelitten hat, einen dämpfenden Einfluss auf das Wirtschaftswachstum haben wird, gehen offizielle Schätzungen der Regierung von einem BIP-Zuwachs in diesem Jahr von sieben Prozent aus nach acht Prozent in 2002. Im ersten Quartal des laufenden Jahres hatte der Anstieg mit 9,9 Prozent deutlich über den Erwartungen gelegen. Durch die feste Bindung des Renminbi an den US-Dollar kommt dem Land auf der Exportseite derzeit auch die Schwäche des US-Dollars gegenüber Euro und Yen zugute. Insgesamt sind wir im UniEM Fernost in China im Vergleich zur Benchmark übergewichtet.
Darüber hinaus sehen wir die Börsen in Indonesien und Thailand als Outperformer an, wobei der thailändische Markt weiterhin von einer unternehmensfreundlichen Regierung, sinkenden Zinsen und guten Gewinnausweisen profitieren dürfte. Die indonesische Börse, der ,,Rising Star" unter den fernöstlichen Börsen, zählt nach wie vor zu unseren großen Favoriten. Günstige Bewertungen, erfreuliche Unternehmensergebnisse, feste Währungsverhältnisse und sinkende Zinsen, die den verschuldeten indonesischen Firmen zugute kommen, dürften hier noch attraktive Anlagemöglichkeiten eröffnen. Ausländische Investoren finden einen immer größeren Gefallen an indonesischen Aktien, zumal das Land zu den wenigen asiatischen Ölexporteuren zählt und so von den relativ hohen Ölpreisen profitierte. Allerdings sollte man gewisse potenzielle Gefahrenherde nicht aus dem Auge verlieren wie etwa die hartnäckigen Unabhängigkeitsbestrebungen der Provinz Aceh oder die im nächsten Jahr anstehenden Wahlen, welche mit Blick auf die moslemische Bevölkerung für Unruhe sorgen könnten. Indonesische Aktien sind im UniEM Fernost deutlich übergewichtet.
Für Taiwan sind wir optimistisch, insbesondere da der Markt aufgrund der SARS-Epidemie, die hier vergleichsweise lange angedauert hat, zurückgeblieben ist und so noch Nachholpotenzial besitzt. Darüber hinaus profitiert er aufgrund seiner Technologielastigkeit von den Erholungstendenzen im High-Tech-Bereich. Auch eine Belebung der US-Konjunktur wird dem stark exportabhängigen Land Impulse geben. Wir favorisieren in Taiwan unter anderem Gesellschaften, die über ein geschäftliches Standbein in China verfügen (,,China-Plays").
In Südkorea dürfte nach den immensen Kursverlusten der Vergangenheit das Schlimmste überstanden sein, zumal auch das Thema ,,Nordkorea" derzeit an Brisanz verloren hat. Allerdings stehen im Zusammenhang mit ,,Corporate Governance" Untersuchungen bei den großen Unternehmen des Landes, den Chaebols an, welche das Marktpotenzial zwischenzeitlich dämpfen könnten.
Die Börse in Kuala Lumpur hat sich in diesem Jahr noch nicht besonders ausgezeichnet, doch werden hier angesichts des im späteren Jahresverlauf erwarteten Regierungswechsels marktstimulierende Maßnahmen seitens des derzeit noch amtierenden Präsidenten Mahatir erwartet. Insofern können sich durchaus interessante Anlagemöglichkeiten in Malaysia ergeben.
Hinsichtlich der Einzeltransaktionen im UniEM Fernost nahmen wir in jüngster Zeit innerhalb unseres China/Hongkong Anlagesegments Käufe in chinesischen Internet-Werten vor, die an der NASDAQ gelistet sind. Zu ihnen zählten Sina, Sohu.com und Netease.com. Alle drei Unternehmen konnten im vierten Quartal 2002 die Gewinnzone erreichen und verfügen auch weiterhin über ansprechende Geschäftsperspektiven. Ihr Tätigkeitsgebiet erstreckt sich vornehmlich auf die Bereiche SMS und Spiele. Gleiches gilt für das Hongkong-Unternehmen Hongkong.com, welches wir ebenfalls neu in das Portfolio aufnahmen.
Darüber hinaus engagierten wir uns in GZI Transportation, einer Transportgesellschaft, die gebührenpflichtige Straßen in China betreibt. Während Konkurrenzunternehmen bereits kräftige Kurssteigerungen vorweisen können, ist dieser Wert bei gleicher Ausgangssituation zurückgeblieben, was Nachholpotenzial verspricht. Zudem sind die Bewertungen hier noch ausgesprochen günstig.
Hingegen trennten wir uns unter Gewinnmitnahmen von Inner Mongolia Erdos Cashmere, dem größten Cashmerehersteller der Welt. Der Wert hatte in den letzten Wochen den Markt deutlich outperformed.
In Indonesien konzentrierten wir unsere Käufe auf Small- und Mid-Caps. So kam es beispielsweise zu Neuengagements in der Immobiliengesellschaft Duta Pertiwi, in Barito Pacific Timber, einem Unternehmen der Forstwirtschaft und der Ölraffinerie Lautan Luas.
Des Weiteren investierten wir in Cahaya Kalbar und Davomas Abadi, welche Kakao sowie Kokosnussbutter herstellen.
Angesichts der Stimmungsbesserung im High-Tech-Bereich nahmen wir in Südkorea einen Positionsaufbau in dem Computerspezialisten Trigem Computer vor.
Darüber hinaus engagierten wir uns in Binggrae, einem Hersteller von Eiscreme, und tätigten Käufe in Korean Air, welche vor dem Hintergrund der SARS-Seuche deutlich unter Verkaufsdruck geraten war. Wir konnten die Airline nunmehr auf günstigem Niveau erwerben. Gute Frachtzahlen lassen diesen Wert zusätzlich attraktiv erscheinen.
Zu Gewinnmitnahmen kam es hingegen in Hanmi Pharmaceutical, nachdem der Pharmakonzern leicht enttäuschende Ergebnisse ausgewiesen hatte.
In Thailand stand Seamico Securities Public auf der Kaufliste und in Malaysia zählte Star Cruises zu den Neuengagements. Das Kreuzfahrtschiff hatte deutlich unter der SARS-Epidemie gelitten, sodass wir hier das günstige Kursniveau zum Einstieg nutzten.
Die in den fernöstlichen Ländern bereits durchgeführten strukturellen Reformen und vergleichsweise kräftigen Wachstumsraten stellen solide Rahmenbedingen für die Aktienmärkte der Region dar. Treffen die Erwartungen ein, dass es in der zweiten Jahreshälfte 2003 in den USA zu einer durchgreifenden Konjunkturerholung kommt, so werden hiervon die exportabhängigen asiatischen Länder in hohem Maße zusätzlich profitieren. Auch eine Wiederbelebung des High-Tech-Bereichs wird den asiatischen Börsen zugute kommen. Insgesamt sind wir positiv für die weitere Entwicklung eingestellt und gehen davon aus, dass auch der UniEM Fernost von den sich bietenden Anlagemöglichkeiten an den fernöstlichen Emerging Markets profitieren wird.
Quelle: Union Investment
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